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Ihren Titel bezieht diese Liebeskomödie vom gleichnamigen Sachbuch Michael Nasts. Unter der Regie von Helena Hufnagel muss ein eingefleischter Single lernen, dass er dem schmerzenden Pfeil der Liebe nicht ewig ausweichen kann. Hauptdarsteller Frederick Lau hat also einiges Leid humorvoll zu mimen.

Generation Beziehungsunfähig (2021)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Verliebter Single wird geghostet

Tim (Frederick Lau) ist überzeugter Single und datet Frauen nur für Sex. Wenn sein Interesse an ihnen erlischt, was schnell passiert, ghostet er sie: Er reagiert nicht mehr auf ihre Nachrichten. Eines Tages aber dreht sich der Spieß um. Tim verliebt sich in eine junge Architektin (Luise Heyer), die ihrerseits das Spiel mit dem Ghosten perfekt beherrscht. Die Liebeskomödie der Regisseurin Helena Hufnagel („Einmal bitte alles“), die mit Hilly Martinek auch das Drehbuch schrieb, basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Michael Nast aus dem Jahr 2016.

Tim und die nur als Ghost bezeichnete Architektin einigen sich nach einem konfliktreichen Kennenlernen auf gemeinsamen Sex, mit dem es auch ganz gut zu klappen scheint. Einmal essen sie auch noch das von Tim mitgebrachte Asia Food, wie ein richtiges Paar. Aber als er gemeinsames Netflix-Schauen vorschlägt, will sie doch lieber, dass er wieder geht. Danach setzt eine wochenlange Funkstille ihrerseits ein, die ihm schier den Verstand raubt. Wie Frederick Lau mit seinem Liebeskummer hadert, erweist sich als komödiantisch durchaus ergiebig. Sein Leiden und Schmachten ergibt zum großen Teil den Unterhaltungswert dieser Geschichte.

Die filmische Haltung tendiert dabei klar zur Romantik und plädiert für den Mut, zur eigenen Verliebtheit zu stehen und dabei auch die Gefahr einer Abfuhr zu riskieren. Die ghostenden Protagonisten in ihren 30ern haben Angst, sich emotional aus dem Fenster zu lehnen. Außerdem haben sie viele Möglichkeiten, spontan jemanden zu daten und einer nervigen, längeren Beziehungsgeschichte zu entgehen. Die titelgebende Generation aber scheint irgendwie schon halb von gestern zu sein. Das zumindest deutet sich in den Worten von Tims Nichte an, mit der er über seinen Kummer spricht. Er sei doch kein Idiot, natürlich habe er Ghost seine Gefühle nicht gestanden, meint er, worauf die Nichte nur fragt: „Wieso nicht?“

Ja, wo ist eigentlich das Problem?, könnte man sich im Verlauf dieser Geschichte ohnehin öfter fragen. Bevor sich Ghost rar macht, geben Tim und sie doch ein hübsches Pärchen ab, das sich auch ab und zu etwas zu erzählen hat. Luise Heyer spielt Ghost mit ihrem charmant warmherzigen Lächeln so sympathisch, dass völlig rätselhaft bleibt, warum sie auf Abstand geht. Wahrscheinlich ist es aus Selbstschutz, damit er erst lernt, sich zu erklären, sich binden zu wollen. Man muss einfach selbst Erklärungen finden für diese Charaktere und ihr Verhalten, weil sie leider so wenig darstellen, was sie bewegt, wer sie sind. Es baut sich keine Spannung auf, da die Liebe mit ihren Hoffnungen, großen Momenten und ihrer Fallhöhe nicht wirklich spürbar wird. Es knistert nicht, funkt nicht. Und das ist für eine romantische Komödie dann schon ein Problem. Mit lärmenden Popsongs die Stimmung aufheizen zu wollen, klappt in so einem Fall auch nicht so recht.

Dafür gibt es jede Menge Figurenpersonal und einen regen Wechsel kurzer Szenen an diversen Schauplätzen. Tim arbeitet in einer Social-Media-Agentur, nur sieht man ihn praktisch nie bei der Arbeit. Dafür sitzt er gefrustet in der Badewanne, wenn sich am Abend nichts ergeben hat. Oder er besucht den Opa, die Ex-Freundin, die Mutter, ärgert sich über den Bestseller, den sein eigener Vater geschrieben hat. Denn Tim ist selbst Romanautor, aber sein letztes Buch ist über die Jahre zum Ladenhüter geworden. Nun schreibt er also über die Liebe, über seinen ersten Liebeskummer, und dieses Schreiben bildet zugleich die Voice-Over-Erzählung im Film. In der Agentur sitzt ein Chef, der Burnout hat und sich in den Rhein wirft – der Film spielt nämlich in Köln. Tim rettet den Mann und ist sogar ein wenig berührt von seinem Leid. Und die Agenturkollegin Charlie (Henriette Confurius) hat das Daten satt, gründlich satt. Weil danach immer nichts mehr komme, sagt sie. Sie leben hier von Social Media, sie leiden auch unter Social Media, so wie Tims bester Freund und WG-Mitbewohner Luis (Tedros Teclebrhan). Der jobbt als Fake-Flirt auf Dating-Seiten – ja, das Geschäftsfeld gibt es offenbar auch – und hadert mit seinem schlechten Gewissen.

Es passiert also einiges: mal hier und mal da ein Gespräch mit oder ohne Joint, das Zerdeppern von Geschirr an einem Polterabend, Tims Abstürze beim Feiern oder auch mal von einem Gerüst. Zu viel Geplätscher – das könnte das Fazit dieser Komödie sein, die zwar ganz nett anzuschauen ist, aber wohl kaum jemanden vom Hocker hauen dürfte.

Generation Beziehungsunfähig (2021)

Tim (Frederick Lau) hat wie die meisten Singles seiner Generation ein „Problem“: Er ist angeblich beziehungsunfähig. Doch diesen Status benutzt er nur zur Rechtfertigung seines Lebensstils. Nach Dates meldet er sich nicht mehr und swipt lieber zur nächsten Frau, die hoffentlich auch so wie auf ihrem Profilfoto aussieht. Doch als er sich in sein weibliches Spiegelbild Ghost (Luise Heyer) verliebt, befindet er sich auf einmal auf der anderen Seite der Dating-Hölle. Und während Tim noch glaubt, er stelle sich mit seinen Annäherungsversuchen extrem smart an, ist er schon längst von ihr geghostet worden. Denn Ghost hat leider so gar keine Lust auf einen romantischen Tim. 

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