La Mélodie - Der Klang von Paris (2017)

Eine Filmkritik von Maria Wiesner

Nicht völlig glattgebügelt

Irgendwie muss man sich als Musiker über Wasser halten, denkt sich Simon Daoud (Kad Merad). Und so unterschreibt der Geiger einen Vertrag als Lehrer an einer Pariser Schule. Der Geigenunterricht soll hier als Integrationsmaßnahme für die Kinder dienen, denn die meisten von ihnen kommen aus Familien mit Migrationshintergrund und sind irgendwie verhaltensauffällig, so erklärt es ihm der betreuende Schulbeauftragte. Dementsprechend verhält sich die Klasse während Daouds erster Stunde: Die Schüler raufen, sind laut, werfen sich gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf und zeigen keinen Respekt — weder vor dem Instrument noch vor dem Lehrer. Nur einer ist anders: Arnold (Alfred Renely).

Der lugte zunächst nur durchs Fenster, weil im Kurs nicht mehr genug Platz für weitere Schüler war. In der Pause schleicht er sich dann in den Raum, um eine Geige zu berühren und wird dabei erwischt. Daoud nimmt ihn zusätzlich in die Klasse auf und Arnold macht schnell Fortschritte. Daoud merkt schnell, dass er es hier mit einem Naturtalent zu tun hat, dass die Klasse nach vorn bringen könnte.

Wer jetzt denkt, die Handlung von La Mélodie — Der Klang von Paris klinge schwer nach dem typischen französischen Feel-Good-Movie, wie es in den vergangenen Jahren so häufig produziert wurde, der liegt völlig richtig. Natürlich kämpft Daoud um die Aufmerksamkeit seiner Schüler, entdeckt dabei seine eigene Hingabe zum Instrument neu und führt die Kinder zu ihrem ersten großen Konzert in der Pariser Philharmonie. Warum so etwas immer wieder in Frankreich produziert wird, lässt sich fragen, kommen diese Filme doch ausgerechnet aus jenem Land, in dem Truffaut und Godard gegen ein ähnlich bräsiges Kino protestiert haben. Die Antwort liefert ein kurzer Blick in die europaweiten Arthouse-Charts, wo ebenjene französischen Komödien beim Publikum immer wieder ein Renner sind.

Neben diesen leichten französischen Komödien erinnert La Mélodie mit seiner Handlung stark an Filme wie Sister Act 2, Dangerous Minds oder Die Kinder des Monsieur Mathieu, von den Tanzfilmen, bei denen Kinder an Problemschulen mit Ballett oder wahlweise Hip Hop aus dem Ghetto geholt werden, wollen wir mal gar nicht erst anfangen. Besonders aber der bereits genannte Film um Monsieur Mathieu drängt sich als wiederkopierte Vorlage beim Schauen von La Mélodie auf. Abermals trifft ein Lehrer bei seiner Suche nach sich selbst auf eine Klasse und findet hier seine Bestimmung. Wieder geht es um einen undisziplinierten Haufen Kinder, die im Grunde alle sehr liebevolle Charaktere sind, nur bisher keine Chance im Leben hatten, dies unter Beweis zu stellen. Einziger Unterschied ist, dass die Kinder in ihrem familiären Hintergrund dieses Mal heterogener durchmischt sind. Hier scheinen sie quasi angeschwemmt aus allen Flecken der Erde, die man in Ai Weiweis Flüchtlingsdokumentarfilm Human Flow sehen kann: Senegal, Elfenbeinküste, Südostasien, dem Maghreb und dem Nahen Osten.

Und das ist auch der Punkt, für den man Regisseur und Drehbuchautor Rachid Hami, der Franzose mit algerischen Wurzeln ist, loben möchte. Er hat zwar einen Gute-Laune-Film für die ganze Familie geschrieben (der passenderweise kurz vor Weihnachten in die Kinos kommt), aber für diese gute Laune muss nicht alles in völliger weichgespülter Korrektheit enden. Die Kinder bleiben bis zum Ende eine Rasselbande, die von klassischer Musik zwar berührt wird, aber dennoch am Ende nicht völlig glattgebügelt da steht, sondern ihre Ecken und Kanten behält. Sie werden sich weiter mit Schimpfwörtern necken, aber sie haben gelernt, mit sich und miteinander klarzukommen. Das ist und bleibt natürlich die Botschaft, denn sonst wäre es kein Feel-Good-Movie: Durch Kultur, Geduld und Hingabe kann Integration gelingen.

Mit Kad Merad hat man hier auch einen Hauptdarsteller besetzt, der bereits Erfahrung in den seichten Komödien aus Frankreich hat. Man kennt ihn aus Filmen wie Willkommen bei den Sch`tis, Der kleine Nick macht Ferien oder eben jenem Die Kinder des Monsieur Mathieu. Den Geigenlehrer gibt er hier mit einer Miene, die man im besten Fall als stoisch und ein wenig verschlossen bezeichnen kann. Allerdings passiert damit auch nicht viel mehr. Eine Entdeckung ist hingegen Alfred Renely, der den unterprivilegierten Jungen mit Geigentalent in großer emotionaler Bandbreite spielt und den man hier hoffentlich nicht zum letzten Mal auf der großen Leinwand sehen durfte.
 

La Mélodie - Der Klang von Paris (2017)

Irgendwie muss man sich als Musiker über Wasser halten, denkt sich Simon Daoud (Kad Merad). Und so unterschreibt der Geiger einen Vertrag als Lehrer an einer Pariser Schule. Der Geigenunterricht soll hier als Integrationsmaßnahme für die Kinder dienen, denn die meisten von ihnen kommen aus Familien mit Migrationshintergrund und sind irgendwie verhaltensauffällig, so erklärt es ihm der betreuende Schulbeauftragte.

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