Mr. Right (2015)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Profikiller mit Charme

Drehbuchautor Max Landis liebt eigenwillige Genre-Cocktails. In Chronicle – Wozu bist du fähig? verquirlt der junge US-Amerikaner Elemente des Superheldenfilms mit dem vor allem im Horrorbereich weit verbreiteten Found-Footage-Ansatz. American Ultra kreuzt Kiffer-Fantasien und Splatter-Exzesse mit einer parodistischen Agentengeschichte. Und seine Vorlage für Mr. Right bringt Auftragskiller-Action und Romanze zusammen, wobei der Film spürbar von Quentin Tarantinos Gangsterstreifen aus den 1990er Jahren beeinflusst ist. Das Bemühen um eine spleenig-unkonventionelle Erzählung mag man dem Genre-Mix gar nicht absprechen. Halbherzige Gags, diverse Abzieh-Figuren und ein alles andere als raffiniert zusammengebauter Plot lassen die guten Absichten aber weitestgehend ins Leere laufen.

Beim titelgebenden ‚perfekten Mann‘ handelt es sich um den bei der Arbeit stets tänzelnden Auftragsmörder Francis (Sam Rockwell), der seine Profession mittlerweile auf besondere Weise interpretiert. Statt anvisierte Opfer in den Tod zu schicken, erledigt er seine Auftraggeber, da sie ihn zu bösen Taten anstiften wollen. Wie es der Zufall will, begegnet die aufgekratzte Martha (Anna Kendrick) dem charmanten Killer in einem Supermarkt, kurz nachdem sie von ihrem Freund betrogen wurde. Die junge Frau und Francis fühlen sich auf Anhieb zueinander hingezogen und kommen sich schließlich näher. Parallel versucht Francis‘ ehemaliger Partner (Tim Roth), seinen alten Kompagnon zur Strecke zu bringen, während sich die kriminellen Cartigan-Brüder (Anson Mount und James Ransone) die Dienste des Auftragsmörders sichern wollen.

Reizvolle Ansätze und witzige Ideen sind durchaus vorhanden, wie schon der Auftakt zeigt: Als Martha ihren Partner beim Fremdgehen erwischt, redet sich dieser nicht etwa mit der üblichen ‚Es ist nicht so, wie es aussieht‘-Floskel heraus. Vielmehr will er seine Freundin allen Ernstes zu einem Dreier animieren und wirft ihr aufgrund ihrer abweisenden Haltung fehlende Spontaneität und Experimentierfreudigkeit vor. Amüsant ist auch die Tatsache, dass Francis Martha offenherzig von seiner tödlichen Berufung und seinen Erlebnissen als Profikiller erzählt, was sie wiederum als spaßiges Aufplustern und Fabulieren abtut. Ausgehend von diesem Missverständnis zehrt der Film nicht zuletzt von der Frage, wie die junge Frau wohl reagiert, wenn sie die Wahrheit erfährt.

Regisseur Paco Cabezas (Tokarev, Carne de neón) und Drehbuchautor Landis geben darauf eine interessante Antwort, lassen ihr allerdings nicht ausreichend Luft zum Atmen. Besonders die zweite Hälfte der Action-Killer-Liebelei wirkt hastig hingeworfen und versorgt den Betrachter mit comichaft überzogenen Gewaltausbrüchen, die zunehmend ermüden. Überdeutlich fischen die Macher in den Gewässern eines Quentin Tarantino. Allzu häufig ziehen sie dabei aber nur krampfhaft abgedrehte Pointen an Land, denen man höchstens ein Schmunzeln entgegenbringen kann. Beispielhaft ist ein Gespräch über die Vorzüge bestimmter Gummibärchen, das an die lässigen Alltagskonversationen aus Pulp Fiction anschließt, jedoch bloß ein Schulterzucken hervorruft. Der alles andere als originelle Strang rund um die Cartigan-Brüder dient lediglich als Grundlage für einen bleihaltig-ausufernden Showdown und wird zu allem Überfluss auch noch von Gangster-Knallchargen bevölkert, bei deren Zeichnung Cabezas und Landis ‚exzentrisch‘ mit ‚lächerlich‘ verwechseln.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Romanze zwischen Martha und Francis nur bedingt glaubwürdig erscheint. Gewöhnungsbedürftig ist schon der unverkennbare Altersunterschied der beiden Turteltauben. Negativ fällt aber erst ins Gewicht, dass die Chemie zwischen Anna Kendrick und Sam Rockwell nicht immer die notwendige Intensität erreicht. Anders als etwa das eindringliche Zusammenspiel von Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in American Ultra, einem Film, der ebenfalls vielversprechende Einfälle zu einem unausgegorenen Süppchen verkocht.
 

Mr. Right (2015)

Drehbuchautor Max Landis liebt eigenwillige Genre-Cocktails. In „Chronicle – Wozu bist du fähig?“ verquirlt der junge US-Amerikaner Elemente des Superheldenfilms mit dem vor allem im Horrorbereich weit verbreiteten Found-Footage-Ansatz. „American Ultra“ kreuzt Kiffer-Fantasien und Splatter-Exzesse mit einer parodistischen Agentengeschichte. Und seine Vorlage für „Mr. Right“ bringt Auftragskiller-Action und Romanze zusammen, wobei der Film spürbar von Quentin Tarantinos Gangsterstreifen aus den 1990er Jahren beeinflusst ist.

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