Chronicle - Wozu bist Du fähig?

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ganz normale Superhelden

Superheldenfilme sind in den letzten Jahren ein gern recyceltes Subgenre. Neben den wiederbelebten Comichelden von damals sind es aber vor allem Geschichten von ehemaligen „Normalos“, die im modernen Kino mit ihren neuen Kräften und den sich damit komplett veränderten Machtstrukturen zurechtkommen müssen und die dabei nicht immer zum Weltenretter mutieren. Hier nun kommt Chronicle — Wozu bist du fähig? ins Spiel, ein Heldenepos der neuen Art.
Eine Highschool in „Nirgendwo-und-überall“-Amerika dient als Verortung der drei ungleichen Hauptakteure: Andrew (Dane DeHaan), der Außenseiter, der, so er in der Schule nicht verprügelt wird, zuhause Schläge bezieht und seiner Mutter beim Sterben zuschauen muss, Matt (Alex Russell), der intellektuelle Schopenhauer-Rezitator und Steve (Michael B. Jordan), der allseits beliebte Kapitän des Football-Teams und Schülersprecher. Bei einer Party im Wald finden die drei ein Loch im Boden, in das sie hineinklettern. Kurz danach bemerken sie telekinetische Kräfte an sich, die sie nach und nach ausbauen, bis sie faktisch alles können: fliegen, Gegenstände bewegen, Schallwellen auslösen – das ganze Programm. Ihr neues Können nutzen sie für allerlei Schabernack, bis sie schließlich begreifen, wie viel Macht sie damit haben. Regeln zur Nutzung werden aufgestellt, denn „mit viel Macht kommt auch viel Verantwortung“. Einzig Andrew hält sich nicht daran, der ehemals Machtlose lässt sich korrumpieren und tritt mit seinem selbstsüchtigen Verhalten eine Katastrophe los.

Auf dem Papier klingt Chronicle nach einer spannenden Geschichte, die irgendwo zwischen High-School-Drama und Superheldentum im „realen“ Leben angesiedelt ist. Doch leider will der Film viel zu viel auf einmal und verheddert sich gründlich. Vor allem der propagierte Hyperrealismus und die Idee, den Film nur mit unechtem „Found Footage“ Material zu bestücken, tun Chronicle – Wozu bist du fähig? gar nicht gut. Der gesamte Film, so die Prämisse, soll aus Material bestehen, welches Andrew mit seiner Kamera gedreht hat, also ganz im Geiste des Blair Witch Project, dem ersten Film, der diese Erzählstrategie verwendet. Das jedoch schränkt die Bildsprache massiv ein und ist in diesem Genre, im Gegensatz zum subtilen Horror bei Blair Witch Project nicht wirklich hilfreich. Selbst die hier und da benutzte Kamera einer zweiten Person, um wenigstens ab und zu eine Schuss-Gegenschuss-Sequenz zu integrieren, hilft da nicht aus der Patsche.

Um das (selbst verursachte) Problem zu lösen, führt der Film eine „telekinetische Kameraführung“ ein. Ein eigentlich geschickter Drehbuchclou lässt Andrew lernen, seine Kamera mit Hilfe seiner Gedankenkraft schweben und sich bewegen zu lassen. Und in der Tat, das Ergebnis sind spannende und teils wunderschön verspielte Bilder, doch die Spielerei nimmt kein Ende und führt dazu, dass man als Zuschauer bald schon mehr auf Bildebenen und Tricksereien achtet, als auf den Film selbst und die Story. Mit dem weiteren Verlauf des Films verliert sich die Geschichte mehr und mehr im Strudel technischer Gimmicks und vergisst dabei vor allem seine Charaktere.

Am offensichtlichsten wird dies bei Andrews Wandlung vom stillen Verlierer zum Überbösewicht; die Metamorphose ist größtenteils völlig unglaubwürdig. Die psychologische Fundierung des Charakters als Teenager voller Hass und Zorn ist dermaßen dünn und klischeehaft (die Mutter stirbt, der Vater schlägt, keiner hat ihn lieb), dass seine Wandlung von Anfang an klar ist, es jedoch kaum zu Empathie reicht, weder dem verwahrlosten Geschöpf noch seinen Opfern gegenüber.

So bleibt Chronicle — Wozu bist du fähig? einer dieser Filme, die ihr Potential nicht ausschöpfen und sich trotz guter Ansätze in ihrer Selbstverliebtheit und technischen Spielereien verlieren.

Chronicle - Wozu bist Du fähig?

Superheldenfilme sind in den letzten Jahren ein gern recyceltes Subgenre. Neben den wiederbelebten Comichelden von damals sind es aber vor allem Geschichten von ehemaligen „Normalos“, die im modernen Kino mit ihren neuen Kräften und den sich damit komplett veränderten Machtstrukturen zurechtkommen müssen und die dabei nicht immer zum Weltenretter mutieren. Hier nun kommt „Chronicle — Wozu bist du fähig?“ ins Spiel, ein Heldenepos der neuen Art.
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Meinungen

Stefan · 23.04.2012

Geht gar nicht.Super schlecht geschnitten.Schlechte Kamera Führung. Amateur Film.
Der schlechteste Film der letzten 5 Jahre.