Italienisch für Anfänger

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dogma No. 5

Als der junge Pfarrer Andreas (Andreas W. Berthelsen) auf Grund der Suspendierung seines allzu rabiaten Vorgängers Pastor Wredmann (Bent Mejding) dessen Vertretung in der kleinen Gemeinde eines Kopenhagener Vororts übernimmt, hat er es in der Weihnachtszeit zunächst hauptsächlich mit Beerdigungen zu tun. Denn gestorben wird gerade ziemlich viel in dieser Gegend, die den Charakter eines Dorfes aufweist, in dem offensichtlich die italienische Sprache schwer in Mode ist, auch wenn der von der Gemeinde eingerichtete Kurs nur knapp zehn Teilnehmer gewinnen konnte, die allerdings begeistert bei der Sache sind. Hier begegnet Andreas, dessen Frau kürzlich verstarb, auch den anderen Protagonisten, die im Fokus dieses tragikomischen Dramas der dänischen Filmemacherin Lone Scherfig stehen, das sie als fünften Film nach den Regeln des Dogma 95 Manifests inszeniert hat: der zartbesaiteten Bäckereiverkäuferin Olympia (Anette Støvelbæk), dessen tyrannischer Vater bald das Zeitliche segnen wird; dem ungnädigen, seine Gäste schikanierenden Stadionrestaurantmanager Hal-Finn (Lars Kaalund), der seinen Job verlieren wird; Jørgen Mortensen (Peter Gantzler), dessen bestem Freund, der im Hotel arbeitet und insgeheim in die aparte italienische Kellnerin Giulia (Sara Indrio Jensen) verliebt ist, sowie der attraktiven Friseurin Karen (Ann Eleonora Jørgensen), die sich aufopfernd um ihre sterbenskranke Mutter kümmert und erst nach deren Tod erfährt, dass sie noch eine Schwester hat.
Drei Frauen, drei Männer, fünf Tote, zwei Kündigungen und zwei neue Jobs, ein Italienischkurs auf Ausflug nach Venedig und schließlich drei Paare: Italienisch für Anfänger entwickelt sich im Laufe seiner Dramaturgie von der Darstellung zum Teil schwerlastiger Verzweiflungen und einsamer Hemmnisse zu einem leichtgängigen Wohlfühlfilm, was ihm die Gunst eines wohlgesinnten, weltweiten Publikums sowie einen Preisregen bei internationalen Filmfestivals beschert hat. Banal anmutende, jedoch gelungen dargestellte Alltags- und Generationskonflikte, wiederkehrende, variierte Schlüsselszenen in bekannten Lokalitäten, ein Schuss auf das Nötigste reduzierte Religionsphilosophie, die Präsentation gängiger Gender-Klischees mit sanfter Ironie sowie die gut gelaunte Tendenz, die sympathischen Figuren mit dieser Ladung in das paradiesisch gezeichnete Venedig abheben zu lassen: Derart mutet die simple, doch detailliert gestaltete Rezeptur dieses erfolgreichen Films an, der im Unterschied zu Dogma 95 Vorbildern wie Das Fest / Festen von Thomas Vinterberg und Idioten / Idioterne von Lars von Trier das anfangs angedeutete Unbehagen zunehmend destillieren lässt. Dass sich damit auch die Intensität und der potentielle Tiefgang der Geschichte verabschieden und Italienisch für Anfänger stattdessen zu recht netten, doch letztlich reizlosen kleinen Höhenflügen seichter Harmonie aufwallt, mag einem breiten Publikum gefallen, dem immerhin damit die Botschaften „Kopf hoch“ und „Trau dich“ zugeraunt werden, die keineswegs übel sind.

Italienisch für Anfänger

Als der junge Pfarrer Andreas (Andreas W. Berthelsen) auf Grund der Suspendierung seines allzu rabiaten Vorgängers Pastor Wredmann (Bent Mejding) dessen Vertretung in der kleinen Gemeinde eines Kopenhagener Vororts übernimmt, hat er es in der Weihnachtszeit zunächst hauptsächlich mit Beerdigungen zu tun.
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