Bedingungslos

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Unfälle der Liebe

Der dänische Filmemacher Ole Bornedal provoziert mit diesem Film ein eindringliches Szenario, das sich mit der verführerischen Option beschäftigt, ein gewohntes, gewachsenes Leben zu verlassen und in ein völlig neues zu springen. Bedingungslos, der auch unter dem internationalen Titel Just Another Love Story bekannt ist, ist allerdings vorrangig keine rührselige Liebesgeschichte, sondern tobt und tost mit Hochspannung und knallhartem Humor, flankiert von melancholischen Elementen in der Tradition des Film Noir.
Es ist ein ganz gewöhnliches, augenscheinlich gut funktionierendes Leben als Ehemann und Familienvater, das der Polizeifotograf Jonas (Anders W. Berthelsen) mit seiner Frau Mette (Charlotte Fich) führt. Doch eines Tages geraten seine Selbstverständlichkeiten unvermittelt ganz heftig ins Wanken, als sich ein fürchterlicher Unfall ereignet, bei dem die aparte Julia (Rebecka Hemse) schwer verletzt wird. Jonas fühlt sich für diese Katastrophe mit verantwortlich und besucht Julia im Krankenhaus, die noch im Koma liegt und später erblindet erwachen wird. Von ihren Eltern für den neuen Freund der Tochter gehalten, wird Jonas – halb zog sie ihn, halb sank er hin – immer stärker in das Leben der jungen Fremden involviert, bei zunehmendem Gefallen daran. Julias Genesung macht erfreuliche Fortschritte, und Jonas erfährt indessen von seinem Kollegen Frank (Dejan Cukic), dass ihr tatsächlicher Freund Sebastian (Nikolaj Lie Kaas) verstorben ist. Derweil ringt Jonas’ Frau Mette mit der Verzweiflung, als sie von den Umtrieben ihres Mannes erfährt, doch dieser hat bereits den Entschluss gefasst, künftig eine neue und bessere Existenz als Sebastian zu leben. Doch ist Julias mysteriöser Freund, mit dem sie ein düsteres Bündnis einging, auch wirklich tot?

Bedingungslos ist ein Thriller, der sein Publikum gnadenlos packt, auch wenn innerhalb der rasanten, verschlungenen Dramaturgie nicht immer alle Aspekte nahtlos ineinander greifen. Hier geht es auf einer philosophischen Ebene um die ebenso gefürchtete wie mitunter ersehnte Region der Mittelmäßigkeit, deren Verlassen einen Preis hat, dessen Dimensionen bei Zeiten ins Unbezahlbare eskalieren. Jonas ist ein Mann, der bereit ist, alle Brücken zu seinem bisherigen Leben brüsk einstürzen zu lassen, um einem als bedeutungslos empfundenen Schicksal zu entfliehen und folgt der süßen Verheißung eines geborgten Glücks. Doch falls sich hinter den Wendungen der Geschichte eine bestimmte Moral verbirgt, so zeigt sich diese mit ihren filigranen Differenzierungen erst im überraschenden Finale, mit dem Ole Bornedal auftrumpft.

Auf einigen Filmfestivals aufgeführt, nominiert und auch ausgezeichnet sowie als erfolgreichster Film des Jahres 2007 in Dänemark stellt Bedingungslos als unorthodoxer Genre-Mix ein Stück dar, das der Regisseur und Drehbuchautor Ole Bornedal selbst als „gruselige Liebesgeschichte“ bezeichnet – und als besten Film, den er je gemacht hat. Als euphorischen Zustand der Verliebtheit beschreibt er die Zusammenarbeit mit seiner Crew und den Darstellern, von denen im Anschluss daran die meisten zu ihren Partnern heimgekehrt seien. Glücklicherweise, lässt sich dazu wohl nur bemerken, mit einem winzigen Fragezeichen als Zugeständnis an die Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben, die in Bedingungslos trotz aller Risiken und Konsequenzen doch eine gewaltige Anziehung ausstrahlt.

Bedingungslos

Der dänische Filmemacher Ole Bornedal provoziert mit diesem Film ein eindringliches Szenario, das sich mit der verführerischen Option beschäftigt, ein gewohntes, gewachsenes Leben zu verlassen und in ein völlig neues zu springen. Bedingungslos, der auch unter dem internationalen Titel Just Another Love Story bekannt ist, ist allerdings vorrangig keine rührselige Liebesgeschichte, sondern tobt und tost mit Hochspannung und knallhartem Humor, flankiert von melancholischen Elementen in der Tradition des Film Noir.
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Meinungen

Ralf · 06.04.2009

Mir hat das Layout der Webseite KINO-ZEIT vor dem Relaunch ehrlich gesagt VIEL BESSER gefallen. Hatte mehr Charme. War auch übersichtlicher (im Darstellungsmodus bei mir, vielleicht auch bei vielen anderen). Wollte ich nur mal sagen.
sehr schade