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Ein Deal geht schief, eine Karateschule steht vor der Schließung. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, erzählt Gianluca Vallero in einer Gaunerkomödie voller skurriler Charaktere.

The Woddafucka Thing (2022)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Mit Charme und Chuzpe

Die deutsche Hauptstadt ist nicht nur ein Hipster-Hotspot, sondern auch eine Kriminellen-Kapitale – zumindest, wenn es nach Film und Fernsehen geht. Aber wer sagt eigentlich, dass die Verbrechen immer bierernst über die Bühne gehen müssen? „The Woddafucka Thing“, die Berliner Gangsterballade von Filmemacher Gianluca Vallero ist eine absurde Ode an das Leben als Dauerbaustelle.

Eine, die im Leben vorankommen will und doch nur auf der Stelle tritt, ist die Afro-Berlinerin Sweety (Dela Dabulamanzi). Als Moderatorin bei einem kleinen Radiosender ist ihr Einkommen überschaubar, weshalb sie es mit krummen Geschäften aufpolieren will. Doch der simple Deal, den „Boss“ (Emilio De Marchi) ihr aufträgt, geht gehörig in die Hose. Und so findet sich Sweety unvermittelt im Bett von Gino (Carlo Loiudice) wieder, der mit ihr und seinem Halbbruder Ninja (Marc Philipps) das nächste große Ding drehen will, um Ninjas und seine Karateschule vor der Schließung zu bewahren.

Klingt nicht nur komisch, ist es auch. Denn Vallero, der das Drehbuch zu seinem ersten abendfüllenden Spielfilm selbst geschrieben hat, setzt darin auf einen Humor irgendwo zwischen Parodie, Ironie und Satire. Statt mit Koks oder Klunkern wird bei ihm mit sündhaft teuren Sammlerstücken von Modelleisenbahnen gedealt in einer Szene, die Quentin Tarantinos Pulp Fiction (1994) heraufbeschwört. Der Kleinkriminelle Cem (Cem Sultan Ungan) sitzt in Ermangelung eines Büros auf einem Tiefgaragen-Stellplatz. Und Sweety, die das beste Deutsch von allen spricht, wird aufgrund ihrer Hautfarbe andauernd für eine Geflüchtete gehalten. In Situationen wie diesen hält die Krimikomödie der Gesellschaft den Spiegel vor.

Valleros erstes abendfüllendes Werk war der Langzeitdokumentarfilm Balkan Dreams – Ein Leben im 9/16 Takt (2016) über fünf Berliner und ihre Liebe zu ihren musikalischen Wurzeln. Einer von ihnen, der Komiker Robert Kovacic, ist nun auch in The Woddafucka Thing mit von der Partie. Er spielt Boss‘ dauerfluchenden Chauffeur Goran. Und zum Glück hat es auch jede Menge Musik in den Film geschafft. Die stammt zwar nicht vom Balkan, lässt es aber ordentlich swingen, wenn Dela Dabulamanzis Sweety in den schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Kameramann Francisco Domínguez durch Berlin schlendert.

The Woddafucka Thing ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das Drehbuch hat manch unnötige Länge und manch verzichtbare Figur wie Sweetys Freund, den Sitzpinkler Klaus (Daniel Steiner). Und nicht jede schauspielerische Leistung ist überzeugend. Doch was dem Film an Budget fehlt, macht er mit Einfallsreichtum, Charme und Chuzpe wett. Vallero blickt liebevoll auf seine Möchtegern-Gangster, und am Ende sind sie auch dem Publikum ans Herz gewachsen.

The Woddafucka Thing (2022)

Als die Afro-Berlinerin Djane Sweety (Dela Dabulamanzi) von einem mächtigen Boss den Auftrag erhält, einen lukrativen Deal abzuwickeln, scheint ihre kleinkriminelle Karriere endlich in Fahrt zu kommen. Doch noch am selben Abend, als sie der ganzen Beute beraubt wird, verwandeln sich Sweetys Zukunftsvisionen eines bequemen Lebens in einen einzigen Alptraum: Boss gibt ihr eine Woche Zeit, um ihre Schulden zurück zu zahlen. Ihre letzte Hoffnung sind der Italiener Gino (Carlo Loiudice) und sein deutscher Halbbruder Ninja (Marc Philipps). Die zwei erfolglosen Karate-Lehrer bieten Sweety die Möglichkeit, einen großen Coup zusammen zu drehen. Das könnte Sweetys Leben retten und gleichzeitig Gino und Ninja helfen, die steigende Miete der heruntergekommenen Karate-Bude zahlen zu können. Oder diese sogar zu kaufen und endlich dem Druck der fiesesten Immobilienhaie der Stadt zu entkommen. Die unkonventionellen Vorbereitungen des großen Raubüberfalls kommen ins Rollen. Ab jetzt fängt für Sweety, Gino und Ninja das größte und gefährlichste Abenteuer ihres Lebens an.

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