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In der Roman-Adaption „Perfect Addiction“ wird eine Liebesgeschichte im Mixed-Martial-Arts-Milieu erzählt – mit bekannten Zutaten, aber verbesserter Rezeptur.

Perfect Addiction (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Stepping Up After Fifty Shades of Twilight

Good Girl meets Bad Boy – dieses Motiv erfreute sich in den letzten anderthalb Dekaden einer überaus großen Beliebtheit im literarischen und filmischen (Young-)Adult-Romance-Segment. Angefangen mit der „Twilight Saga“ (2008-2012) und unter anderem kopiert von der „Fifty Shades“-Reihe (2015-2018) und von dem 2019 begonnenen „After“-Franchise, erzählen die Filme auf Basis internationaler Bestseller von komplizierten Beziehungen, deren Konflikte meist unangenehm verkitscht und/oder sexualisiert werden.

Der Boyfriend kann seine Gefühle nicht zeigen oder ist manipulativ, aggressiv, besitzergreifend? Ach ja, das ist superärgerlich – aber irgendwie schon auch ziemlich heiß, oder? Nicht selten zelebrieren diese Werke extrem ungesunde Dynamiken und überführen diese letztlich in zuckrige Happy Ends, über deren Richtigkeit wir dann bitte nicht länger nachdenken sollen, da sonst leider alles auseinanderfiele.

Auch Perfect Addiction fängt mit einer solchen Liaison an. Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Claudia Tan, der wiederum Teil der bis dato drei Bände umfassenden Perfect Series ist. Im Zentrum steht Sienna (Kiana Madeira), der nur noch ihre jüngere Schwester Beth (Bree Winslow) als Familie geblieben ist. Sie studiert Sozialökonomie und Betriebswirtschaftslehre an der Volkshochschule in Springfield und ist leidenschaftliche Boxerin. Im kleinen Studio des integren Julian (Manu Bennett) ist sie zur besten Trainerin im Mixed-Martial-Arts-Bereich avanciert. Als sie den attraktiven Jax (Matthew Noszka) kennenlernt, baut sie ihn zum Champion auf und verliebt sich in ihn. Doch nach dreijähriger Beziehung betrügt Jax Sienna – ausgerechnet mit Beth.

Dieses ganze Drama ereignet sich in Perfect Addiction noch vor dem Vorspann im Schnelldurchlauf, als würden wir einen „Was bisher geschah“-Zusammenschnitt einer kompletten Serienstaffel sehen und nun direkt in Staffel 2 einsteigen. In diesem gerafften Einblick, durch den uns Sienna via Voice-over führt, ist vieles von dem enthalten, was uns aus ähnlichen Geschichten vertraut ist. „Er war ein Kämpfer – und er konnte lieben“, meint Sienna schwärmerisch über Jax. Aber erfreulicherweise geht es im weiteren Verlauf nicht darum, wie die beiden nach etlichen Fights (im Ring und auf dem Schlachtfeld der Liebe) wieder zusammenkommen.

Was der Film stattdessen schildert, ist nicht unbedingt origineller, allerdings immerhin deutlich interessanter. Weil Sienna keine Bleibe mehr hat, zieht sie als WG-Partnerin in die finstere Kellerwohnung von Kayden (Ross Butler), dem Adoptivbruder ihres Kommilitonen und Kumpels Brent (Nicholas Duvernay). Der verschlossene Kayden ist ein echter Konkurrent für Jax. Um es dem fiesen Betrüger heimzuzahlen, beginnt Sienna, Kayden zu trainieren – und entwickelt dabei, natürlich, amouröse Gefühle für ihn.

So klischeehaft der Plot auch ist, werden in der Zeichnung der entstehenden Beziehung zwischen Sienna und Kayden doch zumindest die schlimmsten Red Flags vermieden. Während Sienna zunächst in erster Linie von Rache an Jax getrieben ist, wird mehr und mehr deutlich, was sie und Kayden tatsächlich aneinander finden. Das gemeinsame Sporttreiben (samt obligatorischer Trainingsmontage) lässt an Filme wie Save the Last Dance (2001) oder Step Up (2006) denken. Die durchweg stark spielende Hauptdarstellerin Kiana Madeira (die einen Nebenpart in After Love und After Forever hatte) und ihr Leinwandpartner Ross Butler (bekannt aus der Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht) haben eine stimmige Chemie – und auch einige Figuren im Umfeld von Sienna, etwa deren gewitzte Mit-Studentin Cara (Poppy Gilbert), dürfen mehr als Stichwortgeber:innen sein.

Ob illegale Untergrund-Boxkämpfe wirklich aussehen wie Club-Nächte im Berghain, sei mal dahingestellt. Und dass etwas weniger Werbeästhetik in den intimen Momenten dazu führen würde, dass alles noch etwas aufrichtiger anmutet, ist ein Gedanke, der bei diesen stets Insta-würdigen Bildern immer wieder aufblitzt. Aber insgesamt gelingt es der Drehbuchautorin Stephanie Sanditz und der Regisseurin Castille Landon, die bereits die entschieden schwächeren Teile 3 und 4 der After-Reihe in Szene gesetzt hat, eine Love Story zwischen zwei jungen Menschen zu erzählen, ohne dabei – wie zahlreiche vergleichbare Filme – toxische Strukturen in die Sphäre der Romantik zu heben.

Perfect Addiction (2023)

Von einem Moment auf den anderen bricht für die UFC-Trainerin Sienna Lane (Kiana Madeira) die Welt zusammen: Als sie ihre große Liebe Jax (Matthew Noszka) ausgerechnet mit ihrer jüngeren Schwester beim Fremdgehen erwischt, steht sie vor dem Nichts: keine Bleibe, kein Geld, keine Familie. Was bleibt, ist bodenlose Enttäuschung und riesengroße Wut. Und bald schon ein Plan, wie sie sich an Jax rächen kann. Nur Sienna hat er es zu verdanken, dass er zum Champion in Mixed Martial Arts werden konnte: Es gibt keine bessere Trainerin! Nun will sie Jax‘ größten Rivalen, Kayden Williams (Ross Butler), mit allen Mitteln auf den finalen Kampf vorbereiten, um es Jax dort heimzuzahlen, wo es ihm am meisten weh tut: im Ring. Doch als sich Sienna und Kayden nicht nur beim Training näherkommen, wird der Weg zum Meistertitel immer komplizierter.

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