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„Black-ish“-Schöpfer Kenya Barris hat für Netflix eine Komödie über einen jüdischen Mann und eine schwarze Frau inszeniert, die sich ineinander verlieben — was bei den jeweiligen Eltern gar nicht gut ankommt.

You People (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Liebespaar im Culture-Clash

Ein beliebtes Thema von Komödien ist seit jeher der Unterschied. Mal geht es um verschiedene Religionen, mal um verschiedene Kulturen, mal um Sprache, Aussehen oder Geschlecht. Unzählige Filme haben sich daran bereits abgearbeitet und auch You People macht nichts neu oder anders. Die Geschichte: ein weißer jüdischen Broker, der mit seiner besten Freundin einen Podcast über Kulturthemen produziert, gern Hip-Hop hört und sich auch sonst mit vielen Dingen aus der afro-amerikanischen Kultur identifiziert, und eine junge Schwarze Frau mit muslimischem Hintergrund verlieben sich ineinander und stoßen danach an die Grenzen von Toleranz.

Barris trifft in seiner Version allerdings oft den richtigen Ton und entwirft Figuren, die trotz mancher Klischees glaubhaft und stimmig sind. Julia Louis-Dreyfus ist gelungen als jüdische Übermutter, die sich mit Feuereifer in die Schwarze Kultur stürzt, ebenso wie Eddie Murphy als Schwarzer Muslim, der mit weißen Menschen nach vielen schlechten Erfahrungen in seinem Leben nichts zu tun haben will. Jonah Hill und Lauren London sind das Liebespaar Ezra und Amira, aber Dreyfus und Murphy sind die eigentlichen Stars von You People. Denn wenn der Film einmal lustig wird, und das kommt für eine Komödie tatsächlich sehr selten vor, dann ist einer von beiden dabei. 

Barris’ Drehbuch, an dem auch Jonah Hill mitgearbeitet hat, enthält durchaus gelungene Fremdschäm-Momente: wenn Ezra von seinem Schwiegervater in spe in einen Schwarzen Barbershop gebracht wird, wo er auffällt wie ein bunter Hund. Wenn Amiras Vater nicht in der Lage ist, seinem Bruder zu erklären, warum er nicht mehr Woody heißt, wie noch in ihrer Kindheit, sondern sich nun Akbar nennt. Oder wenn der hier stark unterforderte David Duchovny als Ezras Vater ununterbrochen seine Liebe zu einem Schwarzen Rapper vor sich her trägt, um seine Solidarität zu beweisen, obwohl er letztlich vom Leben eines Schwarzen in den USA keine Ahnung hat. You People zeigt viele Variationen dieses Themas und spart dabei keine Seite aus. Auch Ezras Mutter versucht immer wieder, sich die Schwarze Kultur anzueignen, und zerschlägt dabei viel Porzellan. Auf Dauer sind diese Variationen aber etwas ermüdend. Einzelne starke Momente reichen nicht, um Barris’ Film von den vielen anderen Culture-Clash-Komödien abzuheben.

Immerhin erspart der Regisseur und Autor dem Publikum Humor unterhalb der Gürtellinie und erzählt in der ersten halben Stunde sogar mit viel Fingerspitzengefühl das Kennenlernen von Ezra und Amira. Danach ergeht sich sein Film allerdings fast ausschließlich in Szenen, die so unangenehm sind, dass Zuschauer:innen das Lachen im Hals stecken bleibt, oder gar nicht erst hervorkommt, weil die Momente einfach gar nicht so witzig erzählt werden, und am Ende zieht auch Barris sich auf Plattitüden zurück, um seinen Film überhastet zum Abschluss zu bringen.

So lässt sich You People uneingeschränkt nur für Fans der Schauspieler:innen empfehlen. Denn Eddie Murphy ist als fieser Schwiegervater mit sichtlichem Spaß bei der Sache, Julia Louis-Dreyfus hat die Übermutter jederzeit gut im Griff und auch Jonah Hill ist als genervter Mittdreißiger, der einfach nur das Richtige tun will, sehr sehenswert. Das ändert aber nichts daran, dass dieser unentschlossene Hybrid zwischen Fremdschäm-Humor und realistisch-bitteren Gags nie so richtig funktioniert. Und falls You People tatsächlich eine gelungene Momentaufnahme des Lebens zwischen verschiedenen Kulturen in den USA darstellen sollte, so ist dieses Leben offenbar kein sonderlich guter Stoff für eine Komödie. You People ist sicher gut gemeint, aber dadurch eben noch lange nicht gut.

You People (2023)

Angesichts kultureller Konflikte, gesellschaftlicher Erwartungen und Generationenkonflikte müssen ein junges Paar und seine Familien in dieser Komödie von Kenya Barris moderne Liebe und Familiendynamik neu definieren.

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Meinungen

Julez · 15.02.2023

Entgegen vieler anderer Meinungen finde ich den Film wirklich gesungen. Gesellschaftskritisch, aber nicht so sehr das es keinen Witz hat. Ich habe ihn 2x geguckt und finde den Film echt gut. 2 Welten treffen aufeinander und die Familien verstehen nicht das es nicht auf ihre Meinung ankommt, sondern die des Paars. Ich finde die Botschaft ist gut und der Cast ist auch sehr gut gewählt. Auch die Tracks sind passend. Ich hatte viel Spaß und kann den Film nur jeden Empfehlen

Tülin · 14.02.2023

Ich bin im Westen aufgewachsen, mit einer muslimischen Familie und kenne sehr gut die Diskrepanzen und kann sagen, dass dieser Film absolut realitätsfern und unauthentisch ist. Auch wenn es wirklich gut gemeint war.

Wenn ein muslimischer Vater so sehr in seiner Religion steckt, dass er einen Imam zur Trauung will, dann müsste er auch wissen, dass ein muslimischer Imam keine muslimische Frau mit einem nicht-muslimischen Mann trauen würde.
Auch ist es nicht besonders realitätsnah, dass ein muslimischer Vater nichts zum vorehelichem Geschlechtsverkehr sagt.

Ich will hier keine religiöse Diskussion starten, ich bin ein liberaler Mensch und jeder soll leben, wie er/sie mag. Ich will nur damit andeuten, dass diese Story eine Plattitüde und Verschönerung ist und die muslimische Realität aber leider anders ist. Mehr Background Recherche wäre angebracht gewesen.

Kristina · 03.02.2023

Absolut daneben und Realitätsfern.
Man baut auf diesem gesellschaftliche Zwang auf, dass die eigenen Entscheidungen und das eigene Glück auf der Meinung und Erwartungen der Gesellschaft und des Umfelds beruhen müssen.

Wow am Ende gibt’s ein Happy End. Nein danke, Happy End gibt’s erst wenn man lernt, dass man seines eigenen Glückes Schmied ist und wenn jemand damit nicht klar kommt, ist es sein/ihr Problem.