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Lotta ist sichtbar größer und älter geworden, aber die alten Freund- und Feindschaften sind die alten geblieben. Spannend also, wenn es nun auf Klassenfahrt geht und alle zeigen müssen, dass sie doch zusammenstehen. Ob das gelingt?

Mein Lotta-Leben - Alles Tschaka mit Alpaka (2022)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Mit Papa auf Klassenfahrt

Wieder geht es um Freundschaft in der zweiten Verfilmung von Alice Pantermüllers erfolgreicher Kinderbuchreihe Mein Lotta-Leben. Genau genommen um Zusammenhalt – zwischen Freunden, aber auch innerhalb von Lottas Bande, den „Wilden Kaninchen“, und der Klassengemeinschaft der 15-Jährigen. Wie auch bei Alfons Zitterbacke geht es mit Lotta Petermann auf Klassenfahrt, und das ist eine Zeit, in der sich zeigen wird, ob eine Klasse zusammenhält oder eben nicht. Das denkt sich zumindest Lehrerin Frau Kackert, die eifrig Buch führt über das Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler, sie testet und am Ende entscheiden wird, ob die Klasse zusammenbleiben darf

Lotta (Meggy Hussong) hat sich riesig auf die Zeit mit ihren Freunden gefreut, dann aber passiert etwas ganz und gar nicht cooles: Weil ein Lehrer ausfällt und die Klassenfahrt ohne zweite Begleitperson ins Wasser fallen würde, springt Lottas Vater – aktuell im Sabbatical – kurzerhand ein und kommt mit auf Klassenfahrt. Auch Cheyenne (Yola Streese) kommt mit Familienanhang: Sie hat ihre jüngere Schwester Chanell (Cara Vondey) im Schlepptau, denn die Mutter kann sich nicht kümmern. Und dann gibt’s neben Paul (Levi Kazmaier), dem dritten Mitglied der „Wilden Kaninchen“, nun noch diesen neuen Mitschüler, Rémi (Timothy Scannell), der Lotta vom ersten Moment mit sehnsüchtigen Blicken ansieht. Das kann ja heiter werd

Eine Klassenfahrt bietet sich natürlich als Grundstoff für eine Geschichte über 15-Jährige an, verbindet sie doch Abenteuer mit sozialen Themen und lässt die Figuren etwas Besonderes erleben, und das gelingt in Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka! von Martina Plura. Die Klasse darf mit dem Bus auf die Insel Amrum fahren, in einer wunderschönen Herberge übernachten, aufs Watt hinaus und an den Strand. Auf dem Grundstück gibt es zwei Lamas, drei junge Erwachsene, die ihren Sozialdienst ableisten, und die geheimnisvolle und ein bisschen gruselige Geschichte von einem Mädchen, das in der Gegend verschwunden sein soll und als Wiedergänger umherstreifen soll. Genügend Actionpotential also, damit es weder den Figuren noch dem Publikum langweilig wird.

Doch wer kriegt welches Zimmer? Und wer spielt wem einen Streich? Die Kinder kriegen sich natürlich auch in die Haare, und als dann ein Kind verschwindet, wird es nicht nur Lotta ein bisschen mulmig im Bauch. Jetzt müssen alle zusammenhalten und gemeinsam auf die Suche gehen – auch wenn sie dann erneut die Regeln brechen, die Frau Kackert (Sarah Hostettler) den Kindern als letzte Warnung mit ins Bett gegeben hat.

Lotta und ihre Freunde sind älter geworden, mittendrin in der Pubertät und kurz davor, sich zu verlieben und die Dinge ganz erwachsen anzugehen. Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka! verhandelt also auch das Thema Pubertät, und zwar auf ganz charmante Weise: Lotta zeigt sich ganz pubertär, wenn sie offen darüber spricht, dass ihre Eltern „peinlich, doof, alt“ seien und gehörig nervten, weil sie gar nichts verstünden. Cheyenne geht anders mit dem Thema um, sie scheint beinahe stolz darauf zu sein, sich in der Phase zu befinden, in der die Eltern schwierig werden. Der Film formuliert seine Themen fast plakativ, das überrascht an manchen Stellen, stört dann aber nicht weiter.

Die Buchvorlage ist eine Tagebuchreihe, und deshalb spricht Lotta – wie auch im ersten Film und begleitet von gezeichneten Inserts – immer wieder direkt in die Kamera und adressiert das Kinopublikum. Was in Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo ganz natürlich wirkte, funktioniert im zweiten Teil nicht mehr ganz so gut. Dafür hat sich Vater Rainer (Oliver Mommsen) gemausert: Die Figur fällt deshalb ins Auge, weil nicht mehr das Alberne in ihr betont wird, sondern der Vater in seiner Rolle ernst genommen wird. Im Film geht es auch um die Beziehung zwischen Tochter und Vater. Wer mag schon, dass der eigene Vater mit auf Klassenfahrt fährt? Und dann auch noch ein Auge auf die Herbergsleiterin zu werfen scheint? Die Momente zwischen Lotta und ihrem Vater sind gut getroffen, und vor allem Oliver Mommsen überzeugt.

Ansonsten ist Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka! gefällig, unterhaltsam und nicht ganz so anstrengend wie Teil 1. Wieder spielt der Film mit den unterschiedlichen Gruppen, mit überzeichneten Klischees und Zuschreibungen, die in Klassenlehrerin Kackert ihren nicht immer gelungenen Höhepunkt finden. Und wieder hat man das Gefühl, dass im Film alles blitzt und blinkt, ein Filter über das Alltagsleben der jugendlichen Figuren gelegt wird. War das Leben der Elfjährigen noch voller Glitzer, hat hier eine Instagram-Ästhetik übernommen, die wohl nicht nur den jungen Zuschauern gefallen soll: Die Jugendherberge wirkt wie aus einem Magazin, die Umgebung wie aus einem Reiseprospekt. Da fallen Lotta und Cheyenne in ihrem arrangierten Anderssein etwas aus dem Raster, aber das soll ja so sein.

 

 

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Meinungen

Stefanie · 01.09.2022

Leider kommt es nicht in allen Kinos. Schade!