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In „Meg 2“ lässt Ben Wheatley die Genre-Ikonen Jason Statham und Jing Wu gegen Wesen aus der Vorzeit kämpfen. Klingt doch superspaßig, oder?

Meg 2: Die Tiefe (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

„Toll – noch mehr Megs…“

Ein junges Paar auf einem Boot mit einer kleinen touristischen Gruppe. Der Mann geht auf die Knie, um der Frau einen Antrag zu machen. Die Frau sagt ja, doch dann fällt der Ring zu Boden. Während der Mann das Schmuckstück sucht, gerät die Frau aus dem Sichtfeld der Kamera. Mit dem Wissen, dass wir uns in einem Film über hungrige Urzeitmonster befinden, die gerade in der Gegend wildern, fallen gewiss jeder Person, die diese Zeilen liest, mindestens drei halbwegs originelle Wege ein, wie dieser Moment weitergehen könnte. Stimmt’s?

Spoiler: Dem Drehbuch und der Regie von Meg 2: Die Tiefe ist leider überhaupt nix eingefallen, um das entworfene Szenario aufzulösen. Als der Mann sich wieder aufrichtet, ist die Frau verschwunden. Und schwuppdiwupp, wenige Sekunden später haben sich ein paar Tentakel das ganze Boot gekrallt. Ohne Spannung, ohne Gag, noch nicht einmal mit einem billigen Jump-Scare. Der völlige Mangel an Kreativität in dieser Situation ist symptomatisch für beinahe die gesamte Laufzeit – abgesehen von einigen wenigen Momenten, die zum Großteil schon in dem auf Trash-Spaß getrimmten Trailer verbraten wurden.

„Der Mensch ist nur durch seine Fantasie begrenzt“, wird in der ersten Hälfte bedeutungsschwer in einer Rede rezitiert. In der Fortsetzung zu Jon Turteltaubs Meg (2018), der Verfilmung des Romans Meg – Die Angst aus der Tiefe von Steve Alten aus dem Jahre 1997, der ebenfalls in diversen Bänden weitergeführt wurde, sind diese Grenzen rasch erreicht. Was vor allem deshalb so bedauerlich ist, weil mit dem 1972 geborenen Briten Ben Wheatley ein Filmemacher auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, der mit Werken wie Sightseers (2012) und High-Rise (2015) sein Talent für schwarzen Humor, Abgründigkeit und visuelle Raffinesse bewiesen hat.

In Meg 2 kann er davon fast nichts abrufen. Das mag auch am schwachen Skript, abermals von Jon und Erich Hoeber sowie Dean Georgaris verfasst, liegen. Der Dialogwitz ist mit dem Reimen des Wortes „Meg“ auf „Snack“ bereits ausgeschöpft. Die Story um einen Sabotageakt auf dem Meeresforschungszentrum, das wir aus dem ersten Teil kennen, ist wiederum ziemlich reizlos, da die schurkischen Figuren absolut uninteressant sind. Durchaus spannend ist die Idee eines Megalodons in Gefangenschaft, der trainiert werden soll; daraus wird indes kaum etwas gemacht.

Bei einem Erkundungstauchgang in einen unerschlossenen Abschnitt des Marianengrabens, an dem der Umweltaktivist und einstige Tiefseetaucher Jonas (eher müde: Jason Statham) und der vom chinesischen Actionstar Jing Wu verkörperte Direktor des ozeanischen Instituts in China mit einer vierköpfigen Crew sowie einer „blinden Passagierin“ teilnehmen, wird die Besatzung nicht nur mit einem Schwarm riesiger Megs und mit anderen prähistorischen Kreaturen konfrontiert, sondern auch mit Kriminellen, die sie eliminieren wollen.

Die Megalodons treten dabei zunächst in den Hintergrund. Das Geschehen unter Wasser, in dessen Verlauf die Forscher:innen in speziellen Anzügen mit wenig Sauerstoff drei Kilometer zu Fuß auf dem Meeresboden zurücklegen müssen, und schließlich wieder auf der Forschungsstation, die inzwischen von den Bösen eingenommen wurde, erinnert Meg 2 an gurkige Schocker wie Deep Star Six (1989) oder Octalus – Der Tod aus der Tiefe (1998) und an Action-B-Ware wie Alarmstufe: Rot (1992). Das Ganze ist handwerklich leidlich solide, allerdings nie so abgedreht, wie ein maritimer Genrefilm von Wheatley eigentlich sein müsste.

Wenn Meg 2 im letzten Drittel seinen Schauplatz auf ein Luxusresort namens Fun Island verlegt, nimmt das Tempo zu – doch auch hier bleibt die Inszenierung weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. „Da ist ein Hai!“, wird gebrüllt, um alle Leute schnell aus dem Wasser zu holen. In Steven Spielbergs Der weiße Hai (1975) wurde meisterlich demonstriert, wie schaurig und zugleich subtil gesellschaftskritisch und fies eine Massenpanik in Szene gesetzt werden kann. Wheatley hingegen präsentiert uns ein unübersichtliches Gewusel mit zu vielen Bedrohungen, von denen keine wirklich etwas auszulösen vermag.

Tentakel greifen gierig um sich, Mini-Dinosaurier flitzen umher, drei Megs fressen sich durch ein Touri-Büfett, die Schergen der Gegner:innen ballern herum, ein Helikopter stürzt ab, die Held:innen retten Urlauber:innen, einen Hund und wiederholt einander – und wir sitzen mittendrin und denken: So what? Wenn Statham auf einem Jet-Ski für Ordnung sorgt, ist das zwar irgendwie lustig – aber insgesamt ist das schon erschreckend mau.

Meg 2: Die Tiefe (2023)

Die Zuschauer tauchen mit Jason Statham und der weltbekannten Action-Ikone Wu Jing in unerforschte Gewässer ein: Als Leiter eines Forschungsteams unternehmen die beiden Helden einen waghalsigen Erkundungstauchgang in die tiefsten Tiefen des Ozeans. Doch ihre Reise endet im Chaos, als ein skrupelloser Minenkonzern ihre Mission durchkreuzt und sie sich in einem unerbittlichen Kampf ums Überleben wiederfinden. In einem furiosen Wettlauf gegen die Zeit sehen sich die Protagonisten mit gigantischen Megs und rücksichtslosen Umweltzerstörern konfrontiert. Wird es ihnen gelingen, ihre Gegner zu überlisten und – buchstäblich – Oberwasser zu bekommen?

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Meinungen

Sylvia Siegel · 31.08.2023

Ich fand den Film Super wer den ersten Teil mag ,mag auch den zweiten Teil.
Spannend und witzig von Anfang bis Ende dazu in einem sehr gemütlichen Kino👍👍👍