Irisches Intermezzo

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 8. April 2010, 3sat, 22:25 Uhr

Angesiedelt in der ansprechenden Kulisse einer ländlichen Region im Südwesten Irlands stellt dieser Film aus dem Jahre 1977 ein recht wenig bekanntes, charmantes Kleinod des französischen Regisseurs und Schauspielers Yves Boisset dar. Inszeniert nach dem Roman Un taxi mauve von Michel Déon, der dafür mit dem Grand Prix du roman der Académie française ausgezeichnet wurde und auch das Drehbuch zur Verfilmung verfasste, ist Irisches Intermezzo auch unter dem deutschen Titel Das malvenfarbene Taxi beziehungsweise als Das Schloss des Tyrannen auf Video erschienen.
Innerhalb des gewöhnlich gemächlichen, unspektakulären Landlebens an der Küste Irlands stellt das in hoffnungsfrohem Mauve lackierte Automobil des Humanisten Dr. Seamus Scully (Fred Astaire) eine kuriose Erscheinung dar. Denn gerade wenn die emotionalen Befindlichkeiten einer Gruppe exzentrischer Persönlichkeiten, die sich hier eingefunden hat, überzuschäumen drohen, ist Dr. Scully mit Rat und Tat in seinem „Taxi“ zur Stelle. Zwischen dem französischen Schriftsteller Philippe Marchal (Philippe Noiret), dem die Ankunft in der Lebensmitte zu schaffen macht, den reichen amerikanischen Geschwistern Sharon (Charlotte Rampling) und Jerry (Edward Albert), die zwischen Langeweile und Überdrüssigkeit oszillieren, sowie dem russischen Exilanten Taubelman (Peter Ustinov) und seiner augenscheinlich stummen Tochter Anne (Agostina Belli) entspinnt sich ein turbulentes Geflecht von Beziehungen. Doch nicht zuletzt durch die wortreiche Intervention des schrägen Doktors bahnt sich allmählich eine Entspannung der komplizierten persönlichen Probleme aller Protagonisten an, die sich zögerlich von ihren egomanischen Positionen zu lösen beginnen …

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1977 für die Goldene Palme nominiert bezaubert Irisches Intermezzo zuvorderst durch seine grandios aufspielenden Akteure, deren Interaktionen durch ihre lebendige Skurrilität bestechen. Einem Kammerspiel über die allzu menschlichen Abgründe einer gehobenen Gesellschaft innerhalb eines abgeschiedenen, idyllischen Naturuniversums gleich beschäftigt sich der Film auf unterhaltsam-ironische Weise vor dem Hintergrund angedeuteter politisch-philosophischer Zusammenhänge mit den Verstrickungen von Identität und historischen Bedingungen. Dabei dominiert allerdings die humoristische, mitunter verwirrende und oftmals wilde Ebene der zwischenmenschlichen Kommunikationen, die ein vergnügliches Szenario federleichter Psychologismen erschafft, die von wunderschönen Bildern der ungezähmten äußeren Natur kontrastiert werden.

Irisches Intermezzo

Angesiedelt in der ansprechenden Kulisse einer ländlichen Region im Südwesten Irlands stellt dieser Film aus dem Jahre 1977 ein recht wenig bekanntes, charmantes Kleinod des französischen Regisseurs und Schauspielers Yves Boisset dar.
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