Ich bin dann mal weg (2015)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Leider nicht verschollen

Dem Reiz des Bestsellers können sich Produzenten nur selten entziehen. Was in Buchform funktioniert hat, so das Kalkül, muss doch auch ein entsprechendes Publikum ins Kino locken können. Selbst, wenn keine Geschichte erzählt wird, sondern Seite über Seite nur die Introspektive eines Wanderers zum Besten gegeben wird. Zugegeben, der Wanderer ist Hape Kerkeling, was seine Beobachtungen und Erkenntnisse geringfügig humorig macht, als Film funktioniert Ich bin dann mal weg aber überhaupt nicht.

Der Stress hat Hape Kerkeling in die Knie gezwungen. Er muss ein paar Monate kürzer treten und kommt auf eine mehr oder minder brillante Idee: Er will den Jakobsweg beschreiten. Fast 800 Kilometer bis Santiago de Compostela sind es. Alleine macht sich Hape auf den Weg, nur seine eigenen Gedanken und ein Büchlein dabei, in dem er sie zu Papier bringen will. Ob er da schon geplant hat, das Ganze später in Buchform auszuwerten? Man weiß es nicht, aber gelohnt hat es sich. So sehr, dass man nun David Striesow zusehen soll, wie er sich über den Jakobsweg müht.

Striesow sieht Kerkeling zwar kaum ähnlich, ist aber zumindest sympathisch. Man ist also grundsätzlich bereit, ihm auf diese Pilgerreise zu folgen. Allein, es ist ein langweiliges Unterfangen, vermutlich ähnlich dem Pilgern selbst, abgesehen von den Mühen und den Schmerzen natürlich; der Film erfordert dafür vor allem Sitzfleisch. Denn obwohl er mit 90 Minuten Laufzeit eher kurz ist, fühlt er sich lang an. Und das nicht nur, weil die fast schon monotonen Monologe der Hauptfigur frei von Erkenntnisgewinn und Substanz sind, sondern auch, weil der Film noch aufgebauscht werden musste.

Offenbar reichte die Pilgerreise alleine nicht, deshalb werden noch Rückblicke auf Hapes Kindheit geboten. Mit der Haupthandlung haben diese rein gar nichts zu tun, aber sie helfen, das Ganze auf abendfüllende Länge zu strecken. Dabei wäre weniger hier mehr gewesen – und auch das dröge Unterfangen wäre zumindest schneller vorbei gewesen.

So quält man sich mit Kerkeling auf der Pilgerreise, lernt nicht allzu komplexe Figuren kennen, sieht ihn mal weinen und trifft auf eine Gestalt, die eine Einbildung oder göttlicher Sendbote sein könnte. Oder einfach nur dem Nichts an Handlung ein wenig Mysterium mit auf den (Jakobs)weg geben soll.

Einziger Pluspunkt des Films ist im Grunde der Jakobsweg selbst. Die Landschaften, auf denen hier im Schneckentempo marschiert wird, sind schön. Das macht auf der Leinwand schon was her – weit mehr, als die Geschichte, die keine ist. Denn es passiert im Grunde nichts. Alles, was passiert, ist internalisiert. Das funktioniert als Buch, nicht jedoch als Film. Ich bin dann mal weg ist nicht nur eine Enttäuschung, vor allem ist er langweilig. Aber vielleicht ist er auch das filmische Pendant des Jakobswegs selbst. Man muss ein bisschen leiden, um ans Ziel zu kommen. Das Ziel hier ist natürlich nicht eine Form von göttlicher Erleuchtung, sondern einfach nur das Verlassen des dunklen Kinosaals …
 

Ich bin dann mal weg (2015)

Dem Reiz des Bestsellers können sich Produzenten nur selten entziehen. Was in Buchform funktioniert hat, so das Kalkül, muss doch auch ein entsprechendes Publikum ins Kino locken können. Selbst, wenn keine Geschichte erzählt wird, sondern Seite über Seite nur die Introspektive eines Wanderers zum Besten gegeben wird.

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Meinungen

Joe · 22.05.2023

Oh mein Gott.

Wozu dieser Film?

Ziemlich das mieseste, was ich in den letzten Jahren gesehen habe

Buch lesen gut. Film gucken verschwendet Lebenszeit.

Pilgrim · 23.02.2016

Pilgern...wofür soll das gut sein?

rolf zikofsky · 29.01.2016

der film war für mich ruhig, friedlich, erfrischend mit amüsanten Pointen, durchaus dem buch gleichwertig.
an diesem abend, dieser Vorführung gabs nur ein ganz heftiges manko.........
vor dem film wird eine unterschwellige, nicht in worten ausgedrückte, sehr Ausländer feindliche Werbung der AfD dem Kinobesucher aufgezwungen. Dies empfinde ich als deutliches überschreiten einer grenze von seiten des kinobetreibers.

Anjouli · 14.01.2016

Ich finde die Rezension auch etwas zu leicht abgetan. Ich war gestern im Film und muss torz allem leider sagen, dass ich auch nicht mit dem Film zufrieden war ! Deswegen auch meine Suche nach weiteren Meinungen. Mir fehlten für mich wichtige Ereignisse aus dem Buch. So die doch zum Teil recht massiven Übergriffe an Frauen. Was im Film ja nur als blöde Anmache gezeigt wurde. Dann die Gottesverherrlichung mit gleichtzeitiger Verachtung von Tieren. Auch dies auf ein absoultes Minimum heruntergespielt. Ebenso wie die Rettung eines Hundes als Hape Kerkeling versehentlich vom Weg ab kam. Und dann die doch sehr anschauliche Schilderung einer Rückführung in ein früheres Leben. Diese Punkte - die ja tatsächlich erlebt wurden - hätte dem Film mehr Tiefe gegeben. Schade darum ! Potenzial verschenkt ! Meine Meinung: Es reicht auf dem Film zu warten bis er - unweigerlich - ins Fernsehen kommt.

Martina S. · 07.01.2016

Nach dem langen abschreckenden Beitrag von Herrn Osteried habe ich zum Glück noch die anderen Kommentar gelesen, danach gewagt mir den Film anzuschauen und habe es nicht bereut, sondern bin im Gegenteil beeindruckt. Die Bezüge zwischen den Abschnitten seines Pilgerweges und denen seines Lebensweges sind interessant. Die Wandlung bei ihm selbst und den für ihn zu Freundinnen werdenden Frauen, der oberflächlichen Journalistin und der Anderen vom Schicksal Gezeichneten, sind überzeugend.
Tolle Schauspieler, tolle Landschaftsaufnahmen, humorvolle kritische Selbstdarstellung, die zum Nachdenken anregt.
Ein lohnender Film!

Birgit Eichenauer · 06.01.2016

Nach der negativen Kritik waren mein Mann und ich skeptisch, uns diesen Film anzusehen. Nachdem wir den Film gesehen hatten, waren wir sehr froh, nicht auf diese Kritiken gehört zu haben. Uns hat der Film sehr gut gefallen. Wie schon vorher geschrieben, er regt zum Nachdenken an über sich selbst und das eigene Leben. Dann noch die schönen Landschaftsbilder. Nicht immer nur diese Actionfilme oder Schnulzen.

Johannes · 03.01.2016

Ich schließe mich den beiden Meinungen von Eckhard und Karin an. Der Kritk von Herrn Osteried kann ich nicht zustimmen, er hat die Thematik nicht verstanden. Ein Film zum Nachdenken mit
wunderschönen Landschaftsbildern und guten Schauspielern.

Karin · 03.01.2016

Ein sehr schöner, ruhiger Film. Ich hatte bereits das Buch gelesen und finde der Film bringt den Inhalt gut wieder. Mein Mann ging sehr skeptisch in den Film, hatte auch noch kein Hintergrundwissen vom Buch. Ihm gefiel er so gut, dass e nun anschließend das Buch liest.
Wer Action und Mega-Spannung erwartet ist hier fehl am Platz, hier geht's um Emotionen, der Suche nach sich selbst und ums Durchhalten, wo man an seine persönlichen Grenzen kommt. Die Schauspieler sind erstklassig!!

Eckhard Hirschfeld · 27.12.2015

Der Kommentar des Herrn Osterried zeugt von einer solchen Unsach-
lichkeit, das man, der den Weg selbst gegangen ist, nur über diese
Aussagen lächeln kann. Wann hat dieser Mensch jemals sein Sofa
verlassen. Warum urteilen Leute über Dinge, die Ihnen offensichtlich
unbekannt sind. In der Schule würde man als Thema verfehlt eine
6 dafür erlangen.