Horns (2013)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Auf die Hörner genommen

Für Regisseur Alexandre Aja ist Horns eine Abkehr von seiner üblichen Spielwiese. Nur am Ende lässt er den Horror-Freak in sich raus, wenn doch noch ein Schädel in Großaufnahme weggeschossen wird. Davon abgesehen nimmt sich Aja zurück, lässt aber (noch) das Fingerspitzengefühl vermissen, ein mit Symbolismus aufgeladenes Mordmysterium gänzlich stimmig zu gestalten.

Seit seine Freundin Merrin (Juno Temple) ermordet wurde, hält jeder Ig (Daniel Radcliffe) für den Täter. Aber er ist unschuldig. Als ihm eines Morgens Hörner wachsen, stellt er fest, dass mit ihnen auch eine ungeahnte Gabe einhergeht. Jeder Mensch in seiner Nähe ist gezwungen, die Wahrheit zu sagen, wie hässlich sie auch sein mag. Ig sucht nun nach Merrins Mörder.

Die Adaption von Joe Hills Roman ist für Fans der Vorlage sicherlich enttäuschend. Keith Bunin hat sich reichlich Freiheiten genommen, vor allem aber die Geschichte – und mehr noch die Figuren – erstaunlich simplifiziert. Dadurch fällt die Charakterbeschreibung in einigen Fällen sehr flach aus. Sie ist kaum noch nachvollziehbar, insbesondere, was den Mörder betrifft. Wo hier eine komplexere Herangehensweise angemessen gewesen wäre, hätte der Erzählfluss des Romans, der stark mit Rückblicken arbeitet, deutlich vereinfacht werden können. So schön die Szenen mit den Kindern auch sind, bringen sie die Erzählung unnötig zum Stillstand. Sie berichten auch nichts, das anhand der Geschichte nicht ohnehin selbsterklärend ist.

Die Struktur hätte etwas geglättet werden können, sie ist aber nicht das eigentliche Problem. Denn das Interesse kann dieses Mordmysterium über die gesamte Distanz von zwei Stunden durchaus halten. Das völlige Fehlen einer Erklärung für die Hörner ist aber durchaus irritierend. Auch in seinem Roman impliziert Hill mehr, als dass er wirklich ausspricht, was der Auslöser ist, aber er hat zumindest irgendeine Form von Erklärung, während der Film geradewegs darauf verzichtet und sich stattdessen einer einigermaßen kruden Bibel-Symbolik bedient, die Aussage genug sein soll. Man nimmt das hin, weil die Geschichte auch ohne eine Erklärung funktioniert, im Grunde bedient sich der Film aber von Anfang an des Prinzips des „deus ex machina“. Immerhin, das ist schon bemerkenswert, trauen sich das die meisten Filme doch erst am Schluss, und nicht gleich zu Beginn der Geschichte.

Tonal wechselt Horns immer wieder, ist mal grimmige schwarze Komödie, dann wieder Coming-of-Age-Geschichte und schließlich die große, tragische Romanze. Das sorgt für Abwechslung, auch wenn man als Zuschauer immer wieder neu justieren muss. Langweilig wird das aber nie. So ist es durchaus interessant, diesem Who-Done-It? mit teuflischem Einschlag zu folgen, es wäre halt nur mehr als gefällig-nette Unterhaltung drin gewesen, wenn man sich in manchen Bereichen näher an der Vorlage orientiert hätte.
 

Horns (2013)

Für Regisseur Alexandre Aja ist „Horns“ eine Abkehr von seiner üblichen Spielwiese. Nur am Ende lässt er den Horror-Freak in sich raus, wenn doch noch ein Schädel in Großaufnahme weggeschossen wird. Davon abgesehen nimmt sich Aja zurück, lässt aber (noch) das Fingerspitzengefühl vermissen, ein mit Symbolismus aufgeladenes Mordmysterium gänzlich stimmig zu gestalten.

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