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In einer kunterbunten Elemente-Welt verliebt sich ein Feuermädchen in einen Wasserjungen. Pixar erzählt eine temporeiche Liebesgeschichte, die jedoch unter dem Gewicht all ihrer Klischees mehr als  einmal ihr Feuer verliert.

Elemental (2023)

Eine Filmkritik von Christoph Dobbitsch

H2Omeo und Julia

Eine Prämisse, wie aus einem Kinderbuch: In einer magischen Stadt wohnen Feuer,  Wasser, Erde und Wind. Jedes Element bleibt brav unter sich, bis sich entgegen aller  Wahrscheinlichkeiten ein Feuermädchen in einen Wasserjungen verliebt. Werden sie den  Vorurteilen der Gesellschaft trotzen, die Probleme des Erwachsenwerdens meistern und  einen Weg für ihre verbotene Liebe finden? Falls man mehr als drei Filme kennt, sollte  die Antwort klar sein. 

Elemental City heißt der kunterbunte Ort, an dem die feurige Ember dem wässerigen Wade begegnet. Ein  geplatztes Rohr bringt zusammen, was nicht zusammen soll. Doch ehe ihre Liebe in den Fokus rückt, dauert es ein wenig. Denn die Geschichte von Elemental beginnt mit einem  Einwandererschicksal: Die Feuerfamilie erreicht den Hafen der großen Stadt, um ein neues Leben zu beginnen, da ist Ember noch ein Baby. Luft, Wasser und Erde wohnen bereits hier, doch Flammenbürger sind an diesem Punkt noch neu und die Sitten und Sprachen fremd. Das (eindeutig asiatisch codierte) Feuervolk gründet innerhalb der Stadt einen eigenen Bezirk, dessen Zentrum ein  kleiner Laden ist, der Andenken aus der alten Heimat und scharfes Essen verkauft. Bevor der  Wasser-Lover also in den Film einfließen kann, geht es um das kleine Familiengeschäft und darum, dass Ember es eines Tages übernehmen soll, um ihre Eltern stolz zu machen.

Wenn man sich an die wunderschöne Animation, das Tempo des Filmes und die unzähligen Element-Wortwitze (zugegeben: „Holz und Vorurteil“ gab einen großen Lacher) gewöhnt hat, dann fällt schnell auf, dass Elemental zwar eine außergewöhnliche Verpackung hat, aber dahinter  viel Altbekanntes steckt. Die geschäftige Elemental City mit all ihren kleinen Gags und Schauwerten – Ähnliches wurde in Zoomania und Coco schon besser geboten. Die Lovestory bewegt sich zwischen klassischer Screwball Comedy, Romeo & Julia und Rat mal, wer zum Essen kommt. Vieles fühlt sich  aufregend an in der Welt von Elemental, aber beinahe nichts fühlt sich persönlich an. 

Seine wenigen außergewöhnlichen Momente findet der Film zum Glück in der zentralen Liebesgeschichte. Die Dynamik der aufbrausenden Feuerfrau und des übersensiblen Wassermanns kann einige authentisch herzerwärmende Momente generieren. Wenn es der tollpatschige Wade schafft, der coolen Ember doch eine Träne zu entlocken, wirkt es aufrichtig und liebevoll. Solche Momente sind aber leider rar gesät: Als wäre die komplizierte Liebesbeziehung vor dem kulturellen Kontext einer Einwandererfamilie mit Verlust- und Existenzängsten noch nicht genug, gibt es noch mehrere Nebenhandlungen, die der Hauptstory das Wasser abgraben. Besonders deplatziert wirkt ein ständig auflodernder Konflikt über einen defekten Staudamm. Vielleicht wollte man nicht riskieren, das jüngere Publikum in den romantischen Momenten zu verlieren, denn immer, wenn der Film ruhiger  wird, bahnt sich der verdammte Damm chaotisch seinen Weg zurück auf die Leinwand, wie ein  Drängler auf der Wasserrutsche. Das raubt nicht nur Nerven, sondern zwackt auch noch Zeit von den anderen, viel interessanteren Handlungssträngen ab. Bis zum Finale müssen so viele Probleme gelöst werden, dass ein wahres Trommelfeuer aus der Klischeekanone abgefeuert wird, um die Laufzeit nicht zu sprengen.

Elemental hat damit das gleiche Problem wie die Welt, die der Film portraitiert: Alle Zutaten sind vorhanden, aber sie wollen sich nicht vermischen lassen. Für kleinere Kinder gibt es zu wenig  Lacher, zu viel Romantik und teilweise sogar leicht verstörende Szenen. Für die Erwachsenen ist es zu wenig Substanz und zu viel Klischee. Das perfekte Publikum wären wohl jüngere Teenager, die gerade beginnen, die sich für die emotionalen Themen schon interessieren, aber noch so wenig  Filmerfahrung haben, dass alles für sie noch neu und frisch wirkt. Es fällt schwer, einem Film, der sich an eine jüngere Zielgruppe richten will, vorwerfen, er sei nicht erwachsen genug. Aber es fällt wesentlich leichter, ein wenig enttäuscht zu sein, denn gerade Pixar hat mehr als einmal bewiesen, dass es möglich ist, Filme zu schaffen, die jede Altersgruppe ansprechen. Ebenso darf man sich ärgern, dass die Lovestory am Ende sehr einseitig wird und nur eine der Figuren sich weiterentwickeln, ihre Werte verändern muss, während die andere schlichtweg Recht behält.

Eine Art Bruder im Geiste ist Alles steht Kopf, der es schafft, Kinder zum Lachen und Erwachsene zum Weinen zu bringen und am Ende eine nuancierte Lösung für sein zentrales Problem vorschlägt. Die Finesse außergewöhnlicher Pixar Filme, die sich sogar in Sohns erstem eigenem Kurzfilm Teilweise Wolkig finden lässt, liegt darin, nicht einfach die erstbeste Lösung zu nehmen, sondern sowohl beim Drama als auch beim Humor noch einmal um die Ecke zu denken. Für einen Film, dessen Botschaft es ist, dass man etwas riskieren muss, um  außergewöhnliche Träume zu verwirklichen, greift Elemental zu häufig einfach nach der nächstbesten Lösung und gesellt sich erstaunlich mutlos ins Mittelfeld der Animationswelt.

 

Elemental (2023)

Der Film begleitet das ungleiche Paar Ember und Wade in eine Stadt, in der Einwohner der Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammenleben. Die feurig-flammende junge Frau und der junge Mann, der lieber mit dem Strom schwimmt, entdecken dabei etwas ganz Elementares: wieviel sie tatsächlich gemeinsam haben.

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Meinungen

Björn · 30.07.2023

Die Kritik finde ich zu kritisch. Mir hat der Film rundum Spaß gemacht und das ganze Open-Air-Kino, Kinder wie Erwachsene, hat an vielen Stellen lachen können. Die Weinattacken waren jedes Mal irre komisch, die Zorneswallung von Amber waren jedes Mal niedlich, von der ganzen Situationskomik mal abgesehen.

Was mir außerdem sehr gefallen hat, ist, dass aus einer erwachsenen Perspektive heraus der Film überraschend offen und ehrlich ein oftmals unterschätztes Problem thematisiert: den Rassismus von Migranten. Es ist immerhin die immigrierte Familie von Amber, die bis kurz vor dem Schluss in den Traditionen gefangen auf eine Trennung von Wasser und Feuer pocht, während Wades Familie Amber sofort ins Herz schließt. Am Ende überwindet Ambers Vater seine Ansichten und er wird doch noch zu einem echten Vater, dem das Glück seiner Tochter wichtiger ist, als die überkommenen Traditionen und Ansichten seiner alten Heimat.

Ist das jetzt ein "Muss"-Film? Nein, das bestimmt nicht. Ist es ein Film, der 102 Minuten lang zu unterhalten weiß? Definitiv ja! Gerade im Fehlen von diversen Längen besteht die Stärke des Films, denn so entsteht keine Monotonie. Was nämlich an Monotonie so schön sein soll, müsste Herr Dobbitsch mir vielleicht einmal erklären. 9/10

Sascha · 13.07.2023

Die Kritik ist Nicht ernst zu nehmen. Film einer der Besten Pixar Filme. 100% Empfehlenswert