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Warum gibt es Buzz Lightyear-Spielfiguren? Diese Frage beantwortet der Film als Sci-Fi-Abenteuer für Kinder mit typischen Disney-Botschaften und wenig Pixar-Zauber.

Lightyear (2022)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Nun hat Disney Pixar endgültig übernommen

Nach einer erfolgreichen Mission tief im All befindet sich das Schiff von Buzz Lightyear auf dem Heimweg, als der Computer einen Planeten entdeckt, der eine Expedition rechtfertigt. Doch der erweist sich als Falle für die Crew des Raumschiffs und mehr als 700 Menschen stranden auf der gefährlichen neuen Welt. Weil Buzz sich dafür die Schuld gibt, versucht er alles, um seinen Fehler auszubügeln. Mit harten, sehr persönlichen Konsequenzen.

Die Zusammenarbeit zwischen den jungen Animationsrebellen von Pixar und dem renommierten Disney-Konzern begann bereits 1991. 2006 übernahm Disney dann Pixar komplett – für einen Preis von mehr als sieben Milliarden Dollar. Doch erst mit Lightyear scheint auch die kreative Übernahme der einst durch wilde und wundervolle Ideen auffälligen Animationsfirma abgeschlossen zu sein. Lightyear sieht zwar immer noch aus wie ein Pixar-Film, in seinem Inneren schlägt aber ein Disney-Herz. Denn wer sich so großartige Filme wie Luca oder Soul aus Pixars jüngster Vergangenheit ansieht und dann denn routiniert-generischen Lightyear im Kino sieht, mag kaum glauben, dass alle drei Filme vom gleichen Studio stammen.

Das ist zu Beginn noch nicht abzusehen. Denn wenn Buzz Lightyear in seinem Versuch, einen Fehler wiedergutzumachen, immer und immer wieder einen Testflug absolviert, bei dem er vier Jahre auf die Crew des Schiffes verliert, hat das nicht nur Interstellar-Vibes, sondern zeigt in den kurzen Szenen mit seiner für ihn rapide alternden Vorgesetzten Hawthorne, deren Leben wie im Zeitraffer an ihm vorbeifliegt, genau die Tiefe Pixars, für die das Studio so berühmt ist. Hier erinnert Lightyear nicht von ungefähr an Kino-Sternstunden wie den Beginn von Oben.

Doch dieser kreative Treibstoff geht dem Film bald aus. Das ist deshalb ein so großer Schock, weil das Drehbuch zu Lightyear von Pete Doctor stammt. Dem Pete Doctor, der auch Wall-E, Alles steht Kopf, Oben und Soul verfasste. Von diesen Werken ist Lightyear tatsächlich Lichtjahre entfernt. Denn ab der Mitte blitzt das typische Pixar-Gefühl nur noch gelegentlich auf, wenn Buzz beispielsweise seine neuen Mitstreiter im Kampf um den Planeten kennenlernt – einen wahrhaft schrägen Haufen. Die kleinen Ideen wie die Robo-Katze Sox, tragen noch immer die Kennung des Studios. Aber die Hauptgeschichte, die den Zuschauer mit Botschaften wie „Du kannst auch ein Held sein, wenn du ganz normal bist“ und „Jeder kann alles schaffen“ tief in die Disney-Wertschöpfung platter Attitüden schleudert, lässt vom einst durchaus subversiven Charme Pixars nichts übrig.

Technisch gibt es bei Lightyear natürlich wenig zu kritisieren, Pixar versteht sein Handwerk, wenn es um Optik geht. Und so spielt der Film in einer dreckigen, abgenutzten Sci-Fi-Atmosphäre, die Star Wars aus jeder Pore atmet. Auch die Animationen der Figuren und Raumschiffe sind vom Feinsten, wie es zu erwarten war. Aber von der Prämisse, die Pixar seit Jahren immer wieder verfolgte, Filme auch und zuletzt vielleicht sogar hauptsächlich für ein älteres Publikum zu erzählen, ist in Lightyear nichts zu spüren. Und so ist das erste Solo-Abenteuer von Buzz Lightyear in erster Linie ein schöner Film für die acht- bis zwölfjährige Fans, die eine spannende, nachvollziehbare Story mit einem sympathischen Helden sehen möchten. Denn auf dieser Basis überzeugt Lightyear voll. Wie eine Disney-Produktion liefert der Film präzise genau die emotionalen Höhen und Tiefen, die auch Filme wie Die Eiskönigin auszeichnen. Und kann dazu mit einem zumindest originellen Schurken aufwarten. Das ist gutes Disney-Niveau, die echte Pixar-Magie blitzt aber nur selten auf.

Lightyear ist sehr ordentliche Unterhaltung, die für die Zielgruppe jüngerer Kinder sogar die eine oder andere emotionale Tiefe mitbringt. Im Vergleich mit den besten Filmen von Pixar wie Wall-E, Oben oder Alles steht Kopf ist Lightyear aber nur ein schwacher Abklatsch einstiger Größe. Die Übernahme von Pixar durch Disney zeigt spätestens mit diesem Film auch kreative Konsequenzen und beendet fürs Erste die Entwicklung des Studios hin zu Filmen, die auch und gerade für Erwachsene gedacht waren. Schade.

Lightyear (2022)

Die Geschichte von Buzz Lightyear und seinen Abenteuern bis zur Unendlichkeit und darüber hinaus.

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Meinungen

Finn · 22.06.2022

Ich bin ganz anderer Meinung. Ich habe den Film heute mit meiner Schwester im Kino gesehen. Sie ist 15 und ich bin 19. Uns Beiden hat Lightyear wirklich gut gefallen. In dieser Kritik wird es so dargestellt als wäre der Film eine Enttäuschung. Das ist er aber ganz und garnicht. Natürlich ist er nicht so emotional mitreißend wie ein Oben oder ähnliches, aber das muss er doch auch garnicht sein. Buzz Lightyear steht für Action und Abenteuer für die ganze Familie und nicht für emotionale Tiefe für Erwachsene. Ich bin mit Toy Story aufgewachsen und gerade deswegen waren meine Erwartungen an den Film hoch. Diese wurden erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen.
LG