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Adam kommt als neuer Student an die renommierten Al-Azhar-Universität, als der Großimam stirbt. Schnell wird der schüchterne und unterschätzte junge Mann in die Wirren von Macht und Intrigen hineingezogen.

Die Kairo Verschwörung (2022)

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Der Junge mit dem Engelsgesicht

Der regelrecht klaustrophobische Thriller, der in der renommierten Al-Azhar-Universität in Kairo spielt, wurde in den Wettbewerb von Cannes eingeladen und bringt uns eine Welt näher, die sich beinahe ausschließlich um sich selbst dreht. Beinahe.

Adam (Tawfeek Barhom) ist neu an der Universität und muss sich schnell einfinden. Als Fischersohn, der in einem unbedeutenden Dorf aufgewachsen ist, empfindet er es als großes Privileg, an der Al-Azhar-Universität studieren zu dürfen. Aber im Schlafsaal herrscht eine eigene Hierarchie und Freunde findet der schüchterne junge Mann schwer. Immerhin Zizo (Mehdi Dehbi) nähert sich Adam an, doch er hat Hintergedanken.

„Such mir einen anderen Mittelsmann. Einen Studienanfänger ohne Verbindungen“, befiehlt Ibrahim (Fares Fares). Ibrahim arbeitet für die Staatssicherheit und hat mit Zizo einen Mittelsmann an der Universität, der ihn über politisch relevante Vorgänge auf dem Laufenden hält. Aber Zizo ist aufgeflogen und so braucht es ein neues, unbeschriebenes Blatt. Die Wahl fällt auf Adam. 

Schon bald nach Adams Studienbeginn und seiner neuen Freundschaft zu Zizo, stirbt der altehrwürdige Großimam und die Machtkämpfe um seine Nachfolge gehen los. Der Präsident wünscht sich Beblawi (Jawad Altawil) als neuen Großiman, also tut der Geheimdienst alles in seiner Macht stehende, um dies zu ermöglichen. Auch Adam wird tief in diesen Strudel aus Macht und Intrigen hineingezogen.

Dass ein solcher Film nicht in Ägypten gedreht werden konnte und auch keine Unterstützung aus dem Land bekam, liegt für Politkkenner auf der Hand. Bereits seit Die Nile Hilton Affäre darf Regisseur Tarik Saleh nicht mehr in Ägypten einreisen und gilt als Persona non grata. Dabei ist Die Kairo Verschwörung kein Film für oder gegen Ägypten und auch nicht für oder gegen den Islam, sondern schlicht ein spannender Thriller, der mit den Regeln und Gepflogenheiten einer nicht-westlichen Kultur spielt.

Saleh findet gemeinsam mit Kameramann Pierre Aïm großartige Bilder für seine Geschichte. Beklemmend wirkt die Welt der Universität, die eigentlich nichts anderes ist als eine große Koranschule und künftige Imame ausbildet. Das liegt auch daran, dass die Handlung nur selten die Mauern der klosterartigen Anlage verlässt. In der Al-Azhar-Universität hat alles eine Ordnung, ja beinahe eine Ornamentik, wie die Studenten durch die Gänge laufen, sich versammeln. Fast immer ist aus der Perspektive von Adam gefilmt oder er ist im Bild. So haben wir eine naive, unbekümmerte Sicht auf die Geschehnisse und sind angeregt, uns selbst eine Meinung zu bilden.

Leider gelingt die Erzählung in der politischen Dimension nicht ganz. Vieles wird nur angedeutet und kommt so bei Zuschauern, die sich mit der Innenpolitik Ägyptens nicht auskennen, recht nebulös an. Doch überhaupt einen Blick in dieses Herz des Islam zu wagen, ist schon aller Ehren wert. Politik und Religion sind eben schon immer enge Verbündete.

Die Kairo Verschwörung (2022)

Für Adam (Tawfeek Barhom), Sohn eines einfachen Fischers, geht ein Traum in Erfüllung: Er erhält ein Stipendium für die renommierte Azhar-Universität in Kairo – das Epizentrum der Macht in der islamischen Welt. Als das Oberhaupt der Universität, der Großimam, plötzlich stirbt, beginnt ein Kampf um seine Nachfolge. Der dubiose Regierungsbeamte Ibrahim (Fares Fares) rekrutiert Adam als Informanten für den ägyptischen Geheimdienst und bringt ihn damit nicht nur zwischen die Fronten der religiösen und politischen Eliten des Landes, sondern auch in Lebensgefahr.

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