Creed - Rocky's Legacy

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Eine große Altersrolle für Stallone

Was Sylvester Stallone dazu verleitete, noch einmal Rocky Balboa zu spielen, war der Umstand, dass die Figur, die er vor fast 40 Jahren das erste Mal zum Besten gab, Teil einer Geschichte ist, die heute noch so relevant ist wie seinerzeit. Dabei hatte er dem Boxer schon mit Rocky Balboa einen würdigen Abschluss bereitet, mit Creed – Rocky’s Legacy schließt sich der Kreis jedoch wirklich.
Adonis Creed (Michael B. Jordan) ist der uneheliche Sohn von Apollo Creed, der von dessen Witwe als Kind bei sich aufgenommen wurde. Nun möchte er in die Fußstapfen seines Vaters treten, sich aber selbst einen Namen machen. Niemand will ihn trainieren, deswegen fährt er nach Philadelphia und sucht dort den alten Freund seines Vaters auf: Adonis hofft, dass Rocky ihn trainiert, der zuerst ablehnt. Aber dann raufen sich der alte Champ und der hungrige Newcomer zusammen.

Als Trainer hat man Rocky schon im fünften Film gesehen. Damals durfte er – wenn auch nur auf der Straße – einen letzten Kampf absolvieren. In Creed – Rocky’s Legacy ist es glaubwürdiger und wahrhaftiger. Rocky ist nun das, was sein Trainer Micky für ihn gewesen ist – Szenen, die daran erinnern, inklusive.

Natürlich überschattet Stallone seinen Kollegen Jordan, schon allein deswegen, weil der Action-Star gelungen daran erinnert, dass er auch ein sehr guter Schauspieler ist, wenn das Material ihn fordert. Hier ist das der Fall, weswegen seine Geschichte den Fans der alten Reihe näher ist, auch wenn Rocky Balboa hier effektiv nur die Nebenfigur ist. Aber das wird exzellent ausgespielt, da zwischen Rocky und Adonis eine Art Vater-Sohn-Beziehung aufgebaut wird. Mit Rocky als einem Mann, der seinen Sohn kaum noch sieht, und Adonis als jemand, der vom Schatten des eigenen Vaters fast erdrückt wird.

Autor und Regisseur Ryan Coogler, der mit Jordan schon Fruitvale Station gedreht hat, gestaltet seinen Film als Liebeserklärung an John G. Avildsens Werk aus dem Jahr 1976. Im Grunde ist dieser neue Film nur ein geschickt maskiertes Remake. Die essenziellen Plotpoints des Originals werden hier bis hin zur Chance wiederholt, dass ein No-Name einen Weltmeisterschaftskampf bestreiten darf. Es funktioniert jedoch, und das vor allem, weil mit den Hauptfiguren eine emotionale Bindung einhergeht, die auf den Zuschauer einwirkt.

Creed – Rocky’s Legacy ist eine Staffelstabübergabe, bei der alles richtig gemacht wird. Man huldigt respektvoll der Vergangenheit, bereitet aber auch die Zukunft vor. Mit diesem Film könnte eine neue Reihe an Sportlerdramen beginnen, die zudem den Weg der Rocky-Reihe gehen könnte, was die spannende Frage aufwirft, ob dort auch eine Degression vom Drama zum reinen Actionfilm mit Soap-Elementen stattfinden würde. Das passierte dem italienischen Hengst, den Stallone mit Rocky Balboa und Coogler mit Creed – Rocky’s Legacy nun aber wieder zu den Wurzeln zurückgeführt haben.

Creed - Rocky's Legacy

Was Sylvester Stallone dazu verleitete, noch einmal Rocky Balboa zu spielen, war der Umstand, dass die Figur, die er vor fast 40 Jahren das erste Mal zum Besten gab, Teil einer Geschichte ist, die heute noch so relevant ist wie seinerzeit. Dabei hatte er dem Boxer schon mit „Rocky Balboa“ einen würdigen Abschluss bereitet, mit „Creed – Rocky’s Legacy“ schließt sich der Kreis jedoch wirklich.
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