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Matthias Schweighöfer dreht den neuen Zack-Snyder-Film. Nach „Army of the Dead“ bekommt Schweighöfers Safe-Knacker Ludwig Dieter damit seinen eigenen Heist-Film. Auf der Strecke bleiben aber jegliche Spannung und Geschwindigkeit.

Army of Thieves (2021)

Eine Filmkritik von Lars Dolkemeyer

Immer schön langsam

Ludwig Dieter, gespielt von Matthias Schweighöfer, ist eine der Figuren in Zack Snyders Zombie-Heist-Film Army of the Dead (2021). Der begnadete Safe-Knacker fügt sich mit seiner etwas überdrehten Zeichnung wunderbar in das Ensemble und den Ton des Films. Nun dreht Schweighöfer, ebenfalls exklusiv für Netflix, ein Spin-Off: Army of Thieves erzählt die Vorgeschichte von Ludwig Dieter und einer Gruppe europäischer Bankräuber*innen. Es fehlt jedoch Snyders Gefühl für Rhythmus und Dynamik – in einem Heist-Film nicht gerade nebensächlich.

Ludwig Dieter – oder bürgerlich: Sebastian Schlencht-Wöhnert – arbeitet als Bankangestellter und lädt in seiner Freizeit völlig erfolglose Videos über das Knacken von Safes auf YouTube hoch. Besonders die vier legendären Safes des meisterhaften Hans Wagner haben es ihm angetan: das Rheingold, die Walküre, Siegfried und die Götterdämmerung. Letzterer ist verschollen (beziehungsweise den Zuschauer*innen aus Army of the Dead bekannt), doch die ersten drei sind angeblich noch in Benutzung. Als Sebastian von einer kleinen Gruppe überaus profilierter Bankräuber*innen (Nathalie Emmanuel, Ruby O. Fee, Stuart Martin, Guz Khan) kontaktiert wird, überlegt er nicht lange: Seine Chance ist gekommen, die drei Wagner-Safes zu finden und zu knacken.

Wenngleich im Hintergrund des Films die beginnende Zombie-Apokalypse gelegentlich in Nachrichtenbildern auftaucht und etwas bemüht als wiederkehrendes Alptraum-Szenario von Sebastian dient, spielen die Untoten in Army of Thieves darüber hinaus keine bedeutende Rolle. Anders als in der wilden Mischung aus Heist-Film, Zombies und Las Vegas, die Army of the Dead in irrem Tempo vorgelegt hat, geht es in diesem Spin-Off klassischer zu: Fünf Misfits, deren besondere Fähigkeiten im gemeinsamen Bankraub voll zur Geltung kommen, machen eine Rundreise durch Europa und überlisten mit geschickt manövrierten Plänen die Sicherheitssysteme verschiedener Banken und Casinos.

Heist-Filme leben davon, in fein getakteten Sequenzen die Pläne ihrer fast mechanisch zusammenarbeitenden Figuren auszubreiten und die Umsetzung dieser Pläne dann mit einem gehörigen Maß an plötzlich notwendiger Improvisation zu inszenieren. Army of Thieves scheint aber an der Zusammenarbeit seiner unterschiedlich talentierten Figuren und dem feinmechanischen Schließwerk ihrer Pläne überhaupt kein Interesse zu haben: Es gibt wenig Raum neben Matthias Schweighöfers wenig nuanciertem Ludwig Dieter, der zwischen naiver Überforderung und kindlicher Begeisterung für das Safe-Knacken über weite Strecken des Films kreischend und zappelnd die Sequenzen dominiert und dabei jegliche Energie und Aufmerksamkeit bündelt.

Er verliebt sich, natürlich, in die zunächst unnahbare Anführerin der Gruppe, Gwendolin (Nathalie Emmanuel), die aber noch eine schwierige Beziehung zum muskulösen Haudrauf Brad Cage (Stuart Martin) hat. Während das Bankausrauben beinahe in den Hintergrund rückt und Ruby O. Fee sich redlich bemüht, der Hackerin Korina ein Profil zu verleihen und den Film zurück auf die Schiene der komplexen Einbrüche zu ziehen, versteigt Army of Thieves sich zunehmend darin, doch lieber eine Rom-Com sein zu wollen. Ausgerechnet in den Sequenzen des tatsächlichen Safe-Knackens wird das besonders deutlich: Es gibt exakt eine visuelle Idee zur Inszenierung der hochkomplexen Mechaniken im Inneren der Safes, die für jede der Sequenzen wiederholt wird und schon nach dem zweiten Mal kaum Neues zu bieten hat, während Matthias Schweighöfer raunend die Wikipedia-Informationen der zu den jeweiligen Safes gehörigen Wagner-Opern herunterflüstert. Alles nicht so wichtig: Schließlich bieten sich diese Momente der Intimität vor dem Safe vor allem dafür an, ein schematisches Näherkommen von Sebastian und Gwendolin zu erzählen.

Abgesehen davon, dass so nie klar wird, was für eine Art von Film Army of Thieves grundlegend sein möchte, geht dadurch besonders in den entscheidenden Sequenzen genau jener Rhythmus verloren, der unabdingbar ist, um die fesselnde Taktung des sauberen und nahtlosen Einbrechens zu erzählen. Immer wieder fällt Army of Thieves in die Verlangsamungen seiner rührseligen Liebesgeschichte, ohne Übergänge oder Verbindungen zu seinen anderen Elementen herzustellen. Das ist aber genau das, was Army of the Dead zu einer so gelungenen und spaßigen Mischung gemacht hat: Alle heterogenen Momente fügen sich in einen gemeinsamen Rhythmus und werden ergriffen von der hohen Geschwindigkeit des Films. Army of Thieves dagegen ordnet alles dem gleichförmigen Spiel von Matthias Schweighöfer unter.

Army of Thieves (2021)

In dieser Vorgeschichte zu Zack Snyders „Army of the Dead“ wird Kleinstadtbanker Dieter in das Abenteuer seines Lebens verwickelt, als er von einer mysteriösen Frau rekrutiert wird, um an der Seite der meistgesuchten Verbrecher Interpols bei einem Raubzug quer durch Europa die legendärsten Tresore zu knacken.

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Meinungen

Jörg Heymann · 29.09.2022

Einer der schlimmsten Filme den ich seit langem gesehen habe.
Der Schweighöfer is so schlecht. Unfassbar. Mach bitte was anderes.