Abgang mit Stil (2016)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Coup der zornigen Alten

Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Al (Alan Arkin) verstehen es durchaus, ihren Rentneralltag in Brooklyn zu genießen. Sie sind seit 40 Jahren befreundet, schauen zusammen fern, spielen Boccia, gönnen sich ein Stück Kuchen im Restaurant. Die kleinen Freuden und die individuellen Probleme, die jeder von ihnen hat, bilden ein Gleichgewicht, das plötzlich außer Kraft gesetzt wird. Denn die Fabrik, von der sie ihre Betriebsrenten beziehen, wird nach Vietnam verlagert und die Senioren erhalten kein Geld mehr.

Beim nächsten Besuch im Diner gibt es also keinen Kuchen mehr zum Kaffee. Oft sind es Kleinigkeiten wie diese, die einem Menschen die Augen öffnen über seine Position in der Gesellschaft. Nach einem langen Arbeitsleben sollte ein alter Mensch doch Kuchen essen dürfen, so oft er nur will, empören sich die Freunde. Selbst der Bankräuber, dem Joe vor kurzem während des Überfalls auf sein Geldinstitut die eigene Geldbörse anbot, lehnte ja mit den Worten ab, es sei die Aufgabe einer Gemeinschaft, für ihre Alten zu sorgen.

Der höfliche Bandit inspiriert Joe zu der Idee, zusammen mit Willie und Al genau diese Bank ebenfalls zu überfallen. Denn dort werden ihre Renten gerade für den Fabriktransfer zweckentfremdet. Und es handelt sich zugleich um die Bank, die Joes Hypothekenzahlung erhöht hat und ihm nun das Haus wegnehmen will. Die von Zach Braff (Garden State) inszenierte Komödie wirkt mit ihrer Sozialkritik sehr aktuell und ihre rebellische Attitüde erinnert sogar an den Western Hell or High Water. Dabei frischt sie als Remake lediglich eine Geschichte auf, die der Film Die Rentnergang aus dem Jahr 1979 erzählte. Das tut sie mit viel Schmunzelhumor, während die Szenen mit wirklich zündendem Witz eher rar gesät sind.

Ein komödiantisches Thema ist die Schwierigkeit der alten Herren, sich in der von Jüngeren dominierten Welt zurechtzufinden. Der Tonfall des Bankangestellten im Kundengespräch wirkt Joe gegenüber besonders selbstgerecht, gerade weil der alte Mann mit dieser unbeugsamen Art der Argumentation nicht vertraut ist. Joe trifft auch bei der Polizei, wo er als Zeuge des ersten Banküberfalls aussagt, auf einen Mann, der sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen lassen will. So bedankt sich der forsche FBI-Agent Hamer (Matt Dillon) nicht für den Tipp, wie er den tätowierten Gangster aufspüren könnte, zumal ihm Joe auch noch empfiehlt, von der TV-Serie Law & Order zu lernen. Auch die Meinungsverschiedenheiten der drei Freunde, die schon mal zu Alterssturheit neigen, sorgen für Humor. So zeigt eine gelungene Splitscreen-Szene, wie sie telefonisch über die Idee mit dem Banküberfall streiten. Al ist nämlich anfangs strikt dagegen, ändert dann aber seine Meinung.

Es gibt aber auch betulichen Slapstick, etwa wenn Joe und Willie zum Training den örtlichen Supermarkt beklauen wollen und ihre Tollpatschigkeit dann von den Überwachungskameras vorgeführt bekommen. Oft verpuffen die Witze auch einfach, weil ihre Themen im Comedy-Stil nur kurz angerissen werden und es mit dem Timing hapert. Zum Glück rafft der Film die Vorbereitung des Überfalls in einer mit einem Lied unterlegten Montage zusammen und lässt auch den Coup selbst zügig über die Bühne gehen. Denn schöner und unterhaltsamer ist es, Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin einfach nur beim Spielen ihrer Rollen zuzusehen. Dafür ist am meisten Raum, wenn Joe, Willie und Al in ihrem privaten Umfeld sind. Dann kümmert sich Joe besorgt um seine im selben Haus wohnende Enkelin (Joey King) und Al lässt sich widerstrebend von der Verkäuferin Annie (Ann-Margret) becircen. Insgesamt aber sorgt die Komödie aufgrund der wenig inspirierten Kombination von Heist-Movie und Seniorenwitz nur für durchwachsenes Vergnügen.
 

Abgang mit Stil (2016)

Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Al (Alan Arkin) verstehen es durchaus, ihren Rentneralltag in Brooklyn zu genießen. Sie sind seit 40 Jahren befreundet, schauen zusammen fern, spielen Boccia, gönnen sich ein Stück Kuchen im Restaurant. Die kleinen Freuden und die individuellen Probleme, die jeder von ihnen hat, bilden ein Gleichgewicht, das plötzlich außer Kraft gesetzt wird.

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Meinungen

Martin Zopick · 11.12.2020

Da hat sich Regieneuling Zach Braff doch etwas ausgerechnet, als er drei Superstars der Leinwand vor die Kamera holte: Michael Caine (Joe), Morgan Freeman (Willie) und Alan Arkin (Albert). Die drei Freunde bringen’s zwar noch voll bei ihrem Banküberfall, aber mit einer sonst platten Story und ein paar Altherren-Witzli kann man die Kastanien nicht aus dem Feuer holen.
(‘Seid ihr Bullen?‘ – ‘Nein. Nur ein paar alte Ochsen.‘)
Die Bank hat sie abgekocht und so wollen sie sich nur das zurückholen, was ihnen zusteht. Das ist auch recht nett anzuschauen und überspielt die Löcher und logischen Knacks im Plot. Der ermittelnde Polizist Hamer (Matt Dillon) kommt etwas farblos daher. Er scheint wohl das erste Bauernopfer zu sein, das die Regie den drei Granden bringt. Dafür sorgt Annie (Ann-Magret) mit ihrer Affäre mit Albert für etwas Pepp. Dann ist alles zur Zufriedenheit der Helden gelaufen. Wir erwarten den Abspann, doch es folgt noch ein Nachschlag, in dem sie alle ihre Freunde mit Scheinen überhäufen. Na ja! Jetzt geht es auch noch in Richtung Wohltäter, will aber nicht so ganz zum übrigen Film passen. Aber sonst: amüsant, Blumen für die reife Leistung der Ikonen.