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Nach 40 Jahren gibt es nun eine neue Staffel der Serie um den Kobold mit dem roten Haar, der in einer Münchner Werkstatt sein Wesen herumtreibt: Neue Geschichten vom Pumuckl. Wie es gelingt, nach so langer Zeit eine Fortsetzung zu schaffen, die stimmig ist?

Neue Geschichten vom Pumuckl (TV-Serie, 2023)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Hurra, das hat geklappt!

Eine Fortsetzung ist immer riskant – egal, ob sie ein Jahr oder ein paar Jahre später erscheint oder – wie im Fall der neuen Pumuckl-Serie – rund 40 Jahre nach dem Original. 1979 bis 1988 entstanden die ersten beiden Staffeln der Fernsehserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ mit Gustl Bayrhammer als Meister Eder und Hans Clarin in der Rolle des Pumuckl; 1982 wurden die ersten Folgen ausgestrahlt. Seither sind ganze Generationen mit dem Schabernack treibenden Kobold aufgewachsen, auch Regisseur Marcus H. Rosenmüller erinnert sich gerne an seine Kindheit vor dem Fernseher. Umso größer sei der Respekt vor einer Fortsetzung gewesen, noch dazu im Regiestuhl, erzählte er im Rahmen der Premiere der neuen Folgen auf dem Münchner Kinderfilmfest.

Die Liebe zum Pumuckl, zu den alten Geschichten wie zu den Produktionen der 1980er Jahre, die Ehrfurcht vor ihnen sowie eine gewisse Demut wohl bei allen Beteiligten merkt man den Neuen Geschichten vom Pumuckl nicht nur an, sie scheinen ganz stark durch: in der Dramaturgie ebenso wie in den feinsinnigen Dialogen, im Schauspiel der Darsteller:innen wie in kleinen Details in der Mise-en-Scène. Die Macher:innen haben mit der neuen Staffel etwas ganz Liebevolles, Bezauberndes und Herzerwärmendes geschaffen, das nicht nur dem Nachwuchs Freude bereiten, sondern auch die Eltern vor die Bildschirme locken und zu mancher Träne rühren wird.

Dass das Ganze stimmt, liegt zunächst einmal am Drehbuch und am wirklichen Fortsetzen und nicht Wiederholen oder Kopieren der Geschichte. Wir befinden uns in einem München gut 30 Jahre, nachdem Franz Eder, also der ‚alte‘ Meister Eder, gestorben ist. Sein Neffe Florian erbt zusammen mit dessen Schwester die Werkstatt, und eigentlich haben sie vor, diese zu verkaufen. Dann aber – so viel darf schon verraten werden – kommt es doch dazu, dass Florian die Schreinerei Eder übernimmt. Und mit ihr deren Bewohner, einen kleinen Kobold, Nachfahre der Klabautermänner, der natürlich wieder am Leim kleben bleibt und deshalb sichtbar für den neuen Schreinermeister wird: der Pumuckl.

Von da an wird gemacht, was schon das Erfolgsrezept der ‚alten‘ Serie war: Wieder erkundet Pumuckl die (nunmehr modernere) Welt der Menschen, wieder findet er im Eder einen ruhigen, vernünftigen Gegenpart, der ihm geduldig diese Welt erklärt. Das ist mal witzig, mal berührend, vor allem aber immer stimmig und ausgestattet mit wunderbaren Dialogen, in denen der Kobold die deutsche Sprache und das Bairische verschwurbelt und Buchstaben herumdreht, reimt und den Eder zum Nachdenken bringt. Florian Brückner ist ein wunderbarer Meister Eder – jünger, als es der alte Meister Eder war, ganz zeitgenössisch, wenn auch bodenständig, ehrlich und anständig, fast ein wenig schüchtern bisweilen – eine gute Wahl!

Auch der Pumuckl überzeugt! Viel ist spekuliert worden, wer denn nun in die Fußstapfen des Hans Clarin schlüpfen würde. Kurz vor dem Filmfest wurde das Geheimnis dann gelüftet: Kabarettist Maxi Schafroth hat den ‚neuen‘ Pumuckl eingesprochen. Mithilfe einer künstlichen Intelligenz wurden die Aufnahmen dann an die Stimme von Hans Clarin angepasst, um den Pumuckl wie einst klingen zu lassen – und das funktioniert wirklich gut und ist sogar ein bisschen (wohltuend) ruhiger als das Original.

Bei der Premiere war Schafroth selbst mit dabei und bewies vor Publikum, dass er das auch ohne KI gut hingekriegt hätte. Der Pumuckl macht ihm sichtlich Spaß. Sein Staunen, sein Kreischen, sein Fabulieren – das klingt bisweilen täuschend echt, also pumucklig, und man darf darauf hoffen, dass RTL+ verschiedene Versionen der Serie anbietet: mit einem KI-modulierten Pumuckl und eben ohne den technischen Support.

„Die tollen G’schichten waren’s“, erklärt Regisseur Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot, Beckenrand Sheriff), die ihn schließlich davon überzeugt hätten, ja zu sagen zum Projekt und die Regie bei Neue Geschichten vom Pumuckl zu übernehmen. Das war ein Glücksfall. Mit viel Gespür und Bescheidenheit, oder wie er es selbst ausdrückt: mit einer „großen Verneigung vor der alten Serie“, ist Rosenmüller an seine Arbeit herangegangen. Das ist unverkennbar. So spielt zum Beispiel die Folge „Der alte Eder“ nicht nur mit vielem, was das Publikum vom Früher kennt, sondern nimmt die Figuren von einst mit in die aktuelle Handlung auf: Wo sei eigentlich der alte Eder hingegangen, fragt der Pumuckl in einem Moment. Das Gespräch endet schließlich damit, dass Florian Eder dem Pumuckl den Tod erklären soll. Die Folge findet wunderbare Dialoge über das Sterben, über das Trauern und das Denken an jemanden, der gegangen ist, aber im Herzen bleibt. Damit ist der alte Meister Eder immer noch als Teil des Ganzen spürbar. Und die Neuen Geschichten vom Pumuckl sind als Fortsetzung schon jetzt ein Teil der Pumuckl-Welt, den man nicht mehr missen möchte.

Neue Geschichten vom Pumuckl (TV-Serie, 2023)

Auf der Hobelbank liegt eine dicke Staubschicht – mehr als 30 Jahre lang war die Werkstatt von Meister Eder nicht in Betrieb. Als Florian Eder, Meister Eders Neffe, die Werkstatt verkaufen möchte, geschehen merkwürdige Dinge. Und prompt wiederholt sich ein wunderbares Missgeschick: Pumuckl bleibt an einem Leimtopf kleben und wird sichtbar. Gemeinsam erleben die beiden nun neue Abenteuer voller Spaß, Herzlichkeit und Schabernack. (Quelle: Filmfest München)

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Meinungen

Nicole · 07.01.2024

Als echter Pumuckl- Fan von früher war ich zunächst skeptisch, dann aber sehr schnell gefangen vom Charme dieser neuen Reihe. Kulissen, Schauspieler, Gestaltung des Pumuckl und die Geschichten selbst überzeugen. Alles ist sehr liebevoll umgesetzt. Hervorzuheben ist auch der Darsteller des Meister Eder ein würdiger Nachfolger von Gustl Bayerhammer.

Wiegand Elke · 06.01.2024

War immer Pumuckl Fan,und nach 30 Jahren Einsamkeit, der Arme,hat er wieder einen guten Meister gefunden,habt ihr sehr sehr gut gemacht 👍👍👍😀

Jürgen · 27.12.2023

Grandios!!!

Gerlind Frank · 26.12.2023

Danke, liebes Filmteam! Einfach nur perfekt gestaltet. Alte Traditionen übernommen, Neues eingeflochten, leidenschaftlich, menschlich, humorvoll und ohne diese ewigen Befindlichkeiten gedreht. Oma, Opa, Kinder und Enkel sind begeistert. Entweder ihr dreht weiter oder ich verkaufe den Fernseher.

Regina · 26.12.2023

War skeptisch - muss aber sagen, sehr gut gelingen! Ein großes Lob, sowohl an den jungen Meister Eder als auch an die ganze Story rundherum! Gut gemacht!

Nicole · 03.11.2023

Einfach nur Grandios!!!! Ich weiß nicht wer mehr Spaß im Kino hatte, ich (47 J.) oder die Kids. Nach so vielen Jahren, war der Übergang von früher zu jetzt perfekt gelöst. Respekt!!!