Gut zu Vögeln (2016)

Eine Filmkritik von Bella Buczek

Ganz und gar nicht antiromantisch

Antiromantisch soll Gut zu Vögeln sein, zumindest, wenn man dem Marketing glaubt. Das ist gut, das vermittelt eine Art Alleinstellungsmerkmal im Gros der ewig gleichen romantischen Komödien. Schade nur, dass Mira Thiels Regiedebüt dem nicht gerecht werden kann. Dabei ist der Film gar nicht schlecht, nur eben nicht mehr als eine handelsübliche romcom, die allenfalls dadurch ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass eine ganze Legion von Stars in Cameos zu sehen ist.

Per SMS teilt Merlins (Anja Knauer) Verlobter ihr mit, dass er die Hochzeit absagt – zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin. Die Mittdreißigerin ist am Boden zerstört: Liebe weg, Wohnung weg und der neue Job taugt auch nichts. Aber ihr Bruder und dessen Frau haben eine Lösung: Merlin kann ja in die ehemaligen WG ihres Bruders einziehen, dort wird sowieso gerade ein dritter Mitbewohner gesucht. Jacob (Max von Thun) gefällt das nicht, er fand Merlin schon als Jugendlicher nervig. Aber im Zusammenleben ändert sich einiges – ganz plötzlich sind Gefühle da. Aber können sich Merlin und Jacob überhaupt aufraffen, über eine Trostfick-Nummer hinaus mehr aus ihrer beider Leben zu machen?

Dass die Debütantin Mira Thiel dem Reiz erlag, viele Stars durchs Bild huschen zu lassen, ist verständlich und verzeihbar. Im Grunde schwächt es Gut zu Vögeln aber etwas, da jedes Mal, wenn man ein bekanntes Gesicht erspäht, dieser eine, kurze Moment da ist, der einen komplett aus der Geschichte herausreißt.

Dem gegenüber steht eine sympathische, autobiographisch angehauchte, aber vor allem auf Nummer sicher gehende romantische Komödie, die das Glück hat, ein wunderbares Ensemble versammelt zu haben. Anja Knauer und Max von Thun haben eine gute Chemie, die hilft, die Wandlung von der Antipathie zur Liebe glaubhaft werden zu lassen. Nur wenige Szenen hat Max Giermann, der aber aus diesen das Maximale herausholt.

So wenig originell die Geschichte insgesamt auch sein mag, ein paar Ideen gibt es dann schon, die über das Normalmaß hinausgehen. Junggesellen am Ballermann hat man schon gesehen, doch was passiert, wenn die schwangere Frau dem feiernden Ehemann nachreist, ist dann doch ein bisschen ungewöhnlicher und spielt zugleich sehr schön mit typischen Mallorca-Klischees. Darüber hinaus schafft es Gut zu Vögeln selbst dann sympathisch, locker und angenehm zu bleiben, wenn es humoristisch in die Niederungen des Pups-Humors geht. Weil der Film dabei entwaffnend ehrlich ist, zugleich aber auch alles skurril überdreht.

Der große Wurf ist Mira Thiel mit ihrem Debüt sicherlich nicht gelungen, aber es kann überzeugen. Sie zeigt ein sicheres Gespür dafür, eine Geschichte flott zu erzählen, auch wenn diese hin und wieder ein paar Wendungen nimmt, die man auch getrost hätte sein lassen können – zum Beispiel die Probleme des schwulen türkischen Mitbewohners, gegenüber dessen Eltern sich Merlin kurz als seine Zukünftige ausgibt. Das ist Stoff für ganze Filme, der hier en passant abgehandelt und am Ende auch weitestgehend vergessen wird. Dennoch: Ein kleiner, sympathischer Film, der – und das ist bei diesem Genre doch eigentlich das Wichtigste – datetauglich ist.
 

Gut zu Vögeln (2016)

Antiromantisch soll „Gut zu Vögeln“ sein, zumindest, wenn man dem Marketing glaubt. Das ist gut, das vermittelt eine Art Alleinstellungsmerkmal im Gros der ewig gleichen romantischen Komödien. Schade nur, dass Mira Thiels Regiedebüt dem nicht gerecht werden kann. Dabei ist der Film gar nicht schlecht, nur eben nicht mehr als eine handelsübliche romcom, die allenfalls dadurch ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass eine ganze Legion von Stars in Cameos zu sehen ist.

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