Zinksärge für die Goldjungen

Eine Filmkritik von Martin Beck

Deckname „schwarzer Pudel“

„Deutsche Filmklassiker“, so so. Die Reihe, in der Zinksärge für die Goldjungen erscheint, beweist auf jeden Fall einen gesunden Sinn für Humor – den man bei dieser kruden Bahnhofskino-Rumpelei auch braucht. Regisseur Jürgen Roland macht hier einen auf Umberto Lenzi und inszeniert die deutsche Version italienischer Action-Exploitation. Markige Sprüche, markige Schallerfressen und gezielte Hiebe auf warzige Nasen. So ein Bandenkrieg in Hamburg ist wahrlich kein Ponyhof.
Auf der einen Seite des Schlachtfeldes erpresst das alteingesessene Unternehmen Westermann, auf der anderen Seite mordet Neuankömmling Luca Messina. Die konspirativen Treffen im Kegelklub laufen unter dem Decknamen „schwarzer Pudel“ und schon entbrennt eine Fehde bis zum letzten Goldjungen — selbst wenn die Kinder der Erzfeinde bereits unter einer Decke kuscheln. Das zugleich weise und rabiate Motto hier: „Wer schneller schießt, hat mehr vom Leben.“

Es gibt bei Zinksärge für die Goldjungen viel zu lachen, manchmal sogar freiwillig, doch wenn Herbert Fleischmann und Henry Silva, die respektiven Gangsterbosse, auflaufen, zuckt man automatisch zusammen. Diese Typen meinen es verdammt ernst und nur der Herzanfall von Silvas wild gestikulierender Mama kann kurzzeitig einen Hauch Menschlichkeit über die gegerbten Backen treiben. In Hamburg herrscht einfach ein rauhes Klima, selbst wenn ein Großteil des Films in Blankenese spielt.

Das mit dem allzu vornehmen Hamburg-Flair ist tatsächlich etwas enttäuschend, wobei aber auch dreckige Garagen, eine schummrige Puffbar und ein Boxring zum Einsatz kommen. Deutlich aufgewertet wird der Film auf jeden Fall am Ende, als eine rasante Verfolgungsjagd Richtung Hafen in eine ebenso rasante Verfolgungsjagd durch die Wasserstraßen der Speicherstadt mündet. Jürgen Roland inszeniert nicht unbedingt elegant, aber auf jeden Fall stramm, und groß genug für dicke Explosionen war das Bankkonto anscheinend auch.

Zinksärge für die Goldjungen ist schon echt ein Heuler, der sogar Eastern-Einflüsse ins Getümmel mischt, vogelfreie Betthasen durchs Bild hoppeln lässt und Horst Janson als zotteligen Teenie-Rebell Marke Romeo vorstellt. Neben Silva und Fleischmann, die beide keine Gefangenen machen, gefallen auch eine ganze Reihe furchiger B-Visagen, wie z.B. Dan van Husen oder NDR Moderator Denes Törzs, mit ausdrucksstarker Mimik und drastischen Sprüchen: „Ich bin mehr für die altdeutsche Methode: Zwanzig Mann in einen Kleinbus, raus zu Luca und Kahlschlag!“

Doch Chef Westermann bleibt cool: „Einer nach dem anderen, sagte die Dame zum Matrosen“ – was nicht nur ein genialer Spruch ist, sondern auch eine schier perfekte Einheit mit vibrierenden Zottelhaaren und großporigen Schweißbacken darstellt. Bei Zinksärge für die Goldjungen tobt das bodenständige Gangsterleben, dass es eine wahre Freude ist. Deutsches Exploitation-Kino mit dem Fuß auf dem Gaspedal und der geballten Hand unterm Kinn eines Glockenhosen-Trägers. Umberto Lenzi wäre stolz – auch auf die deutsche DVD von Intergroove, die angeblich „digital remastert“ ist…und es dabei immerhin auf ein properes 16:9-Bild und sauberen Monoton bringt. Ein ganz und gar nicht zeitloses Dokument der weltweiten Globalisierung der Kriminalität!

Zinksärge für die Goldjungen

„Deutsche Filmklassiker“ , so so. Die Reihe, in der „Zinksärge für die Goldjungen“ erscheint, beweist auf jeden Fall einen gesunden Sinn für Humor – den man bei dieser kruden Bahnhofskino-Rumpelei auch braucht.
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