On the Job - Showdown in Manila (2013)

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Morden als Talentprobe

Mit On the Job als Mischung aus Gangster-, Polizei- und Politthriller sorgte der philippinische Regisseur Erik Matti international für Aussehen, was überrascht, da viele seiner früheren Arbeiten wie das Creature-Feature Tiktik: The Aswang Chronicles eher konventionelle Horrorkost boten. Doch mit dem von realen Geschehnissen in Manila inspirierten Drama bewies Matti, dass auch auf den Philippinen starkes Genrekino produziert werden kann, das nicht vorrangig nur auf harte Action baut. Wenn zu Beginn ein Kopf explodiert (als FX-Einlage deutlich erkennbar), gibt dies keineswegs den Tonfall für die folgenden zwei Stunden vor.

Vielmehr interessiert sich Matti für die Verknüpfung von Politik und Verbrechen sowie die weitreichende Korruption innerhalb eines Polizeisystems, dem sich nur wenige Beamte unter einschneidenden Konsequenzen entgegen zu stellen wagen. So kehren die beiden Profikiller des Beginns, die gnadenlos einen Drogenkurier auf offener Straße erledigen, in den sicheren Hort ihres Gefängnisses zurück. Niemand kann ihnen hier etwas nachweisen, wo sie sich als Teil einer streng reglementierten Hierarchie bewegen. In wenigen, fast dokumentarischen Sequenzen porträtiert Matti die Interaktion zwischen den verschiedenen Blocks, wo man sich notfalls mit Gewalt Anerkennung beschaffen muss. Unter Duldung des kriminellen Gefängnispersonals werden Morde mitunter als reine „Talentprobe“ angeordnet.

Parallel verknüpft Matti das Schicksal zweier ungleicher Duos: Als Mentor begleitet der alternde Auftragskiller Tatang (Joel Torre) den unerfahrenen Daniel Benitez (Gerald Anderson), der später einmal an seine Stelle treten soll. Bei ihren von der unnahbaren Thelma (Vivian Velez) organisierten Freigängen kann Tatang regelmäßig seine junge Geliebte und seine Tochter besuchen, deren Jurastudium er mit den blutigen Aufträgen finanziert. Stets trichtert der skrupellose Hitman seinem unbekümmerten Nachfolger ein, sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Schließlich sei alles nur ein Job, was schon der Titel unterstreicht.

Von persönlichen Empfindungen muss ebenfalls der junge Staatsanwalt Francis Coronel jr. (Pinolo Pascual) Abstand nehmen, der die Exekutionen untersucht. Dabei bootet der mit der Tochter eines Kongressabgeordneten liierte, ehrgeizige Polizist den zuvor betrauten Sergeant Acosta (Joey Marquez) aus, den er schlicht für unfähig erklärt. Bald kreuzen sich die Wege der beiden Cops erneut, die unabhängig voneinander erkennen müssen, dass die Spur bis in Regierungskreise führt.

Vertrauen erweist sich als trügerisch in Erik Mattis harscher Anklage gegen ein allen Anfechtungen immunes korruptes System. Trotz zahlreicher Genreklischees gewinnen die ambivalent gezeichneten Protagonisten zunehmend an Konturen, indem ihr Hintergrund einbezogen wird, wobei manche Wendung gegen Ende eher dem Überraschungseffekt geschuldet scheint. Wenn erst einmal die Charaktere und ihr Hintergrund etabliert sind, nutzt der dicht konzipierte Thriller geschickt sein Spannungspotential und integriert die Actioneinlagen dramaturgisch sinnvoll in den Kontext. Lediglich Daniels Liebesszene mit einer früheren Geliebten wirkt als romantische Einlage aufgesetzt, was allerdings auf Szenenstraffungen zurückzuführen ist.

Nach dem Erfolg von On the Job wurde nicht nur eine Fortsetzung, sondern zugleich eine US-Adaption angekündigt, mit der zunächst Baltasar Kormákur betraut war. Nach der Deutschlandpremiere auf dem Wiesbadener Exground Festival und der Berliner „Woche der Kritik“ veröffentlichte Koch Media das düstere Noir-Drama auf DVD/Blu-ray inklusive eines kurzen Making-of und 38 Minuten entfernter oder erweiterter Szenen, die dem dichten Timing eher geschadet hätten.
 

On the Job - Showdown in Manila (2013)

Mit „On the Job“ als Mischung aus Gangster-, Polizei- und Politthriller sorgte der philippinische Regisseur Erik Matti international für Aussehen, was überrascht, da viele seiner früheren Arbeiten wie das Creature-Feature „Tiktik: The Aswang Chronicles“ eher konventionelle Horrorkost boten. Doch mit dem von realen Geschehnissen in Manila inspirierten Drama bewies Matti, dass auch auf den Philippinen starkes Genrekino produziert werden kann, das nicht vorrangig nur auf harte Action baut.

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