Magic, Magic

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Einsamkeit des Ichs

Als Regisseur Sebastián Silva und sein Kumpel Michael Cera darauf warteten, dass die Finanzierung für Magic, Magic zusammenkommt, drehten sie flugs Crystal Fairy & the Magical Cactus and 2012. Ein experimenteller Film, der wirklich nicht jedem gefällt, aber auch Magic, Magic verweigert sich einer genretypischen Einordnung, auch wenn der Verleih ihn als Horrorfilm vermarkten will. Er ist es jedoch nicht.
Alicia (Juno Temple) besucht ihre Cousine Sarah (Emily Browning) in Chile. Sie wollen ein paar gemeinsame Tage auf einer Insel verbringen, begleitet von ein paar von Sarahs Freunden. Aber Sarah muss den Trip kurzfristig verschieben, weswegen Alicia alleine mit Barbara (Catalina Sandino Moreno), Brink (überraschend intensiv: Michael Cera) und Agustin (Agustin Silva) ist. Sie fühlt sich einsam und verlassen, ihre Mitbewohner machen ihr Angst, sie kann nicht schlafen, aber ihr Wachzustand gleicht einem Albtraum, in dem die Realität immer absurder wird.

Am ehesten lässt sich Magic, Magic als psychologisches Drama beschreiben, das eine durchgehend irritierende und beklemmende Atmosphäre auffährt. Im Mittelpunkt steht die wunderbare Juno Temple, die Alicia als verklemmte, leicht gestörte, höchst sensible junge Frau darstellt, die den Beschützerinstinkt des Publikums wachruft. Zugleich unterstreicht sie das unbequeme Ambiente des Films, da man sich nie sicher sein kann, was wirklich vorgeht. Ist Alicia psychisch krank? Hinweise darauf gibt es. Aber Silva trifft diese Entscheidung nicht für den Zuschauer. Er erweist sich als Meister des Details. Kleine Dialogbrocken, verstohlene Blicke mit der Kamera, in Magic, Magic sind es die Kleinigkeiten, die mehr über die Figuren und die Geschichte verraten.

Aber auch wer ganz aufmerksam ist, wird dem Mysterium dieses Films nur schwer auf den Grund gehen. Denn Silva verweigert sich einer konventionellen Erzählweise, darum bricht er seinen Film auch ab, ohne eine Auflösung zu bieten. Er schaukelt das Geschehen einem dramatischen Höhepunkt entgegen, der die Magie des Titels ins Spiel bringt, nur um dann einen Schlusspunkt zu ziehen. Als Zuschauer erfährt man nicht, wie diese Geschichte endet. Aber vielleicht weiß man es, oder ahnt es zumindest, da der Film genügend Spielraum bietet, um es dem Publikum zu erlauben, selbst zu einer Conclusio zu finden.

Magic, Magic wird polarisieren. Man mag dem Film vorwerfen, dass er sich eines narrativen Endes verweigert, um kunstvoller zu erscheinen. Aber das geht am Punkt vorbei. Das Ende, oder vielmehr: dessen Ambivalenz, ist die einzig wirkliche Art, diesen Film abzuschließen. Denn wenn alles gesagt und getan ist, dann ist Sebastian Silvas Film vor allem eines: Die eindringliche Darstellung dessen, wie ein Mensch an Paranoia zugrunde geht.

Magic, Magic

Als Regisseur Sebastian Silva und sein Kumpel Michael Cera darauf warteten, dass die Finanzierung für „Magic, Magic“ zusammenkommt, drehten sie flugs „Crystal Fairy & the Magical Cactus and 2012“. Ein experimenteller Film, der wirklich nicht jedem gefällt, aber auch „Magic, Magic“ verweigert sich einer genretypischen Einordnung, auch wenn der Verleih ihn als Horrorfilm vermarkten will. Er ist es jedoch nicht.
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