Wild Bill - Vom Leben beschissen! (2011)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Drama mit Seele

Oftmals hat man das Gefühl, dass aus England nur zwei Arten von Filmen kommen: solche über Hooligans und solche über Gangster. Wild Bill ist auch ein Gangster, der Film könnte aber nicht weiter vom üblichen Crime-Ausstoß der Insel entfernt sein. In erster Linie ist Wild Bill ein Drama, das mit leichten Anflügen von Humor garniert ist.

Nach acht Jahren wird Bill auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Als er nach Hause kommt, findet er dort seine beiden Söhne vor. Die Mutter hat sich jedoch aus dem Staub gemacht. Bill hat eigentlich auch keinen Bock, sich um die Kinder zu kümmern, da die ohnehin sehr gut selbst zurechtkommen, aber durch seine Entlassung ist das Jugendamt auf die Situation aufmerksam geworden. Die Kids zwingen ihn nun, für eine Weile den treusorgenden Vater zu spielen, da sie nicht ins Heim wollen. So wie er nicht in den Knast zurück will, wohin ihn sein Nachwuchs aber schicken wird, wenn er nicht spurt.

Mit seinem Regiedebüt liefert Dexter Fletcher ein authentisch anmutendes Drama, das richtig düster und deprimierend hätte sein können, das jedoch durch humoristische Momente davor bewahrt wird, zum Stimmungskiller zu werden. Grandios ist die Szene, als Bill seinem Sohn das (verspätete) Geburtstagsgeschenk gibt. Es ist offensiver, durchdringender Humor, der zugleich mit feinen Dialogen garniert wird, als Bills Jüngster gegenüber der Sozialarbeiterin erklärt, was das Geschenk, das zum Streit führte, eigentlich war: ein altes Fahrrad. Ja, auf so was lernt man…fahren.

Solche Momente sind wichtig, konzentriert sich Wild Bill doch ansonsten auf das Leben im Ghetto, der Ausweglosigkeit der Armut und der Gefahr, im Morast des Verbrechens zu versinken. So amüsant der Film ist, wenn es darum geht, dass Vater und Söhne sich zusammenraufen müssen, so eindringlich ist er, wenn man miterlebt, wie einer der Jungs auf die schiefe Bahn gerät. Fletcher treibt seine Geschichte rasant und konsequent voran. Er befasst sich mit den Themen, die einen sozialen Brennpunkt definieren, findet aber eine positive Note, auf der er enden kann. Wild Bill ist ein smarter Film mit harter Kante. Ein Drama, das eigenen, rohen Charme besitzt, aber an der eigenen Relevanz nicht erstickt, sondern sie locker in die Geschichte integriert.
 

Wild Bill - Vom Leben beschissen! (2011)

Oftmals hat man das Gefühl, dass aus England nur zwei Arten von Filmen kommen: solche über Hooligans und solche über Gangster. „Wild Bill“ ist auch ein Gangster, der Film könnte aber nicht weiter vom üblichen Crime-Ausstoß der Insel entfernt sein. In erster Linie ist „Wild Bill“ ein Drama, das mit leichten Anflügen von Humor garniert ist.

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