Ran (1985)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Akira Kurosawas King Lear

Er war der Meister in der Inszenierung stilvoller Filme über den Mythos des Samurai, und sein legendäres Werk Die sieben Samurai / Shichinin no samurai von 1954 ist auch nach über einem halben Jahrhundert noch der Klassiker schlechthin dieses Genres: Der japanische Regisseur Akira Kurosawa (1910-1998). Neben Filmen wie Rashomon – Das Lustwäldchen / Rashōmon von 1950 zählt auch Ran aus dem Jahre 1984 zu seinen weltweit äußerst erfolgreichen Inszenierungen, die sich längst einen bedeutsamen Platz in der Filmgeschichte erobert haben. Das auf dem Drama König Lear von William Shakespeare basierende Kriegsepos erscheint nun bei Arthaus als Blu-ray Disc mit reichlich interessantem Begleitmaterial vor allem über Akira Kurosawa, der in seinem Leben die Drehbücher zu annähernd siebzig Filmen verfasste und über dreißig Mal Regie führte.

Müdigkeit befällt den alternden Fürsten Hidetora Ichimonji (Tatsuya Nakadai), der im Japan des 16. Jahhunderts über ein mächtiges Reich herrscht, so dass er beschließt, sich zu Gunsten seiner drei Söhne Taro (Akira Terao), Jiro (Nezu Jinpachi) und Saburo (Ryu Daisuke) aus dem Regierungsgeschäft zurückzuziehen. Seinem ältesten Sohn Taro soll die wichtigste Burg im Lande zufallen, den beiden Brüdern die zweite und die dritte, während Hidetora den Titel des Großfürsten beibehält. Sein jüngster Sohn Saburo zeigt sich jedoch rebellisch, und während seines Disputs mit dem Vater kommt es zum Eklat, woraufhin Hidetora ihn kurzerhand aus seinem Dunstkreis verbannt. Damit beginnt ein kriegerischer Machtkampf innerhalb der Familie, der von Taros durchtriebener Frau Kaede (Mieko Harada) geschürt wird und von grausamen militärischen Attacken geprägt ist. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit seinen Söhnen erkennt Hidetora, wie unbarmherzig er selbst sich seine Macht erkämpft hat und sucht die Einsamkeit der Natur, um sich zu läutern. Doch die Katastrophe nimmt unvermindert ihren Lauf, und eine Blutspur zieht sich durch das Land, wobei schließlich ein Ichimonji nach dem anderen sein Leben lässt …

Eine wahre Welle von internationalen Auszeichnungen – angeführt von einem Oscar für das Beste Kostümdesign von Emi Wada – konnte sich das imposante Epos mit seinem klassischen Stoff erspielen, der sich in aktionreichen ebenso wie in stillen Bildern mit seinem ganzen Pathos entwickelt. Das Martialische mit seiner ganz besonderen, meisterhaft inszenierten Ästhetik wird hier als Tosen der Mächte kultiviert, flankiert von wohldosierten, tiefgründigen Betrachtungen über Schuld und Reue. „Ran“, das bedeutet Chaos, was sich allerdings lediglich auf die Zustände innerhalb der Geschichte bezieht. Denn dieser monumentale Film mit seiner fesselnden visuellen Opulenz überzeugt nicht zuletzt durch seine präzise Inszenierung, die dramaturgisch wie atmosphärisch die hohe Filmkust Akira Kurosawas ausweist, der zur Zeit der Entstehung von Ran bereits die Siebzig deutlich überschritten hatte.
 

Ran (1985)

Er war der Meister in der Inszenierung stilvoller Filme über den Mythos des Samurai, und sein legendäres Werk „Die sieben Samurai“ / „Shichinin no samurai“ von 1954 ist auch nach über einem halben Jahrhundert noch der Klassiker schlechthin dieses Genres: Der japanische Regisseur Akira Kurosawa (1910-1998).

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