Top Knot Detective

Eine Filmkritik von Falk Straub

Ein Traum für Trashfans

Japans Film- und Fernsehlandschaft treibt manch seltsame Blüte. Top Knot Detective stellt sie alle in den Schatten. Von Australien aus werfen Aaron McCann und Dominic Pearce einen dokumentarischen Blick auf die Macher dieses gar skurrilen Pflänzchens. Aber hat es die Kultserie wirklich gegeben?
Das Schöne am Kultstatus ist seine Unberechenbarkeit. Während es im Filmgeschäft längst für alles eine Formel gibt, können selbst die größten Strategen nicht voraussagen, welches Werk weshalb eine Fangemeinde um sich scharen wird. Bei Top Knot Detective, einer japanischen Serie vom Beginn der 1990er Jahre, die in Deutschland nie zu sehen war, liegt der Fall auf der Hand. Im Titel klingt das englische „top-notch“ zwar an, doch „erstklassig“ ist an dieser Produktion höchstens das Product Placement. Der Kultstatus resultiert aus ihrem Trashfaktor. Hier trifft ein ermittelnder Samurai auf sinistere Ninjas, böse Roboter und Penismonster. Brutale Gewalt wechselt mit absurden Tanzeinlagen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, tragen die miserablen Schauspieler ihre grauenhaften Dialoge vor Kulissen vor, die schon einmal ins Wanken geraten, wenn der Hauptdarsteller etwas zu heftig dagegen stößt. Ein beständig schwankender Ton, unzählige Anschlussfehler und Effekte aus dem Wachsbaukasten komplettieren das Desaster.

Der Kopf hinter dieser seriellen Monstrosität ist Takashi Takamoto, ein an Hybris kaum zu überbietender Möchtegern, der alles macht, aber nichts kann. Regie, Hauptrolle, Drehbuch und Schnitt vereint er kurzerhand auf sich selbst. Mit welcher Überheblichkeit er diesen Dilettantismus überspielt, zeigen alte Interviews mit Takamoto, die Aaron McCann und Dominic Pearce in klassischer Dokumentarfilmmanier neben weiteres Archivmaterial und die üblichen Statements von Weggefährten und Experten stellen. Dass an diesem „Goldstandard des beschissenen japanischen B-Kinos“, wie es ein Kritiker grinsend nennt, etwas faul ist, ist von vornherein klar. Top Knot Detective ist schlicht zu schlecht, um wahr zu sein. Es ist der Traum eines jeden Trashfans, den die beiden Regisseure in ihrer gefälschten Doku zum Leben erwecken. Eine westliche Fantasie über das ultimative östliche Müllfernsehen, die ganz nebenbei die japanische Film- und Fernsehgeschichte auf die Schippe nimmt.

All die Mühe und Detailversessenheit, mit denen McCann und Pearce ihre Mockumentary in Szene setzen, überträgt sich auf das Publikum. Top Knot Detective ist nicht nur ein irrer Spaß, sondern vor allem eine Liebeserklärung an alles Abseitige. Wie viel Zeit allein in die Fälschung all des unterschiedlichen Archivmaterials geflossen sein muss! Denn es sind nicht nur Szenen aus der frei erfundenen Fernsehserie zu sehen, sondern auch unzählige Fotos, Zeitungs- und Zeitschriftencover, Werbeclips, Musikvideos, Nachrichtensendungen, Gameshows und und und. Selbst am Make-up, das die Schauspieler der Serie in den angeblich erst zwanzig Jahre später aufgenommenen Interviews auch zwanzig Jahre älter aussehen lässt, wurde nicht gespart.

Dank einer kurzen Laufzeit und eines klugen Drehbuchs hat Top Knot Detective kaum Längen. Hätten sich McCann und Pearce lediglich auf die Serie und ihren Macher konzentriert, hätte das wohl kaum die knapp eineinhalb Stunden getragen. Doch wie im Showbusiness üblich, spielt die bessere Show stets hinter den Kulissen. Und so gibt es neben den abseitigen Serienplots jede Menge Skandale und Intrigen, bis Top Knot Detective schließlich zur veritablen Parodie auf True-Crime-Dokus mutiert. Da ist diese Mockumentary längst „top-notch“, also erstklassige Unterhaltung.

Top Knot Detective

Japans Film- und Fernsehlandschaft treibt manch seltsame Blüte. „Top Knot Detective“ stellt sie alle in den Schatten. Von Australien aus werfen Aaron McCann und Dominic Pearce einen dokumentarischen Blick auf die Macher dieses gar skurrilen Pflänzchens. Aber hat es die Kultserie wirklich gegeben?
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