Lone Wolf & Cub (Blu-ray Special Edition Box-Set)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Der Weg der Hölle

Bis zum bitteren Ende geht er, Itto Ogami (Tomisaburō Wakayama), den „Weg der Hölle“. In der Rechten sein Katana, in der Linken seinen kleinen Sohn Daigoro. Er ist der einsame Wolf, der durch das Japan der Edo-Zeit als Auftragsmörder zieht. Einst war er der Kaishaku-Nin — der Scharfrichter des Shogunats. Doch durch eine Intrige wird er des Verrates beschuldigt. Seine Frau Azami wird ermordet und er selbst soll seppuku — den rituellen Selbstmord durch sein eigenes Schwert — begehen. Itto Ogami weigert sich und fällt in Ungnade. Fortan ziehen Daigoro und er, stets verfolgt durch Schergen, durch die Lande, um die Verräter aufzuspüren und sich blutig zu rächen.
Lone Wolf & Cub basiert auf den berühmten Mangas Kazuo Koikes, die zu Recht als eine der großen Klassiker des Samurai-Genres gelten. Seine Verfilmungen aus den 1970er Jahren sind ebenso berühmte Meisterwerke der Filmgeschichte, die jetzt in einer neu gemasterten Fassung mit massiv verbesserter Bildqualität neu aufgelegt wurden. Aus sechs einzelnen Filmen, die zusammen eine serielle Erzählung über die Taten des einsamen Wolfes ergeben, besteht die Blu-ray-Box und umfasst somit alle Teile der nie zu Ende geführten Reihe.

Ein kleiner Junge wird in einen Raum geführt. Dort soll er, Fürst und Meister einer Gruppe Samurai, die dort weinend vor ihm knien, seppuku begehen. Der Shogun hat es so befohlen. Itto Ogami in seiner Funktion als Scharfrichter hat den kleinen Jungen zu köpfen. Er tut es und mit diesem einen Schlag eröffnet Das Schwert der Rache, der erste Teil der Filmreihe, die großen Themen, die in Lone Wolf & Cub verhandelt werden. Zum einen verfolgt die Serie den stets düsteren und zumeist eiskalten Mann, der mit seinem kleinen Sohn durch die Lande zieht, um sich als Killer zu verdingen. Dabei setzt er seinen Sohn, einen Knaben von vielleicht gerade einmal vier Jahren, vielen Gefahren und traumatischen Situationen aus und schult den Jungen gnadenlos darin was es heißt ein Samurai zu sein. Doch trotzdem gehen die beiden gemeinsam ihren einsamen Weg, den Weg „zwischen Himmel und Hölle“ und immer wieder in kleinen Momenten und Gesten wird klar: unter dem wortkargen Auftragsmörder steckt auch ein Vater, der sich sorgt und kümmert.

Diese Dynamik zwischen diesen beiden stillen Charakteren trägt Lone Wolf & Cub mit unglaublicher Kraft und einer guten Portion moralischer Ambivalenz durch alle Filme. Aber es sind auch die Action-Sequenzen, die die Filme so einzigartig machen. Perfekt choreografiert und pointiert eingesetzt schlägt sich der Anti-Held zusammen mit seinem Sohn, den er oft dafür einsetzt seine Feinde in die Falle zu locken, reihenweise durch Angreifer. Dank seiner einzigartigen technischen Fähigkeiten und dem Mut eines Totgesagten haben diese oftmals keine Chance. Dass diese Schwertkämpfe nie langweilig werden, dafür sorgen nicht nur die fabelhaften und oft kopierten Choreografien, sondern auch die musikalische Untermalung und die gern verwendeten dramatischen Zooms. Und trotz allem, selbst in den actionreichsten Momenten bleiben die Filme ruhig und zentriert, sie lassen sich Zeit und verwenden eines der typischen Stilelemente der japanischen Filmkunst — die Pause — mit der gleichen Perfektion wie Itto Ogami sein Schwert. Immer wieder halten die Filme inne, stehen still, beobachten, lassen nachdenken über das was geschieht. So schaffen sie Raum zur Kontemplation, zum Philosophieren über die Geschichte(n) als Metapher für ein korruptes, ja regelrecht faschistisches politisches System, vertreten durch das Shogunat, welches seine Politik mit eiserner Faust und unendlichem Blutvergießen durchdrückt, die an Wahnsinn grenzenden Ereignisse, die durch den Bushidō Ehrenkodex getragen werden, und die Eiseskälte des Itto Ogami.

Aus den kleinen einzelnen Geschichten entspinnt sich eine größere — eine Rachegeschichte und aus dieser wiederum eine über das Japan der Edo-Zeit und ja sogar das Japan der Jetzt-Zeit. Kein Wunder also, dass die Filme jetzt einerseits Klassiker, andererseits noch immer absolut modern sind. Aber das mag auch daran liegen, dass man das Gefühl hat diese Filme schon einmal gesehen zu haben, denn einige Künstler wie etwa Beispiel Frank Miller und Quentin Tarantino haben sich hier in Sachen Stil, Ästhetik, Musik und Geschichte reichlich bedient.

Lone Wolf & Cub (Blu-ray Special Edition Box-Set)

Bis zum bitteren Ende geht er, Itto Ogami (Tomisaburō Wakayama), den „Weg der Hölle“. In der Rechten sein Katana, in der Linken seinen kleinen Sohn Daigoro. Er ist der einsame Wolf, der durch das Japan der Edo-Zeit als Auftragsmörder zieht. Einst war er der Kaishaku-Nin — der Scharfrichter des Shogunats. Doch durch eine Intrige wird er des Verrates beschuldigt.
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