Le Redoutable

Schlimmer Klamauk

Bereits vor der Premiere des Biopics Le Redoutable in Cannes hatte es für Überraschung und Misstrauen gesorgt, dass sich ausgerechnet Michel Hazanavicius, sonst nicht gerade für Tiefgründiges bekannt, an einem Film über Jean-Luc Godard, dem Säulenheiligen der Nouvelle vague, versuchen wollte. Konnte das wirklich gutgehen?

Dem Film liegen die Memoiren Un an après von Anne Wiazemsky zugrunde, die Jean-Luc Godard im Jahr 1967 heiratete. Drei Jahre später trennten sie sich wieder. Die damals gerade 19-jährige Enkelin des französischen Literaturnobelpreisträgers François Mauriac hatte den knapp 17 Jahre älteren Godard kurz zuvor kennengelernt und die Hauptrolle in dessen Film La Chinoise übernommen. In jener Zeit geschieht nun ein Wandel mit Jean-Luc Godard – und genau von dieser Veränderung erzählt Le Redoutable in neun Kapiteln, deren letztes Killing Godard heißt. Unter dem Eindruck der revolutionären Stimmung in Frankreich gegen die Regierung Charles de Gaulles, die schließlich in den Mai-Aufstand 1968 mündet, radikalisiert sich Godard und erfindet sich schließlich als Filmemacher neu, während zugleich die Beziehung zwischen Anne und ihm immer schwieriger wird – nicht zuletzt, weil sich der Revolutionär in Liebesdingen als eifersüchtiger Spießer entpuppt, der in jedem Schauspielpartner seiner Gattin einen potenziellen und potenten Liebhaber vermutet.

Louis Garrel gibt den Regisseur als verklemmten Nuschel-, Nörgel- und Neurosenkönig, während Stacy Martin (Nymphomaniac) als Anne Wiazemsky gerne mal nackt durchs Bild laufen oder sich lasziv auf Laken räkeln muss und sich ansonsten durch ihre spärlichen Dialogzeilen stammelt, dass man kaum zu glauben vermag, dass der Film ihr eigentlich den Status der Erzählerin einräumt. Garniert wird die maue Satire, die von sich selbst behauptet, sie sei eine Art Liebesgeschichte, mit faden Slapstick-Elementen wie etwa dem running gag, dass Godards Brille ständig kaputtgeht. Aber gut, die Revolution fordert halt ihre Opfer.

Das Set-Design soll wohl an typische Godard-Interieurs erinnern, wirkt aber wie vieles in dem Film wie die schlechte Parodie ambitionierter Fernsehkomiker. Die experimentellen Einsprengsel und die Kapitelüberschriften sind plattes Pastiches und schlimmer Klamauk – kurzum: Le Redoutable ist weder komisch (noch nicht mal in jenem ironischen Sinne, den der Film wie ein Schutzschild vor sich herträgt) noch erhellend oder demaskierend, sondern eine völlig missratene Annäherung an einem Mythos. Er habe selbst Kontakt mit Jean-Luc Godard Kontakt aufgenommen und ihm auf dessen Wunsch sowohl das Drehbuch zugeschickt wie auch eine Vorführung des Films angeboten, aber darauf nie eine Antwort erhalten, äußerte sich Michel Hazanavicius. Ganz ehrlich: Wundern sollte er sich darüber nicht. Manche Auseinandersetzungen mit dem eigenen Werk und der eigenen Person sind schlichtweg nicht satisfaktionsfähig.
 

Le Redoutable

Bereits vor der Premiere des Biopics Le Redoutable in Cannes hatte es für Überraschung und Misstrauen gesorgt, dass sich ausgerechnet Michel Hazanavicius, sonst nicht gerade für Tiefgründiges bekannt, an einem Film über Jean-Luc Godard, dem Säulenheiligen der Nouvelle vague, versuchen wollte. Konnte das wirklich gutgehen?

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