Der Samariter - Tödliches Finale

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Sam Jackson ist ein alter Knabe

Was anfangs erscheint wie ein relativ vorhersehbarer Crime-Film nimmt zur Mitte hin eine Wendung, die nicht nur dem Protagonisten den Boden unter den Füßen davonzieht, sondern auch den Zuschauer mit Wucht ins Geschehen zieht. Die Idee ist nicht gänzlich neu, wurde bislang aber so selten eingesetzt, dass man die Entwicklung nicht kommen sah.
25 Jahre saß Foley (Samuel L. Jackson) für den erzwungenen Mord an seinem Freund und Partner im Gefängnis. Als er rauskommt, erwartet ihn schon Ethan, der Sohn seines toten Freunds. Er braucht einen erfahrenen Betrüger, um das ganz große Ding abziehen zu können. Aber Foley weigert sich, weswegen Ethan zu Druckmitteln greift, die dem Ex-Knacki gar keine andere Wahl lassen, als sich auf sein perfides Spiel einzulassen.

Ein Film wie dieser gehört eigentlich ins Kino. Eine Schande, dass man ihn dort nicht sehen kann. Und nicht minder schändlich, dass sich wohl kaum jemand ins Kino verirren würde, würde er dort laufen. Dabei ist The Samaritan ein knallharter, sehr grimmiger Thriller in bester Film-Noir-Tradition, der die Intelligenz des Zuschauers nicht beleidigt.

Samuel L. Jackson kann man in den letzten Jahren zumeist vorwerfen, dass er altersmüde geworden ist und nur noch das eigene Image bedient. Die Coolness vergangener Zeiten wirkt aber nur noch aufgesetzt. In The Samaritan ist sie gar nicht vorhanden. Denn hier hat Jackson endlich mal wieder die Gelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckt. Als gebrochener Mann liefert er eine differenzierte, feinsinnige und nuancierte Darstellung ab, die zweifelsohne des Oscars würdig wäre — nur dafür hätte der Film auch auf dem Radar der Academy aufscheinen müssen.

Die Entdeckung des Films ist aber die äthiopischstämmige Ruth Negga, die in Großbritannien schon in einigen Fernsehprojekten auf sich aufmerksam machen konnte. Hier liefert sie nun eine Darstellung ab, die elektrisierend ist. Als Iris ist sie nur eine von vielen gebrochenen Figuren in einer Welt, in der die Sünden der Vergangenheit immer Schritt halten und die Hoffnung auf ein besseres Leben zumeist nicht mehr ist als die Karotte, die einem Esel vorgehalten wird, um ihn zum Weitertraben zu animieren.

The Samaritan ist ein konsequent erzähltes Crime-Drama, das von seinem Twist lebt, diesen aber auch nutzt, um sich gegenüber anderen Genre-Vertretern zu erhöhen. Intelligente Unterhaltung, die nicht davor zurückschreckt, ihren Figuren auch ultimative Opfer abzuverlangen — eine Produktion ohne Happy-End-Garantie, aber dafür umso aufregender.

Der Samariter - Tödliches Finale

Was anfangs erscheint wie ein relativ vorhersehbarer Crime-Film nimmt zur Mitte hin eine Wendung, die nicht nur dem Protagonisten den Boden unter den Füßen davonzieht, sondern auch den Zuschauer mit Wucht ins Geschehen zieht. Die Idee ist nicht gänzlich neu, wurde bislang aber so selten eingesetzt, dass man die Entwicklung nicht kommen sah.
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