Black Butterfly

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Traue keinem Fremden

Paul (Antonio Banderas) ist ein ehemals erfolgreicher Autor, der allerdings unter einer Schreibblockade leidet, seit ihn seine Frau verlassen hat. Anstatt nun seine einsam gelegene Berghütte als inspirierende Quelle zu nutzen, greift er stattdessen lieber zur Schnapsflasche und versucht sich damit in kreative Höhenflüge zu bringen – was natürlich nicht funktioniert. Da erscheint eines Tages Rettung in Gestalt des Trampers Jack (Jonathan Rhys Meyers), der ihm in einem American Diner bei einem Streit mit einem LKW-Fahrer zu Hilfe kommt. Kurzerhand bietet ihm Paul eine Übernachtungsmöglichkeit in seinem Haus an. Eine Entscheidung, die er noch bereuen wird, denn die anfängliche Sympathie entwickelt sich immer mehr zu einem Albtraum.
Und dabei fängt alles doch so harmlos an: Jack bietet Paul an, ihm für Kost und Logis das baufällige Haus und Grundstück zu sanieren. Das hilft zwar nicht gegen die Schreibblockade aber ein wenig handwerkliche Unterstützung kann Paul tatsächlich gebrauchen. Und Jack wird sicherlich auch bald wieder seines Weges ziehen, denn der schwarze Schmetterling, den er auf dem Rücken tätowiert hat, steht symbolisch dafür, dass er nirgends lange bleibt. Bis er aber wieder weitertrampt, möchte er dem Autor noch bei seinem eigentlichen Problem helfen: Wie wäre es mit dem Aufschreiben ihrer gemeinsamen Geschichte? Paul geht auf den Deal ein, aber mehr und mehr übernimmt Jack das Ruder und lässt Paul kaum noch Freiheiten. Weder, was seine Textproduktion betrifft, noch was seine persönliche Autonomie betrifft. Sukzessive wird Paul Gefangener in seinem eigenen Haus und Jack scheut auch nicht davor zurück, ihn zu verprügeln oder eine Waffe auf ihn zu richten. Das ganze Drama spitzt sich immer weiter zu, bis ein Streifenpolizist von Jack erschossen und Pauls Maklerin Laura (Piper Perabo) ebenfalls als Geisel genommen wird. Ein blutverschmiertes Chirurgie-Werkzeug, das Paul beim heimlichen Durchsuchen von Jacks Sachen entdeckt, lässt zudem die Frage aufkommen, ob Jack der lang gesuchte Frauenmörder sein könnte.

Black Butterfly — Der Mörder in mir ist ein Remake des französischen Films Papillon Noir von Hervé Korian aus dem Jahr 2008. Brian Goodman, der früher selbst als Schauspieler tätig war, hat sich knapp zehn Jahre später der Neufassung angenommen und dafür zwei der ganz großen Schauspieler gewinnen können. Antonio Banderas — dessen Zenit zugegebenermaßen schon etwas überschritten ist — und Jonathan Rhys Meyers, der ein absoluter Garant für hochwertiges Kino ist, haben eine so raumgreifende Leinwandpräsenz, dass sie ohne Probleme die neunzig Minuten des Kammerstücks ausfüllen können. Es gibt nur wenig andere Schauspieler, kaum Ortswechsel und wenig special effects (lediglich green screens vor den Fenstern und dadurch eine künstlich eingefügte Landschaft), so dass sich die ganze Dramatik und Spannung zwischen diesen beiden entfalten muss. Das funktioniert hervorragend und sie ergänzen sich dabei genial. In dem knapp zehnminütigen Special „Hinter den Kulissen“ (was gerne länger hätte ausfallen können), berichten alle einmütig, dass sie hart für diesen Film gearbeitet hätten. Was wie eine Floskel klingt, trifft mit Sicherheit auf Black Butterfly — Der Mörder in mir zu. Nicht nur, dass der Film im kalten und nebeligen Januar spielt und Meyers das ein oder andere Mal in eiskaltes Wasser steigen muss (und man allein vom Zusehen schon Gänsehaut und Frostbeulen bekommt), sondern auch die Emotionen wie Angst, Wut, Hass und Enttäuschung werden von den Schauspielern mit solch großer emotionaler Wucht dargestellt, dass das Statement doch sehr glaubwürdig klingt.

Eigentlich sollte die Neuverfilmung bereits 2012 mit Nicholas Cage und Veronica Ferres gedreht werden – ebenfalls unter der Regie von Brian Goodman, der u.a. 2010 den Krimi Boston Streets mit Ethan Hawke realisierte — aber die Verhandlungen sollen damals an Cage gescheitert sein. Stattdessen wurden also für die Rollen von Paul und Laura Banderas und Perabo verpflichtet, aber die äußerst ungewöhnliche Konstellation von Cage und Ferres konnte man dann tatsächlich doch noch in Pay the Ghost im Jahr 2015 sehen.

Als Zuschauer wird man über zwei Drittel von Black Butterfly — Der Mörder in mir spannungstechnisch enorm mitgerissen. Wie sich Jack sukzessive in das Leben von Paul drängt und sich der Psychoterror und die Gewalt zwischen den beiden immer mehr aufbauen, ist wirklich äußerst spannend gemacht. Natürlich legt der Aufbau und die Struktur des Thrillers eine bestimmte Interpretation nahe, und es liegt auch (scheinbar) auf der Hand, wie sich die Story weiterentwickeln wird. Allerdings vollziehen sich im letzten Drittel des Filmes diverse Änderungen im Plot, die die eigene Sicht- und Deutungsweise gehörig auf den Kopf stellen. Vielleicht hätte Goodman auf den letzten U-Turn verzichten sollen. Viele Journalisten und Zuschauer kritisierten nämlich genau das. Trotz dieses Schwachpunktes bietet der Film gute und spannende Unterhaltung mit zwei großartigen Hauptdarstellern.

Black Butterfly

Paul (Antonio Banderas) ist ein ehemals erfolgreicher Autor, der allerdings unter einer Schreibblockade leidet, seit ihn seine Frau verlassen hat. Anstatt nun seine einsam gelegene Berghütte als inspirierende Quelle zu nutzen, greift er stattdessen lieber zur Schnapsflasche und versucht sich damit in kreative Höhenflüge zu bringen – was natürlich nicht funktioniert.
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