Der Butler

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Zeitgeschichte im Zeitraffer

Wie presst man 30 Jahre amerikanische Historie in einen gut zweistündigen Film? Indem man episodisch erzählt, auf Vignetten setzt und hofft, dass der Zuschauer genug über die jüngere Geschichte kennt, um die Lücken selbstständig aufzufüllen. Es hilft auch, wenn man die wechselnden Präsidenten samt und sonders mit bekannten Namen besetzt. Das unterstreicht den gewünschten Event-Charakter des erstaunlich unaufgeregten Films.
Cecil Gaines (Forest Whitaker) musste als Junge mitansehen, wie sein Vater von einem Baumwollplantagenbesitzer ermordet wurde. Er wurde schließlich als Hausbediensteter ausgebildet, arbeitete in einem Hotel und kam nach Washington, wo man ihn für das Weiße Haus rekrutierte. Von Ende der 50er bis Mitte der 80er Jahre diente er dort zahlreichen Präsidenten und erlebte hautnah mit, wie sich die Situation der Farbigen in den USA verbesserte. Dabei stellte er sich immer quer, seinem Sohn Louis Verständnis entgegenzubringen, der sich für die Bürgerrechtsbewegung eingesetzt hat.

Die großen historischen Ereignisse werden nur gestreift. Dabei gibt es teils immense Zeitsprünge, die dazu beitragen, den Film uneins erscheinen zu lassen. Der Stoff ist per se nicht uninteressant, im Grunde wäre ihm aber in Form einer Fernsehserie, der es einfach stärker möglich ist, in die Tiefe zu gehen, weit mehr gedient gewesen. So bleibt lediglich ein rechtschaffen gutmütiger Film, der in gewisser Weise an The Help erinnert. Der Film schaffte es auch nicht, abseits der sympathischen Figuren und der schnörkellosen Erzählung ein Gefühl von Dringlichkeit oder Bedrohung aufkommen zu lassen. Bei Der Butler wird der Blick auf die hässlichen Seiten der Rassentrennung immerhin ein wenig stärker herausgearbeitet, ist aber letzten Endes auch nur Randerscheinung in einem Film, der das Problem hat, dass er teilweise mehr wie eine Nummernrevue wirkt. Dazu tragen auch die Präsidentendarsteller – Robin Williams, James Marsden, Liev Schreiber, John Cusack und Alan Rickman – bei, die zwar allesamt gut sind, in ihren kleinen Gastauftritten aber im Grunde nur als Stunt-Casting funktionieren. Man wollte mit einer Riege von Stars aufwarten, um den Film leichter vermarktbar zu machen. Die Rechnung ist aufgegangen, im Grunde haben die Stars in ihren winzigkleinen Auftritten aber auch nur Kuriositätencharakter.

Der Butler ist aber natürlich genau die Art Film, die die Academy liebt. Man kann förmlich riechen, dass es mehrere Oscar-Nominierungen geben wird. Seinen zweiten Goldjungen verdient hätte Forest Whitaker, der mit seiner vornehmen Zurückhaltung der emotionale Kern dieser Geschichte ist und es problemlos schafft, Cecil Gaines sowohl in jungen als auch in alten Jahren überzeugend zum Leben zu erwecken.

Der Film tut nicht weh. Das ist das mit Abstand Negativste, was man über Der Butler sagen kann. Leider führt das aber auch in eine gewisse Mittelmäßigkeit, aber mehr war im Zweistundenformat vielleicht auch nicht drin.

Der Butler

Wie presst man 30 Jahre amerikanische Historie in einen gut zweistündigen Film? Indem man episodisch erzählt, auf Vignetten setzt und hofft, dass der Zuschauer genug über die jüngere Geschichte kennt, um die Lücken selbstständig aufzufüllen.
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Meinungen

Lila · 14.01.2021

Das Adjektiv "farbig" (noch schlimmer als Substantiv – "Farbige") ist kolonialisitisch und absolut überholt. Ich bitte darum, dass dieser ersetzt wird durch schwarz oder durch BPoC. Danke!

,,,, · 23.10.2013

wann läuft den dieser film