Daydream Nation (DVD)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das Jahr, in dem sich alles verändert

Den Vergleich mit Juno (wenn David Lynch ihn gemacht hätte) oder Donnie Darko (wenn er witziger wäre) sollte man gleich abhaken. Es ist ein dümmliches Zitat auf dem Cover, mit dem der Verleih nach Aufmerksamkeit heischt. Denn Daydream Nation könnte nicht weiter von beiden Filmen entfernt sein. Aber das heißt nicht, dass er nicht gut wäre.
Es ist ein denkwürdiges Jahr. Das Jahr, in dem ein Serienkiller in dem kleinen Städtchen umging, ein Fabrikbrand unlöschbar war und die Liebe ungewöhnliche Wege beschritt. Caroline (Kat Dennings) zieht mit ihrem Vater von der Großstadt in die Provinz. In der Schule ist sie eine smarte Außenseiterin, mag das aber. Sie verführt ihren Lehrer Barry Anderson (Josh Lucas), während sie zugleich eine Affäre mit dem Schüler Thurston (Reece Thompson) beginnt. Am Ende ist nichts, wie es war, aber besser – zumindest einen flüchtigen Augenblick lang.

Daydream Nation ist die Art Film, die sich einer Kategorisierung verweigert. In der Essenz handelt es sich um ein Coming-of-Age-Drama, aber der Film ist gespickt mit mysteriösen Elementen, die ihn in die Nähe eines Thrillers rücken, ohne sich jemals wirklich dessen Konventionen zu ergeben. Es ist das Merkwürdigkeiten-Kabinett, das diesen Film so faszinierend gestaltet. Hier werden nach Lust und Laune Ideen eingewoben, die eigentlich ohne Belang sind, die fiktive Stadt aber zu einer Art Zwilling von Twin Peaks werden lassen.

Im Mittelpunkt stehen drei Figuren. Thurston, Barry und Caroline. Thurston, der quintessenzielle Loser mit Drogenproblemen und einem Traum, weil er seinen besten Kumpel verloren hat, sehnt sich nach Liebe. Barry, auch ein Verlierer, dem das Leben ebenso übel mitgespielt hat, wie er selbst, sucht nach Motivation und Inspiration. Während Caroline nach irgendetwas sucht, aber selbst nicht so genau weiß, was sie eigentlich will. Diese drei Figuren kreisen umeinander, und wachsen aneinander, auch und gerade weil sie sich gegenseitig wehtun.

Der Film wartet einerseits mit einer traumgleichen Atmosphäre auf, reklamiert andererseits aber eine Authentizität für sich, die sich nicht nur in den nuancierten, geerdeten Dialogen äußert, sondern auch durch ausgefeilte Figuren, die die perfekten Träger sind, um dem Thema der Angst, die mit dem Erwachsenwerden einhergeht, gerecht zu werden. Es gibt nur wenige Teen-Filme, die es verstehen, eine Figur so clever wie Caroline zu gestalten, aber den Fallstricken entgehen, die mit den notwendigen Dialogen einhergehen. Wo Juno etwa nie auch nur den Hauch von Authentizität atmete, ist dies bei Caroline sehr wohl der Fall. Das liegt nicht an den Schauspielerinnen, sondern vielmehr an den Dialogen – prätentiös bei Diablo Cody, ehrlich bei Michael Goldbach.

Daydream Nation ist zudem witzig, wenngleich der Humor eher dunkler Art ist. Aber auch das macht den erfrischenden Charme dieses Films aus, der eigentlich Arthaus-Kino ist, aber sich den Mantel eines Teenie-Films übergeworfen hat.

Daydream Nation (DVD)

Den Vergleich mit „Juno“ (wenn David Lynch ihn gemacht hätte) oder „Donnie Darko“ (wenn er witziger wäre) sollte man gleich abhaken. Es ist ein dümmliches Zitat auf dem Cover, mit dem der Verleih nach Aufmerksamkeit heischt. Denn „Daydream Nation“ könnte nicht weiter von beiden Filmen entfernt sein. Aber das heißt nicht, dass er nicht gut wäre.
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