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In „3 From Hell“ schickt Rob Zombie die rabiate Firefly-Sippe erneut on the road. Doch wohin geht die von Leichen gepflasterte Reise – erzählerisch und ästhetisch?

3 From Hell (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Nicht tot zu kriegen

Im polizeilichen Kugelhagel sterben? Das ist doch so was von 1967! Und so haben Baby (Sheri Moon Zombie), Otis (Bill Moseley) und Captain Spaulding (Sid Haig) das bleihaltige Finale von „TDR – The Devil’s Rejects“ (2005) überlebt – und fahren zu Beginn von „3 From Hell“ schwer verletzt in den Knast ein. Der Rockmusiker, Comicautor und Filmemacher Rob Zombie setzt den Abschluss seiner Firefly-Trilogie, die 2003 mit „Haus der 1000 Leichen“ ihren Anfang nahm, zunächst als Mockumentary in Szene: In Bildern, die dem Stil von Fernsehnachrichten der 1980er Jahre treffend nachempfunden sind, wird der Fall des mörderischen Trios eingefangen.

Dabei gelingt es Zombie, einen erstaunlichen Sog zu entwickeln, der in einigen Momenten sogar ziemlich clever die fragwürdige Verehrung inhaftierter Serienmörder_innen veranschaulicht – wenn nämlich Teile der Bevölkerung das Trio dafür feiern, gegen das System zu rebellieren. Die zahlreichen Verfremdungseffekte, vom ständigen Wechsel des Filmformats bis hin zu diversen freeze frames, vermitteln die Experimentierfreude des Regisseurs. Und wenn Sheri Moon Zombie in ihrer Rolle in gänzlich anderen Sphären zu schweben scheint und unter anderem eine Balletttänzerin mit Katzenkopf herbei halluziniert, kann man 3 From Hell jedenfalls nicht vorwerfen, formelhaft und einfallslos zu sein. Interessant, wenn auch seltsam unausgegoren ist zudem die Schilderung einer Obsession, die die ältere Wärterin Greta (gespielt von der Horror-Queen Dee Wallace) für Baby hegt: „I live inside your head!“, kommentiert die Mörderin dies süffisant gegenüber der verhärteten Aufseherin – und kann uns damit durchaus eine Gänsehaut bescheren.

Das Potenzial, das die Geschichte und deren visuelle Umsetzung im ersten Akt erkennen lassen, vermag Zombie in Ansätzen auch in den Mittelteil des Werks zu retten. Zwei der drei Hauptfiguren glückt der Ausbruch aus dem Gefängnis, dank der Unterstützung von Winslow Foxworth Coltrane (Richard Brake). Auch dieser hat sich als Midnight Wolfman einen Namen als Killer gemacht. Die Flucht zu dritt entwickelt sich zu einer blutigen Angelegenheit. Mal findet Zombie hierfür eine völlig irrwitzige filmische Sprache, etwa, wenn im Verlauf einer Home Invasion Konfetti auf Tränen trifft. Mal bedient sich der Genre-Autorenfilmer aber auch derart plumper, unangenehmer Klischees, die in ihrer Geschmacklosigkeit nichts von der Subversion eines Herschell Gordon Lewis oder John Waters haben, sondern schlicht und einfach nicht funktionieren.

Auf den reizvollen Auftakt und den durchwachsenen Splatter-Exzess folgt ein dritter Akt, der vergleichsweise konventionell geraten ist. In Mexiko kommt es zu einem Showdown, in welchem ein plötzlich aus dem Dramaturgie-Hut gezauberter Antagonist Rache für ein vergangenes Vergehen üben will. Der mexikanische Schauplatz, an dem gerade passenderweise das Totenfest zelebriert wird, sorgt für optische Abwechslung. Doch das aggressive Action-Finale weiß kaum für sich einzunehmen und hält keine Überraschungen bereit. Zombie bleibt somit ein ungestümer Filmemacher, bei dem zwischen Virtuosentum und Scheitern oft nur wenige Schnitte liegen. 3 From Hell, der am 27. September für einen Tag als Event im Kino läuft, wird all jene, die Zombies Schaffen bisher skeptisch gegenüberstanden, vermutlich nicht zu Fans seiner Arbeit machen. So manche Passage des Werks verdient indes zweifelsohne Aufmerksamkeit – denn Wahn- und Widersinn haben selten eine so hemmungslos-abgefahrene Verkörperung erfahren wie durch Sheri Moon Zombie.

3 From Hell (2019)

Die Fortsetzung von „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil’s Rejects“ von Rob Zombie.

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