Wild At Heart

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Freitag, 12. Oktober 2012, 3Sat, 22:25 Uhr

David Lynchs fünfter langer Spielfilm Wild At Heart schlug auf dem Filmfestival in Cannes 1990 ein wie eine Bombe und erhielt trotz starker Konkurrenz in diesem Jahr(im Wettbewerb liefen Filme von Regisseuren wie Giuseppe Tornatore, Zhang Yimou, Clint Eastwood, Bertrand Tavernier, Jean-Luc Godard, Ken Loach und Jean-Paul Rappeneau) die Goldene Palme. Für den Filmemacher bedeutete dies nach dem Rauswurf von Blue Velvet aus dem Wettbewerb beim Filmfestival von Venedig (mit der Begründung, der Film beschmutze das Andenken an den großen Roberto Rossellini, was sich vor allem auf den denkwürdigen Auftritt von Isabella Rossellini in dem Film bezog) eine späte Genugtuung.
Die Mischung aus Märchen (es ist vor allem der Klassiker Der Zauberer von Oz, auf den sich Lynch in Wild At Heart bezieht), Roadmovie und gewalttätiger Liebesgeschichte erzählt von dem jungen Paar Lula Pace (Laura Dern) und Sailor Ripley (Nicolas Cage), das nach dem Gefängnisaufenthalt Sailors versucht, ein neues Leben zu beginnen. Doch das Glück der beiden wird von Lulas eigener Mutter Marietta Fortune (gespielt von Laura Derns realer Mutter Diane Ladd) bedroht, die gleich zwei Männer auf Sailor ansetzt – den Privatdetektiv Johnnie Farragut (Harry Dean Stanton) und den Gangster Marcello Santos (J.E. Freeman), die beide nichts voneinander ahnen. Der Hintergrund für den unbändigen Hass auf Sailor liegt in dessen Wissen über Mariettas Verstrickung in einen Brandanschlag, bei dem deren Mann ums Leben kam.

Völlig abgebrannt landen die Liebenden schließlich in einer Kleinstadt, wo sie den Gauner Bobby Peru (Willem Dafoe) kennenlernen, der Sailor zu einem Raubüberfall überredet. Weil Lula in der Zwischenzeit schwanger ist, lässt sich Sailor auf den Deal ein, doch der Raubzug geht schief, Peru erschießt sich selbst und Sailor landet abermals im Knast. Nach seiner abermaligen Entlassung muss er sich entscheiden, ob Lula und er noch eine gemeinsame Zukunft haben.

Mit Wild At Heart verfeinerte David Lynch seinen mit Blue Velvet gefundenen Stil weiter, den er anschließend mit Twin Peaks mühelos ins serielle TV-Format überführte. Wild At Heart ist ein fiebriger, surrealer Traum aus dem dunklen Herzen Amerikas, eine orgiastische Hymne auf die „amour fou“, auf die Absurdität des Lebens und Liebens und doch ein Film voller Hoffnung, den man sich gar nicht oft genug anschauen kann. Definitiv ein Klassiker und einer der prägenden Filme der frühen Neunziger – wer den Film damals sah, für den war danach definitiv nichts mehr so wie zuvor.

Wild At Heart

David Lynchs fünfter langer Spielfilm „Wild At Heart“ schlug auf dem Filmfestival in Cannes 1990 ein wie eine Bombe und erhielt trotz starker Konkurrenz in diesem Jahr (im Wettbewerb liefen Filme von Regisseuren wie Giuseppe Tornatore, Zhang Yimou, Clint Eastwood, Bertrand Tavernier, Jean-Luc Godard, Ken Loach und Jean-Paul Rappeneau) die Goldene Palme.
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