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Das neue Action-Vehikel mit Gerard Butler schielt mit mehr als einem Auge zurück in die goldene Zeit der Actionfilme mit aufrechten Jedermanns – Plane wirkt wie eine Zeitreise zurück in die 80er Jahre

Plane (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Flug zurück in die 80er

Wenn die Theorie stimmt, dass sich die Menschen in harten und chaotischen Zeiten nach Dingen zurücksehnen, die ihnen Ordnung und Sicherheit suggerieren, denn dürfte Plane nur der Anfang einer Reihe von Filmen sein, die die gute alte Zeit wieder aufleben lassen, in denen aufrechte Helden das Richtige tun, einfach, weil es ja jemand tun muss. Und auch wenn der Schotte Gerard Butler den Sprung in die A-Liga Hollywoods nie ganz geschafft hat, so strotzt sein bisheriges Schaffen doch nur so vor Filmen, die genau in diese Prämisse passen. So rettet er in der „Olympus Has Fallen“-Reihe als knorriger Secret Service-Agent regelmäßig den Präsidenten vor Terroristen, bewahrt die Welt im aberwitzigen „Geostorm“ vor dem Klimakollaps oder rettet seine Familie vor dem Kometenhagel in „Greenland“. Und natürlich wird keiner jemals das mittlerweile als Meme weltweit bekannte This is Sparta vergessen, mit dem Butler als blut- und todgeiler König Leonidas in „300“ im Jahr 2006 so richtig bekannt wurde.

Zwar hat sich Butler auch in Komödien versucht, aber sein Publikum will den stämmigen Schotten seit jeher am liebsten als Actionhelden sehen. Interessanterweise ist er darin genau dann am stärksten, wenn er einen, wenn auch meist vorgebildeten, Jedermann gibt, einen Durchschnittstypen, der einfach nur Frau, Familie oder Welt retten will und deshalb über sich hinauswächst. In dieser Rolle hat es der mittlerweile 53-jährige daher auch zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Das gilt auch für sein neuestes Werk, in dem als er Pilot einer Linienmaschine nach einem Absturz im südchinesischen Meer seine Passagiere gegen eine Bande von Banditen verteidigen muss. Butler macht dieses Unterfangen zu einer One-Man-Show, obwohl er mit dem erfahrenen TV-Serienstar Mike Colter (Good Wife, Luke Cage, Evil) einen durchtrainierten Partner an seiner Seite hat.

Aber es ist Butlers Talent, in seinen Rollen besser zu sein, als es die Plots seiner Filme in der Regel verdienen. Der Schauspieler übermittelt immer wieder die Botschaft, dass er für seine Aufgabe zur Not auch sein Leben geben würde. Und das tut er so überzeugend, dass er schnell eine emotionale Bindung zum Publikum aufbaut, das wirklich um ihn zittern muss, weil er im Gegensatz zu Stallone oder Schwarzenegger, den Ikonen der goldenen Action-Jahre, eben nicht unbesiegbar oder unzerstörbar erscheint, sondern verletzlich, ängstlich und gerade deshalb mutig. Auch in Plane gelingt ihm dieses kleine Kunststück erneut problemlos.

Das muss dann aber auch genügen. Denn viel mehr als einen guten Gerard Butler hat Plane nicht zu bieten. Der Versuch, zwischen Pilot Butler und Verbrecher Colter eine Chemie wie einst John Carpenter in Assault – Anschlag bei Nacht (Plane-Regisseur Jean-François Richet hat auch dessen Remake mit Ethan Hawke und Laurence Fishburne zu verantworten) zwischen Cop und Gangster aufzubauen, schlägt fehl; das Script ist dazu deutlich zu schwach.

Auch auf der Seite der Banditen fehlt es deutlich an Charisma, hier ist weit und breit kein Alan Rickman zu sehen, der der bösen Seite Leben einhauchen könnte, daher bleiben die Schurken hier allesamt blass. Lediglich die Action ist ansehnlich, weil vieles handgemacht ist. Zwar reichte das Budget von geschätzten 25 Millionen Dollar sichtbar nicht für große Katastrophen aus, aber für spannende Momente sorgt Plane auch im guten alten Kampf Mann gegen Mann und mit ebenso absurden wie unterhaltsamen Feuergefechten. Gerade deshalb erinnert Plane so frappierend an Produktionen aus den 80er Jahren, in denen auch oft der Geldbeutel des Produzenten über die Filmhandlung entschied.

Wer an einer solchen Zeitreise Spaß hat und auch mit dem erneut mit viel Herzblut agierenden Gerard Butler etwas anfangen kann, wird den Kinobesuch sicher nicht bereuen. Denn Plane ist ein ehrlicher Film, der nie versucht, mehr zu sein als er ist. Da schwingt kein Subtext mit, da gibt es keine politische Aussage oder große philosophische Fragen über das Leben, an dem sich schon so mancher Actionfilm versucht und verhoben hat. Plane erzählt seine Heldengeschichte in bester Retro-Manier, mit angemessenem Ernst. Es wäre sehr verwunderlich, sollte es dafür kein Publikum geben.

Plane (2023)

„Plane“ folgt Gerard Butler in der Hauptrolle, der als Pilot nach einer Flugzeugnotlandung in einem feindlichen Gebiet das Leben seiner Passagiere nur mit einem mutmaßlichen Mörder als Unterstützung vor gefährlichen Rebellen retten muss.

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Meinungen

Philipp · 20.02.2023

In Puerto Rico gedreht und niederschmetternd für alle Bemühungen der Entwicklungshilfe die den guten Menschen im philippinischen Sulu-Archipel (nicht Süd Chinesisches Meer) etwas mehr Frieden und Leben bringt. Schade