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Es ist oft nur ein schmaler Grat, der militärische Action im Film von peinlicher Kraftmeierei und plumpem Hurra-Patriotismus trennt. Geht es um eine Konfrontation der beiden Supermächte, stehen die Helden gerne auf amerikanischer Seite. So einfach macht es sich dieser Thriller jedoch nicht.

Hunter Killer (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein U-Boot torpediert das Lagerdenken

In den Tiefen des Arktischen Meeres, in denen die Supermächte mit ihren U-Booten Präsenz demonstrieren oder auch nur ihren militärischen Nachwuchs ausbilden wollen, kann es schon mal zu unliebsamen Konfrontationen kommen. Nur ein schmaler Grat trennt ein Verfolgungsmanöver eines amerikanischen und eines russischen Atom-U-Boots in der Barentssee vom Ernstfall, und er wird verfehlt.

Nach einem Torpedobeschuss erlischt der Kontakt zwischen dem US-Boot und dem Pentagon. Washington schickt Captain Joe Glass (Gerard Butler) mit dem Jagd-U-Boot USS Arkansas, einem sogenannten Hunter Killer, von Schottland aus zum Tatort. Wird nun der nächste Weltkrieg ausbrechen?

Unter der Regie des Südafrikaners Donovan Marsh (Con Game – Kenne deine Feinde) nimmt ein spannender militärischer Actionthriller seinen Lauf, der auf dem Roman Firing Point von George Wallace und Don Keith basiert. Einerseits wird er dem Subgenre des U-Boot-Thrillers mit seinem prominentesten Vertreter Das Boot von 1981 überzeugend gerecht, indem er die zentralen Motive der Schicksalsgemeinschaft, des Abgeschnittenseins und der Ungewissheit zum Leben erweckt. Andererseits begnügt er sich nicht mit der klaustrophobischen Enge an Bord, sondern kontrastiert sie mit weiteren Schauplätzen. Auf Drängen des Geheimdienstes NSA schickt der im Pentagon tätige Konteradmiral John Fisk (Common) ein vierköpfiges Elitesoldaten-Team auf geheime Mission zum russischen Militärhafen Poljarny auf der Halbinsel Kola. Es soll herausfinden, was dort vor sich geht. Denn auf höchster politischer Ebene herrscht Funkstille, Washington kann den russischen Präsidenten Zakarin (Alexander Diachenko) nicht erreichen. 

Der martialische Tonfall und die Siegesgewissheit, die Captain Glass, aber auch die nach Russland entsandte, schwerbewaffnete Spähtruppe unter dem Kommando von Bill Beaman (Toby Stephens) an den Tag legen, lassen eine filmische Huldigung an das US-Militär befürchten. Wenn das U-Boot in See sticht und Captain Glass auf dem Turmdach steht, von der Kamera aus Untersicht bewundert, drängt sich eine solche Vermutung förmlich auf. Die vier Männer der terrestrischen SEAL-Mission werden zudem als raue Burschen präsentiert, die dem Tod furchtlos ins Auge sehen, einander niemals im Stich lassen und, wie demonstriert wird, wegen einer Schusswunde nicht einfach losplärren und sich an den Feind verraten. 

Aber dann schlägt der Film eine verblüffende Richtung ein. Captain Glass vernimmt im Nordpolarmeer Klopfgeräusche, die nicht aus dem gesunkenen US-Boot stammen, sondern aus dem ebenfalls havarierten russischen. Er befiehlt die Bergung der Überlebenden, gegen den heftigen Widerstand seiner eigenen Crew. So kommen drei Russen an Bord, unter ihnen der U-Boot-Kapitän Andropov (der 2017 verstorbene Michael Nyqvist in einer seiner letzten Rollen). Er soll das amerikanische U-Boot durch den verminten Fjord in den Hafen von Poljarny lotsen, wohin es vom Pentagon beordert wurde. Die SEALs haben Aufnahmen gemacht, die zeigen, dass der russische Präsident bei einem Putsch gefangen genommen wurde. Um den Krieg, den die Putschisten offenbar anstreben, in letzter Minute zu verhindern, soll der Gefangene befreit und mit den SEALs auf dem U-Boot weggebracht werden. 

Für die amerikanische U-Boot-Besatzung ist es schlicht unvorstellbar, sich dem Feind, als den sie Andropov sehen, anzuvertrauen. Aber Glass appelliert an ihn als einen militärischen Kollegen, als einen Mann mit ähnlicher Ausbildung, Erfahrung und Verantwortung. Die militärische Ehre, die harte Schule des Alltags im U-Boot verbindet sie über die politischen Lager hinweg, schlägt eine Brücke. Butler und Nyqvist haben ein paar wunderbar gespielte Szenen, in denen ihre Figuren die Tragfähigkeit ihrer Notgemeinschaft ertasten, durch Blicke, in denen sich Stolz, aber auch Verstehen mitteilt.

Der Film führt den Beweis, dass sich der Versöhnungsgedanke nicht kontraproduktiv auf die Actionspannung auswirkt. Denn der Wunsch der beiden Captains, den Krieg zu verhindern, erzeugt Suspense, ist viel aufregender als die schematische Reiz-Reaktions-Abfolge, die das Inferno auslösen würde. Wenn Andropov die Amerikaner mit ihrem U-Boot zum russischen Stützpunkt geleitet, entstehen sehr spannende Unterwasseraufnahmen. Das U-Boot streift beinahe die Felswände, verliert sich scheinbar in einer dunklen Höhle. Donovan Marsh ist ein sehr unterhaltsamer, sehenswerter Actionfilm gelungen, der es schafft, seine militärischen Charaktere gerade im Verzicht auf das Schießen aus der Hüfte stark aussehen zu lassen.

Hunter Killer (2018)

Als nach der Verfolgung eines russischen U-Boot im Polarmeer dieses plötzlich sinkt, eilt die Besatzung des Verfolgerschiffes, ein US-amerikanisches U-Boot, den Russen zur Hilfe. Doch dann bricht der Kontakt zur Oberfläche ab und Washington und Moskau fürchten den Dritten Weltkrieg. Jetzt liegt es am Marine-Captain Joe Glass (Gerard Butler) und seinem Team die Situation zu entschärfen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei weitem nicht um einen Unfall handelte, sondern ein lang gehegter Plan des russischen Generals war, der mit der gefährlichen nuklearen Fracht im US-Schiff böse Pläne schmiedet.

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Meinungen

Max · 21.07.2019

Kurzum.
Der Film ist klasse, wenn man Action und Thriller liebt.