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Schlecht geht anders, richtig gut aber auch: Guy Ritchies Agentensause spult ihr Programm solide ab, ist temporeich genug, um nicht zu langweilen. Einen besonderen Platz im Genre wird dieser Film jedoch weiß Gott nicht einnehmen. 

Operation Fortune (2022)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Ritchie mäßigt sich

Guy Ritchies Agentenkomödie „Operation Fortune“ fühlt sich ein bisschen danach an, als solle sie der Startpunkt für eine neue Kinoreihe sein – mit Jason Statham im Mittelpunkt. Ob es wirklich so weit kommen wird, darf bezweifelt werden. Allzu viel Substanz besitzen der Film und seine zentralen Figuren nämlich nicht. Als knackiger, kompetent abgewickelter Schmunzel-Actioner taugt das wie eine Schmalspurversion eines Bond- oder Mission: Impossible-Streifens anmutende Werk aber durchaus. Wer nicht zu viel erwartet, wird die fast zweistündige Laufzeit ohne große Durchhänger absolvieren.

Dass der Plot an sich eher zweitrangig ist, deutet sich schon in der Prämisse an, die, wie in so vielen Spionagearbeiten, dem klassischen MacGuffin-Prinzip vertraut. Als eine zunächst – und auch für längere Zeit – nicht genauer spezifizierte Technologie aus einem Forschungslabor gestohlen wird, schrillen innerhalb der britischen Regierung alle Alarmglocken. Auch wenn niemand weiß, was genau erbeutet wurde, scheint die Welt auf eine ungeheure Bedrohung zuzusteuern, weshalb es besondere Maßnahmen braucht. In diesem Fall das Engagement des in seinen Vertragswünschen äußerst anspruchsvollen unabhängigen Agenten Orson Fortune (Jason Statham), der über seinen Kontaktmann Nathan Jasmine (Cary Elwes) ins Boot geholt wird.

Da die heiße Ware offenbar auf dem Schwarzmarkt verkauft werden soll, müssen der Topspion und sein Team, zu dem neben Nathan auch Sarah Fidel (Aubrey Plaza) und JJ Davies (Bugzy Malone) gehören, an den milliardenschweren Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant) herankommen, der, so wird vermutet, als Vermittler auftritt. Dessen Begeisterung für den Hollywood-Mimen Danny Francesco (Josh Hartnett) machen sich Orson und Co gezielt zunutze. Kurzerhand verdonnern sie den überrumpelten Leinwandstar dazu, sie zu einer von Simmonds veranstalteten Wohltätigkeitsgala zu begleiten und dort mit ihm auf Tuchfühlung zu gehen.

Die Idee, einen selbstverliebten Darsteller als Undercover-Köder zu benutzen und ihn in einer echten Drucksituation eine Rolle spielen zu lassen, hat ihren Reiz und liefert einige nette Pointen. Richtig ausgeschöpft wird der Lockvogelgedanke allerdings nicht. Die Meta-Späße könnten wesentlich tiefer gehen. Und irgendwann wirkt Hartnetts schwungvoll eingeführter Schönling nur noch wie ein Anhängsel, für das Guy Ritchie und seine Ko-Drehbuchschreiber Ivan Atkinson und Marn Davies keine besonderen Aufgaben mehr haben.

Insgesamt fehlt es an überraschenden Wendungen. Statt uns geschickt an der Nase herumzuführen, klappern die kreativen Köpfe vertraute Stationen ab und halten sich mit aufregenden Abzweigungen zurück. Hätten es erzählerisch ruhig ein paar mehr Schnörkel sein dürfen, ist es dagegen umso angenehmer, dass der Regisseur dieses Mal auf seine berühmt-berüchtigten Gestaltungssperenzchen verzichtet. Die Actionmomente sind geradlinig inszeniert, kommen ohne Zeitlupenexzesse oder andere Spielereien aus und sind – in Zeiten von CGI-Orgien keineswegs selbstverständlich – mehrheitlich handgemacht.

Gewohnt schlagkräftig und rau in seinem Charme präsentiert sich Hauptdarsteller Jason Statham, hinter dem sich Audrey Plaza indes nicht verstecken muss. Sarahs trockenen Humor transportiert die US-Amerikanerin kernig in den Kinosaal. Die Show stiehlt allen jedoch Hugh Grant als braun gebrannter, schmierig-übergriffiger, schief lächelnder Strippenzieher. Seine Freude an der Rolle ist ihm jederzeit anzumerken. Positiv hervorheben müssen wir zudem das stellenweise sehr wirkungsvolle Zusammenspiel von Musik und Montage. Eine Verfolgungssequenz am Madrider Flughafen zum Beispiel bekommt durch ihren Rhythmus eine elektrisierende Qualität.

An die Diskussionen rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 fühlt man sich erinnert, wenn die kurzweilige, standesgemäß unterschiedliche Schauplätze rund um den Globus besuchende Agentensause am Ende Halt in Katar macht. Auf allen Ebenen lockern die Scheichs die Geldbeutel, um ihr Land international ins Rampenlicht zu rücken, und überall treffen sie auf Menschen, die die Kohle gerne annehmen. Das nur als kleine Fußnote.

Operation Fortune (2022)

Der Film folgt dem MI6-Agenten Orson Fortune (Jason Statham) und einer CIA-Agentin Sarah Fidel (Aubrey Plaza), die zusammenkommen, als sie in das Five Eyes-Netzwerk aufgenommen werden, um den Verkauf von tödlicher Technologie zu verhindern.

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Meinungen

Stuffzi · 30.03.2022

Wann kommt der Film denn endlich raus????