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David Zucker ist als „Creative Consultant“ der israelischen Gag-Comedy „Mossad“ gelistet. Wie groß (oder klein) sein Beitrag auch immer gewesen sein mag: Alon Gur Aryes Film in bester Zucker-Abrahams-Zucker-Manier ist das beste, was Zucker seit über 25 Jahren geliefert hat.

Mossad (2019)

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Die meschugge Kanone

Ob in Zucker-Abrahams-Zucker-Comedies mit dem Höhepunkt der „Nackte Kanone“-Trilogie oder in der Jim Abrahamas-„Hot Shots“-Reihe: Der Nahe Osten war immer für den einen oder anderen (und noch einen und noch einen) Gag gut. Weil’s dort drunter und drüber geht, keiner weiß, wer wie gegen wen kämpfen will oder warum, weshalb beispielsweise Lt. Frank Drebin sein Profil nur noch mehr schärfen kann, wenn er inmitten des politisch-diplomatischen Durcheinanders seinen Haufen Chaos noch draufsetzen kann. Alon Gur Aryes ist Fan der ZAZ-Filme. Das merkt man „Mossad“ deutlich an; und er hat es sogar geschafft, David Zucker als „Creative Consultant“ zu engagieren (was immer für ein Auftrag damit auch verbunden gewesen sein mag). Seine Slapstick-Farce steht den Höhepunkten der ZAZ-Meisterwerke und deren Nebenprojekten und/oder Nachfolgern in nichts nach.

Das ist schon erstaunlich, denn seit 25 Jahren versuchen die originalen ZAZs, an ihre Erfolge anzuknüpfen, bringen aber lediglich Filme hervor, deren Gags wohl eher mechanistisch am Fließband nach Plan inklusive baldigem Feierabend und zwischendurch Steinkühlerpause gefertigt werden. Es gibt sie aber noch, die guten neuen Witze: Diese israelische Komödie rund um die Idioten vom Mossad (und die Idioten an Terroristen und die Idioten an Big Data-Mogulen etc.) ist liebevolle Manufakturarbeit, handgemacht und endgeschliffen.

Mittelpunkt ist Guy Moran, Mossad-Agend, der in Tunesien abkackt. Und deshalb auf der Karriereleiter runterrutscht zum Hüpfburg-Bewacher. Wo allerdings Jack Satelberg vom Klo weg entführt wird, weil sein Smartphone über alle anderen Smartphones auf der ganzen Welt bestimmen kann. Auf mehr oder weniger eigene Faust tut sich Guy mit der CIA-Agentin Harris zusammen, steht aber auch auf Satelbergs schöne junge Frau, und der greise Mossad-Oberboss steht auf Harris, und der Freund von Guy wird zu einem Roboter und der Leiter der technischen Abteilung vom Mossad kann Feuerzeuge herstellen und so weiter und so fort.

Ein winziges Manko des Films ist, dass im Mittelteil ein bisschen Leerlauf herrscht im Irrsinn. Aber dies nur im Vergleich zum Rest, und im Vergleich zu den hohen Standards der früheren ZAZ-Produktionen… Es ist schlichter Wahnsinn, was in diesem Film an Gags auf einen einprasselt; einmal sehen reicht da nicht. Verkehrtes Wörtlichnehmen, falsch verstandene Doppeldeutigkeiten, als logisch behauptete Paradoxie, en passant eingeflochtene Kurzparodien, das Spiel mit den Klischees – Aryes hat die grundlegenden Strukturen der ZAZ-Gags analysiert und schafft es so, nicht einfach nur das Vorbild zu kopieren, sondern selbst neue und originelle Einfälle zu erschaffen: Mossad ist Hommage und Neuschöpfung in einem, vielleicht gar Wiederbelebung eines totgeglaubten, nur noch leicht zuckenden Genres.

Mossad (2019)

Der Mossad-Agent Guy Moran musste den Dienst quittieren, weil er seine letzte Mission gründlich in den Sand gesetzt hat. Nun arbeitet Guy als Wachmann bei einer Hüpfburg für Kinder, aber eigentlich möchte er zum Geheimdienst zurück. Die Chance bietet sich, als ein amerikanischer Tech-Milliardär auf einer Geschäftsreise in Israel entführt wird.

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Meinungen

Martin Zopick · 04.09.2022

Alon Gur Arye hat einen ziemlich überdrehten Film gemacht, der mit vielen albernen Gags in die Sinnlosigkeit steuert. Dabei wird die Handlung selbst zur Nebensache, die nicht weiter bemerkenswert ist. So steht gleich am Anfang die Frage Wer wird hier eigentlich verarscht? Die Film Crew sich selber oder die ahnungslosen Zuschauer?
Es entsteht der Eindruck, dass lauter Idioten sich gegenseitig zu übertreffen versuchen, wer von ihnen der Oberidiot ist. Das muss demnach ja der Hauptdarsteller Tsahi Halevi sein, ein Mossad Mann.
In dem angerührten Eintopf ist von vielem einiges drin: Martial Art, Blondinen mit üppiger Oberweite (z.B. Adi Himmelbleu), digitaler Schnickschnack, Frontenwechsel von Agenten und eine Prise Nationalismus. Es ist weder schwarzer noch roter Humor, grüner oder sonst wie angestrichener. Es ist einfach eine andere Art, wenn man so will ein Nullum. Dies finden manche gar nicht lustig und tun es einfach als albernen Schwachsinn ab.
Der Qualitätsunterschied wird deutlich, wenn man den Arye Film mit den Streifen von Hazanavizius vergleicht. Da werden Albernheiten nur so weit kurz gestreift, als sie den Plot weiterbringen. Aber dann gleich wieder links liegen gelassen.
Ja Comedy ist das Schwierigste von allen Unterhaltungsfeldern. Und so kommt die uralte Volksweisheit doch wieder zum Tragen ‘Humor ist, wenn man trotzdem lacht.‘