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Khavn De La Cruz setzt in „Love Is a Dog from Hell“ zusammen mit seiner Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg die rockige Neubetrachtung einer alten Legende fort.

Love Is a Dog From Hell (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Tanz in der Unterwelt

Mit ihrem Gemeinschaftsprojekt „Orphea“ (2020) präsentierten Alexander Kluge (Jahrgang 1932), einer der einflussreichsten Vertreter des Neuen Deutschen Films, und der philippinische Regisseur, Dichter und Musiker Khavn De La Cruz (geboren 1973) eine Neuinterpretation des bekannten Stoffes aus der griechischen Mythologie um den Helden Orpheus, der seine verstorbene Gattin Eurydike aus dem Totenreich zurückholen will. Die Geschlechter wurden in dieser Version getauscht – und das Portal in die Unterwelt wurde in die Slums von Manila verlegt.

Mit Love Is a Dog from Hell knüpft Khavn (nun als Solo-Regisseur) an diese Arbeit an. Abermals geht es um die große Liebe zwischen Orphea und Eurydico. Die Berliner Schauspielerin Lilith Stangenberg ist erneut als Hauptfigur zu sehen, die zu Beginn als Sängerin mit ihrer Band in dem bereits etablierten Milieu in der Hauptstadt der Philippinen bei einem Bühnenauftritt gefeiert wird. Mehr und mehr gerät die Party indes außer Kontrolle. Es wird lauter und wilder; irgendwann steht alles in Flammen.

Der Film sieht sich selbst als „psychedelisches Rock-Musical“. Zudem heißt es: „This is not a film by Khavn“. Ein Nicht-Film, ein Anti-Film – und zugleich ein Werk, dass diverse Formen des Filmischen vereint, etwa Schwarz-Weiß- und Farbfotografie, Super-8- und Digitalaufnahmen sowie Animation. Oft gibt sich Love Is a Dog from Hell ganz der Ekstase hin – dem Rausch der Musik, den Bewegungen der Körper, der Wucht der Zerstörung.

Immer wieder blitzen in diesem experimentellen Treiben aber auch Fragmente einer Handlung auf. Es wird Filipino, Englisch, Deutsch und Russisch gesprochen und gesungen. Orphea wird durch einen Brief über den Tod ihres Geliebten in Kenntnis gesetzt. Sie trauert, sie weint, sie klagt – und sie fasst den verblüffenden Entschluss, in die Unterwelt hinabzusteigen. Doch erwartet Eurydico sie da überhaupt? Oder hat er vielleicht gar nicht vor, jemals aus der Hölle zurückzukehren? Ist es woanders denn wirklich besser?

Wie schon in Orphea ist auch hier vor allem die absolute Hingabe von Lilith Stangenberg der große Trumpf, der angemessen ausgespielt wird. In der Rolle der Liebenden und Leidenden, die bereitwillig durch die Hölle geht, um ihr Glück wiederzuerlangen, ist Stangenberg eine kleine Sensation, die gerade in der Offenheit der Inszenierung, in der Ausblendung jeglicher Grenzen des Erzählkinos zu ihrer besonderen Stärke zu finden scheint. Das Unerschütterliche, das wir in jedem Augenblick in ihrem Spiel erkennen, überträgt sich auf die Figur, weshalb wir dieser überallhin folgen – selbst mit dem Wissen, dass es gewiss kein entspannter Spaziergang wird.

Love Is a Dog From Hell (2022)

Wie schon in „Orphea“ schlüpft auch hier abermals Lilith Stangenberg in die Rolle der weiblichen Version des griechischen Sängers Orpheus, um in der Unterwelt von Manila nach ihrem geliebten Eurydico zu suchen. 

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