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Jennifer Lopez‘ Filmkarriere war bisher abgesehen von „Out of Sight“ wenig erbaulich. Ändert sich das nun mit dem Stripper-Caper-Film „Hustlers“?

Hustlers (2019)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

They work hard for the money ...

New York, 2007. Jeden Abend arbeitet Destiny (Constance Wu) in einem Club, sie tanzt, zieht sich aus, sie strippt für zahlende Gäste, lächelt angesichts rassistischer Bemerkungen und ignoriert schmierige Sprüche im Stile von „Was hat Dein Daddy Dir getan?“. Längst hat sie gemerkt, dass dieses Leben weder glamourös noch lukrativ ist. Sobald sie vom Manager über den Barmann bis zum Sicherheitstypen allen Männern in der Bar einen Anteil gegeben hat, bleibt für sie nicht mehr viel übrig. Sie ist ganz anders als Ramona (Jennifer Lopez), der Star des Clubs. Ramona hat die grölenden Männer unter Kontrolle mit ihren Bewegungen, sie wird mit Geld nur so beworfen, sie behält die Oberhand – und alle wollen sie. Also nähert sich Destiny Ramona an, die sie wiederum sehr gerne unter ihre Fittiche nimmt. Von Ramona lernt sie, sich selbstsicher zu bewegen, die Wünsche der Männer zu erahnen und vor allem die Kontrolle zu behalten.

Destiny scheint in Hustlers anfangs die naive Außenseiterin zu sein, die von der weitaus gerisseneren Ramona lernt, wie der Laden und das Leben laufen. Und anfangs läuft alles glatt, zusammen sind die beiden Frauen erfolgreich und machen viel Geld. Aber dann sorgt die Finanzkrise dafür, dass viele Männer ihren Job verlieren und weniger spendabel sind. Außerdem wird Destiny schwanger und verlässt den Club. Als sie wieder zurückkehrt, weil sie keine andere Anstellung findet, hat sich alles verändert. Bis auf eines: Ramona ist immer noch der strahlende Mittelpunkt – mit veränderter Methode des Geldverdienens …

Basierend auf einem Feature von Jessica Pressler erzählt Lorene Scafaria in Hustlers die wahre Geschichte einer Gruppe von Stripperinnen, die Männer ausgenommen haben – und dabei gelingt es ihr, dass die Sympathien eindeutig bei den Stripperinnen liegen. Viele der Männer, deren Kreditkarten geplündert werden, haben es kaum besser verdient. Sie sind zu reich, um es zu bemerken, zu verheiratet, um es anzuzeigen, oder finden es schlichtweg faszinierend, dass ihnen so etwas passiert. Doch Scafaria macht es sich nicht zu einfach. Jedes Verbrechen hat Kollateralschäden, die sich nicht kontrollieren lassen – und die auch hier nicht ausgespart werden.

Schon hier zeigt sich, dass Hustlers mit dem Glitter, den Klamotten und den dröhnenden Pop-Score laut und bunt daherkommt, aber unter dieser Oberfläche die sehr genauen Beobachtungen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe liegen. „Hustlers“ bedeutet Stricher, aber „to hustle“ bedeutet eben auch, sich für etwas ins Zeug legen. Und genau das machen Destiny und Ramona – mit ihrem ganzen Körper und Können. Lorene Scafaria, die auch das Drehbuch geschrieben hat, macht sehr deutlich, dass die Frauen mit dem arbeiten, was sie haben: Sie kommen aus dysfunktionalen, schwierigen Verhältnissen, sie müssen Geld verdienen, um über die Runden zu kommen und haben zugleich Wünsche, die über das absolut Notwendige herausgehen. In diesen Momenten der Sorglosigkeit macht der Film sehr viel Spaß – wenn ein Luxuswagen mit Ein-Dollar-Noten bezahlt wird, zum Beispiel.

Aber Ramona und Destiny vereint nicht nur die Sehnsucht nach Geld, sondern auch nach einer Familie, nach Fürsorge und Nähe. Zudem werden mit den Geld nicht nur teure Klamotten bezahlt, sondern auch Mieten und Schulden. Vor allem aber verliert der Film niemals aus dem Blick, dass Gender, Klasse und race bestimmende Faktoren sind – im Stripclub und in der Welt. Weiße Männer haben hier das Sagen, sie glauben, sie können sich alles erlauben. Gerade in Stripclubs, in die zudem in Filmen fast ausschließlich mit einem männlichen Blick geschaut wurde. Scafaria aber gelingt es, dass die Frauen hier nicht nur betrachtet werden, sondern tatsächlich auch zu sehen sind. Obwohl jede Menge Hintern und Brüste gezeigt werden, werden die vielfältigen Körper der Stripperinnen nicht voyeuristisch einfangen. Der Stripclub ist ein Arbeitsplatz und Scafaria präsentiert ihn auch so. Die Frauen, die hier tanzen, werden nicht zu Objekten, sondern haben Ecken und Kanten, es gibt Bündnisse und Hierarchien.

Dabei überzeugt die Besetzung: Constance Wu changiert zwischen Hilflosigkeit und Manipulation, Lili Reinhard (Riverdale) passt wunderbar als scheinbar naive Blondine, die mit der Kindchenmasche sehr viel Erfolg hat; dazu kommen Keke Palmer und witzige Gastauftritte u.a. von Cardi B. Der Star dieses Films ist aber Jennifer Lopez, die von ihrem ersten, denkwürdigen Auftritt an mit jeder Faser ihres Körpers eine ungeheure Präsenz ausstrahlt. Durch sie wird das Publikum zum Komplizen, sie lässt die leichten Längen und die etwas konventionelle Rahmenhandlung vergessen.

Ramona sagt einmal, dass die Stadt, das ganze Land ein Stripclub seien. „Auf der einen Seite sind die Leute, die mit dem Geld werfen, auf der anderen Seite die Menschen, die dafür tanzen“. Diesem passenden Vergleich ist aber noch etwas hinzuzufügen: Wie in einem Stripclub liegt auch in der Welt die Macht bei Männern. Die Frauen in diesem Club wissen das sehr genau, die Frauen um Ramona wissen aber auch, dass sie gemeinsam stärker sind als alleine. Dadurch entsteht Kameradschaft – und mit der können Frauen fast alles erreichen. In einem Stripclub. Und in der Welt.

Hustlers (2019)

Hustlers folgt einer Crew gerissener ehemaliger Angestellter eines Strip Clubs, die sich zusammentun um den Spieß umzudrehen und gegen ihre Kunden von der Wall Street zu richten. Inspiriert wurde der Film durch einen Artikel im New York Magazine namens „The Hustlers at Scores“ von Jessica Pressler.

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Meinungen

Frank · 13.12.2019

Teile die Kritik nicht mal im Ansatz. War gestern zwischen lauter "kleinen Mädchen" im Kino, die total auf den Lifestyle abfuhren. Im Grunde geht es nur um Luxuskonsum und darum Kerle abzuziehen. Das ganze war langweilig inszeniert, schlecht gespielt und mit grausam belanglosen Dialogen versehen. Der Film funktioniert nur als JeLo- Bodyshow. Dagegen war "Stiptease" mit D. Moore ein echter Oscar-Kandidat. Und der hat damals die goldene Zitrone gewonnen.

Carsten · 01.12.2019

Langweilig.. Positive Kritik nicht gerechtfertigt. Film zieht sich wie ein Kaugummi. Story ohne Höhepunkte.