Eden à l'ouest

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale 2009: Wettbewerb (Außer Konkurrenz)

Elias (Riccardo Scamarcio) ist ein junger Mann unbestimmter Herkunft, der sein Glück im Goldenen Westen sucht und auf einem veritablen Seelenfänger über das Mittelmeer schippert, um nach Frankreich zu gelangen. Dort, so hofft er und mit ihm viele Andere werde sich das Glück schon einstellen. Natürlich wird das Schiff von einer Patrouille aufgebracht, nachdem die Menschenschlepper das Weite gesucht haben. Und Elias sowie einige andere der Flüchtlinge suchen das Weite, indem sie ins Meer springen. Während einige seiner Leidensgenossen jämmerlich ertrinken, hat Elias Glück und landet am Strand eines exklusiven Ferienclubs. Immer wieder gelingt es ihm, sich mal als Angestellter des Clubs tarnend, dann wieder als Gast dem Zugriff der Polizei zu entziehen, die sogar die Gäste des Clubs für die Menschenjagd einspannt und daraus eine Art Abenteuerspiel macht. Und mehr noch: In der deutschen Touristin Christina (Juliane Köhler) findet Elias sogar eine Verbündete die ihn vor dem Zugriff der Clubleitung und der Polizei beschützt. Außerdem lernt der Flüchtling dort einen Zauberer (Ulrich Tukur) kennen, der ihn nach Paris ins Lido einlädt. Fortan hat Elias ein Ziel, das ihn antreibt. Denn in dem Ferienclub kann er nach seiner Entdeckung nicht länger bleiben. Doch der Weg von Griechenland nach Paris ist lang für jemanden, der keine Papiere und kein Geld hat, für einen illegalen Flüchtling…
Trotz seines ernsten Hintergrundes wirkt Eden à l’ouest manchmal wie ein Märchen. Was auch und vor allem an der Figur von Elias liegt. Der ist nämlich so naiv, so unschuldig und kindlich gezeichnet, wie man das sonst nur aus Märchen kennt. Wie Kaspar Hauser ist er ein Mann ohne Vergangenheit und fast ohne Sprache. All die Unbilden dieser Welt – ob es nun sexhungrige Touristinnen sind, betrügerische Griechen, ausbeuterische „Arbeitgeber“ oder die Polizei – nichts kann ihn aufhalten, nichts kann ihn davon abbringen, dem Zauberer zu folgen, der ihn mit Illusionen (natürlich sind damit jene des Westens gemeint) geblendet hat. Am Ende, wenn sich die beiden gegenüberstehen, wird sich der Magier kaum an den Flüchtling erinnern. Immerhin aber schenkt er ihm einen Zauberstab, mit dessen Hilfe Elias den Eiffelturm zum Funkeln bringt.

Wenn Elias mangels Sprache grimassiert und die Augen aufreißt, dann fühlt man sich gelegentlich an einen Tramp vom Format Charlie Chaplins erinnert. Doch die Probleme des Lebens als Flüchtling mit der vergleichsweise naiven Darstellungsweise des Stummfilms adäquat zu schildern, ist ein Unternehmen, das zwar manche gelungene Situation, aber eben auch einen in seiner Gesamtheit erschreckend naiven Film hervorbringt. Etwas mehr Substanz und weniger Klischees hätten aus Eden à l’ouest sicher einen treffenderen und mitreißenderen Film gemacht.

Eden à l'ouest

Elias (Riccardo Scamarcio) ist ein junger Mann unbestimmter Herkunft, der sein Glück im Goldenen Westen sucht und auf einem veritablen Seelenfänger über das Mittelmeer schippert, um nach Frankreich zu gelangen. Dort, so hofft er und mit ihm viele Andere werde sich das Glück schon einstellen.
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