Dom Hemingway

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

Ernest würde sich im Grabe umdrehen...

Gerade erst hat Christian Bale in American Hustle nach The Machinist erneut seinen Mut zur Hässlichkeit und seine starke Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt, da tut es ihm sein ansonsten eher auf die Rolle des Beau abonnierter Landsmann Jude Law gleich. Doch während Bale in American Hustle als dickbäuchiger und schmieriger Trickbetrüger zwar wenig ansehnlich, aber trotzdem durchaus sympathisch ist, ist Jude Law als Safeknacker Dom Hemingway nur extrem proletenhaft und unausstehlich.
Nach zwölf Jahren Haft kommt der Gangster Dom Hemingway endlich aus dem Gefängnis frei. In den ersten drei Tagen in Freiheit versucht Dom exzessiv, alle verlorenen Jahre auf einmal nachzuholen. Dann erinnert er sich daran, dass er unter anderem auch deshalb so lange einsaß, weil er seinen ehemaligen Boss Mr. Fontaine (Damian Bichir) all die Zeit über nicht verraten hat. Also macht sich Dom gemeinsam mit seinem einstigen Partner Dickie (Richard E. Grant) auf den Weg nach Südfrankreich, wo Mr. Fontaine in einer prachtvollen Villa zusammen mit einer sexy Gespielin residiert. Völlig unverfroren fordert Dom seinen Anteil plus eine großzügige Belohnung für seine Loyalität. Tatsächlich belohnt Mr. Fontaine Dom fürstlich, was sofort exzessiv gefeiert wird. Doch am Ende des Tages verschwindet Mr. Fontaines geldgierige Geliebte mit Doms gesamtem Geld…

Der amerikanische Regisseur Richard Shepard hatte nach seinem Erfolg Mord und Margaritas überwiegend für das Fernsehen gearbeitet. Mit der derben Gangsterkomödie Dom Hemingway versucht Shepard offensichtlich an bessere Zeiten anzuknüpfen, indem er das Erfolgsrezept der letztjährigen Gangsterkomödie Drecksau kopiert, was ihm jedoch gründlich misslungen ist.

Gleich die erste Szene gibt den Ton an: Nach dem Vorspann wird die gesamte Leinwand in ein penetrantes Rot getaucht, wozu man einen Mann stark keuchen hört. Als nächstes erscheint Dom Hemingway mit nacktem Oberkörper in Nahaufnahme im Bild. Im übelsten Straßenslang und mit starkem Akzent brüllt, presst und spuckt der Mann ein Loblied auf seinen Prachtlümmel heraus. Die Szenerie erweckt den Eindruck, dass Dom gerade heftigst masturbiert. Doch dann fährt die Kamera zurück und zeigt eine vor dem vollständig nackten Dom kniende Person mit langen Haaren, die im nächsten Moment als ein Mann zu erkennen ist. Schnitt. Die nächste Szene zeigt Doms Entlassung aus dem Gefängnis. Mehr „Mitteilenswertes“ als die vorige Szene ist dort in zwölf Jahren anscheinend nicht passiert…

Verblüffend ist jedoch Jude Laws Verwandlung in den Oberproleten Dom. Diese gelingt zu großen Teilen durch einen Bart, der eine Kombination aus bis zum Kinn reichenden Koteletten und Walross-Schnauzer darstellt. Hinzu kommt ein Straßenchic, der Dom als kleinen Ganoven ausweist. Am erstaunlichsten sind Doms seltsame Bewegungen, die Jude Law endgültig hinter seinem Charakter verschwinden lassen. Dom Hemingway wirkt wie die Hampelmann-Version von Nicolas Winding Refns extrem gewalttätigen Bronson. Wie Bronson hat auch er unkontrollierte Aggressionsausbrüche. Doch dessen Charisma, Härte und schierer Wahnsinn gehen Dom völlig ab.

Wenigstens hat Dom mit seinem Kumpel Dickie (Richard E. Grant) einen Partner an seiner Seite, der mit seiner bedachten Art und seiner gelben Sonnenbrille einen schönen Kontrapunkt zu ihm bildet. Das allerdings reicht nicht aus, um einen ganzen Film zu tragen, der von einem müden und abgeschmackten Witzchen zum nächsten torkelt. Immerhin kann festgehalten werden, dass die bereits bodenlose Eröffnungsszene noch nicht den absoluten Negativhöhepunkt im Film markiert. Da wäre z.B. auch noch die Sache mit dem bösen, bösen Trick bei der Wette um das Öffnen eines Bürosafes. Aber vielleicht sollte man darüber lieber den Mantel des Schweigens legen…

Dom Hemingway

Gerade erst hat Christian Bale in „American Hustle“ nach „The Machinist“ erneut seinen Mut zur Hässlichkeit und seine starke Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt, da tut es ihm sein ansonsten eher auf die Rolle des Beau abonnierter Landsmann Jude Law gleich. Doch während Bale in „American Hustle“ als dickbäuchiger und schmieriger Trickbetrüger zwar wenig ansehnlich, aber trotzdem durchaus sympathisch ist, ist Jude Law als Safeknacker Dom Hemingway nur extrem proletenhaft und unausstehlich.
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