Die Päpstin

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Der Triumph einer Frau

Der Legende nach soll im 9. Jahrhundert das höchste Amt der Kirche von einer als Mann verkleideten Frau übernommen worden sein. Ob das stimmt, ist bis heute umstritten. Weder über den Zeitraum noch über das Ereignis an sich herrscht Einigkeit. Während die Produzenten von Die Päpstin den Film als wahre Geschichte bewerben, widerlegen Kirchenhistoriker ihren Wahrheitsgehalt und stufen die vermeintliche Päpstin Johanna als fiktive Figur ein. Soll etwa eine Frau die ganze katholische Kirche an der Nase herum geführt haben?
So umstritten das Thema, so steinig war auch der Weg vom Buch zum Film. Zunächst sollte nicht Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern, Deutschland. Ein Sommermärchen) den Bestseller Pope Joan von Donna Woolfolk Cross inszenieren, sondern Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff (Die Blechtrommel, Ulzhan). Doch als dieser in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung Kino-TV-Mischprodukte kritisierte, wurde er von der Produktionsfirma Constantin kurzerhand vor die Tür gesetzt. Auch die von Schlöndorff favorisierte Hauptdarstellerin Franka Potente sollte fortan nicht mehr in die Kutte der Johanna steigen. Die Rolle der Päpstin wurde stattdessen mit Johanna Wokalek (Nordwand, Der Baader Meinhof Komplex) besetzt.

Soviel zum Drumherum des Films, das allerhand Wirbel auslöste und dem Erfolg des Films nur zuträglich sein dürfte. Aber worum geht es eigentlich genau? Sönke Wortmanns Historienepos beginnt im eiskalten Winter des Jahres 814. In ärmlichen Verhältnissen wird das Mädchen Johanna als drittes Kind geboren. Die Liebe zum Wissen scheint ihr in die Wiege geworden zu sein. Sie lernt schnell und begierig, auch wenn ihr Vater, der Dorfpriester (Iain Glen), ihr jegliche Bildung verwehrt und nur seine beiden Söhne Matthias (Sandro Lohmann) und Johannes (Jan-Hendrik Kiefer) unterrichtet. Als Johanna ihren Bruder Matthias überredet, ihr heimlich Lesen, Schreiben und Latein beizubringen, ist das der Beginn einer langen Odyssee eines Lebens, indem sie immer wieder sich und ihre wahre Identität verstecken muss. Frauen waren nicht für die Schulbank bestimmt, sondern zum Kinder gebären und für den Haushalt zuständig. Nur Männer durften in den Genuss von Bildung kommen.

Doch Johanna lehnt sich auf: Gegen den strengen Vater, gegen die Regeln der Kirche, für ihre Überzeugung und ihren Glauben. Sie spürt, dass ihre Bestimmung eine andere ist, dass Gott ihr einen anderen Weg weist. Doch der Preis dafür ist hoch. Auf ihrem langen Weg trifft sie immer wieder Menschen, die ihre Klugheit und geistige Schärfe anerkennen und ihr weiterhelfen. Sie schafft es auf die Domschule, wo sie Graf Gerold, einen Edelmann am Hofe des Bischofs (David Wenham), kennen und lieben lernt. Als der Krieg ausbricht, tritt sie unter dem Namen Bruder Johannes als Mann verkleidet ins Benediktinerkloster Fulda ein. Mehrere Jahre lebt sie als heilkundiger und geachteter Medizinmann. Als ihre wahre Identität droht, aufgedeckt zu werden, flieht sie nach Rom. Dort trifft sie Graf Gerold wieder und bemerkt, dass sie eines nicht länger verleugnen kann: ihre Liebe.

Immer weiter steigt Johanna an der Seite des Papstes in der kirchlichen Hierarchie auf, immer größer wird die Gefahr der Entdeckung und immer stärker spürt sie, dass sie sich entscheiden muss: Will sie ihr Herz Gott schenken oder einem Mann? Als Papst Sergius (John Goodman) stirbt, wird Johanna zu seinem Nachfolger gewählt. Schnell hat sie das Volk auf ihrer Seite, für das noch nie zuvor ein Kirchoberhaupt so viel getan hat. Doch Johanna hat auch Neider und Feinde, die ihr eines Tages zum Verhängnis werden.

Ob nun wahr oder fiktiv, eins steht fest: Die Päpstin ist alles andere als ein langweiliger Historienschinken. Was hier gezeigt wird, ist der grandiose Triumph einer Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft, Johannas Emanzipation gegenüber der Kirche aber auch gegenüber einem Mann, den sie liebt. Ein Kampf, den sie in 148 Minuten bravourös meistert und der jede Minute ohne Längen sehenswert ist.

Die Päpstin

Der Legende nach soll im 9. Jahrhundert das höchste Amt der Kirche von einer als Mann verkleideten Frau übernommen worden sein. Ob das stimmt, ist bis heute umstritten. Weder über den Zeitraum noch über das Ereignis an sich herrscht Einigkeit. Während die Produzenten von „Die Päpstin“ den Film als wahre Geschichte bewerben, widerlegen Kirchenhistoriker ihren Wahrheitsgehalt und stufen die vermeintliche Päpstin Johanna als fiktive Figur ein. Soll etwa eine Frau die ganze katholische Kirche an der Nase herum geführt haben?
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Meinungen

Martin Zopick · 06.08.2023

Wahrheit oder Fiktion, vorhersehbar oder traumatische Entwicklung, emanzipatorisch oder spekulativ, Historie oder böser Scherz. Der Film gibt aus mehreren Gründen Anlass zu Diskussionen. Die Thematik ist allemal provokant. Fällt jetzt auch noch eine der letzten Männerdomänen? Welches kranke Hirn hat sich das bloß ausgedacht? Die Mädels kommen halt langsam aber gewaltig…
Das tangiert mich alles überhaupt nicht, obwohl es schon irgendwie dazugehört. Die Gedankenspiele gehen dann in alle angedeuteten Richtungen und es wird nie langweilig. Da kann man den Historiker schon mal beurlauben, die kritische Sehweise in die Ferien schicken und sich einfach nur wie im Zirkus unterhalten lassen.
Dafür sorgt der Film nun mal. Sönke Wortmann hat ein mittelalterliches Spektakel abgeliefert, das durchaus interessant, sogar spannend ist, dabei üppig ausgestattet mit überzeugend agierenden Akteuren. Vor allem Johanna Wokalek in der Titelrolle passt haargenau als androgyner Typ, verletzlich aber stark und doch ist die Weiblichkeit nie völlig ausgeschlossen. Man fürchtet um ihre Entkleidung! Der optische Sog tut ein Übriges, die Zeit verfliegt ohne dass man es bedauert. Und der Schluss ist auch nicht unpassend. Etwas herb, aber akzeptabel. Warum nicht!?

86izgzhkcizc · 28.11.2018

ich habe das buch mit großer begeisterung gelesen und freue mich schon auf den film

henno · 10.01.2010

naja, naja, naja, naja. so schauts aus, wenn deutschland hollywood-kino inszenieren will: nicht schlecht, aber niemals perfekt und niemals innovativ. also immer die entscheidenen schritte hinterher

Sibylle · 15.11.2009

Ich bin mir ganz sicher, dass das alles nicht nur eine Legende ist! Eine Frau im Papstamt - und das vor über tausend Jahren... warum sollte es nicht möglich gewesen sein??

Birgit · 12.11.2009

Der Film steht dem Buch in nichts nach-großartiger Film.Den muss man gesehen haben.

Silberfocus · 27.10.2009

Ich habe mir gestern den Film angesehen. Klar, das Buch ist ausführlicher..geht halt nicht, alles in ca. 130 Min. hinein zu bekommen. Trotzdem: Filmisch sehr gut umgesetzt und nicht eine Sekunde langweilig. Wen stört schon, dass da die Haarfarbe nicht überein stimmt.

Catharina · 27.10.2009

Ein genialer , gelungener, eindrucksvoller Film, der sehr nahe am Buch bleibt und man wird nicht enttäuscht.Spannend bis zum Schluß trotz Überlänge!Von Anfang an ist man hineinversetzt in die Zeit des Geschehens.Ein Muß für den Herbst und für alle Katholiken.
Ich staune, wie lange Entwicklungen in der Kirche dauern und vor allem frage ich mich, was hat sich wirklich verändert?

heidi · 26.10.2009

In dem Film hatte Johanna als Kind auch weißblondes Haar und wie Johanna als junge Frau aussah, wird in dem Buch gar nicht näher beschrieben. Aber wer sich an solchen Kleinigkeiten aufhält und ansonsten keinen weiteren Kommentar abgibt, zeigt schon wessen Geisteskind es ist.

Nun zur Bewertung: die Romanvorlage wurde m.E. filmerisch fantastisch und sehr nah am Inhalt des Buches umgesetzt. Großartige schauspielerische Besetzung, besonders die Rolle der Johanna.
Ich habe mich trotz Überlänge nicht eine Sekunde gelangweilt, keine Szenen, die unnötig in die Länge gezogen wurden, keine Szenen, die die man hätte vernachlässigen sollen oder können.
Ein durchweg gelungenes Werk, nicht nur empfehlenswert, sondern ein unbedingtes Muss.

Vici · 20.09.2009

@Silke: Ich gebe dir vollkommen Recht, es ist ein Kleines dieses Detail mit den weiß-blonden Haaren zu berücksichtigen..Schlechte Leistung!

Silke · 19.06.2009

Eine Tatsache stört mich an den Ausschnitten schon mal sehr:
Im Buch hat Johanna weißblondes Haar wie ihre Mutter - im Film dunkles! Warum werden solche Details einfach so übergangen??? Auch wenn man keine geeignete hellblonde Schauspielerin gefunden hat, dürfte das doch nicht soo schwer zu lösen sein!?

kusdil gülfendi · 16.06.2009

DER FILM IST SUPER: DIE PÄPSTIN :DIESES BUCH WAR DAS BESTE; WAS ICH BIS HEUTE GELESEN HABE:DIE AUSSCHNITTE SIND VON; DIE PÄSTIN EINFACH SUPER SUPER:::::