Der geilste Tag (2016)

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Weder zum Leben noch zum Sterben

Unsinn ist im Kino nicht gleich Unsinn. Es gibt die geniale Variante, für die mutmaßlich Leoparden küsst man nicht ein für allemal den Maßstab gesetzt hat, und es gibt unendlich platte Versuche auf diesem Gebiet wie nun jüngst Der geilste Tag. Das tragikomisch-exotische Roadmovie um den Erlebnishunger zweier (angeblich) Todkranker aus der Feder, unter der Regie und – neben Matthias Schweighöfer – in der Hauptrolle von Florian David Fitz strebt die spaßigst möglichen Regelbrüche an. Doch zündende Gags brauchen die richtige Lunte, und die lässt sich nur mit Geduld, Konzentration und Phantasie bauen. An all dem mangelt es, was zu einem eher deprimierenden Resultat führt.

Der geilste Tag beginnt in einem Hospiz, das zum Sterben nicht schöner sein könnte. Dafür sorgt das ins Pittoreske gewendete Leiden der Bewohner und vor allem das Licht, das sogar an trüben Tagen durch die Fenster bricht. Dieses Goldgelb, das dem Honigaufstrich der Frühstückswerbung abgeschaut ist, legt sich als Zwang zum Genießen über den ganzen Film. Sehr schnell erfasst es die beiden Krebspatienten im Zentrum.

An Schläuchen hängend, trauert Konzertpianist Andi (Schweighöfer) einer Karriere nach, für die er geübt hat, die aber wegen seiner Erkrankung nie Wirklichkeit wurde. Benno (Fitz) dagegen hat zwar viel gelebt, aber auch nicht das gekriegt, was er wollte: mit Mona (Alexandra Maria Lara) und der gemeinsamen Tochter Leni eine Existenz aufzubauen. Das hat er versemmelt, und nun heiratet sie in Südafrika einen anderen. Mit einem Tumor im Kopf, der ihn von einer Sekunde auf die andere einschlafen lässt, sinnt Benno darauf, Mona noch einmal zu sehen. Mit Andi bricht er aus dem Hospiz aus und fliegt ans andere Ende der Welt, mit dem geplanten gemeinsamen Selbstmord mittels eingeschmuggelter Pistole als Exitstrategie.

Nach einfühlsamem Klamauk klingt das, doch die Umsetzung fällt so beliebig aus wie das Gitarrengeklimper, das Fahrstuhlmusik ähnlich die Eskapaden von Andi und Benno begleitet. Umständlichkeit und vergebliche Anläufe zu irgendwas sollen Gelächter produzieren, beispielsweise wenn Andis Sauerstoffflaschen nicht in den Kofferraum des schicken Sportwagens passen, mit dem es zum Flughafen geht. Die Polizistendarsteller bei der Sicherheitskontrolle müssen das Lachen übernehmen, wenn Benno witzelt, das so einer wie der Andi im Rollstuhl doch wohl kaum in Bürotürme fliegen wird, oder? Ausgerechnet was turbulent und haarsträubend sein soll, erzeugt einen ernüchternden Nachgeschmack ereignisloser Bemühtheit.

Die anschließende Wohnmobiltour durch Südafrika ist nicht komisch, sondern nur tragisch, weil weder Sinnsuche noch der Hunger nach dem Exzess zu mehr als flauen Witzen reicht. Das liegt nicht nur daran, dass der umtriebige Fitz die Fußstapfen seines Erfolgsfilms Vincent will Meer auslatscht. Genialer Unsinn ist immer auch ermutigender Zerrspiegel der Welt. Dieser Unsinn zeigt jedoch eine Welt, die trotz allen Wettstreits um Aufregung so fade ist, dass sie sich weder zum Leben noch zum Sterben eignet.
 

Der geilste Tag (2016)

Unsinn ist im Kino nicht gleich Unsinn. Es gibt die geniale Variante, für die mutmaßlich Leoparden küsst man nicht ein für allemal den Maßstab gesetzt hat, und es gibt unendlich platte Versuche auf diesem Gebiet wie nun jüngst „Der geilste Tag“. Das tragikomisch-exotische Roadmovie um den Erlebnishunger zweier (angeblich) Todkranker aus der Feder, unter der Regie und – neben Matthias Schweighöfer – in der Hauptrolle von Florian David Fitz strebt die spaßigst möglichen Regelbrüche an.

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Meinungen

Dinki D. · 16.03.2016

L Ivana. Was ist gelungen? Film oder Rezension?

Ivana Worbs · 15.03.2016

Sehr gelungen

D.Grämer · 03.03.2016

Ich hatte mich auf den Kinoabend gefreut, aber war dann am Ende bissel enttäuscht. Es gab nur wenige Situationen, die mich zum Nachdenken gebracht hatten. Die Tatsache, daß zumindestens einer von den Jungs sterbenskrank war, nie kann ein Mensch das tun, was er getan hat. Seine Medikamente wegwerfen, als ob er sie in der letzten Phase nicht braucht, das ist wohl bissel an den Haaren herbeigezogen. Es ging viel um Geld - das hat mich gestört. Innere Gedanken und Gefühle wären mir sehr wichtig gewesen. Nur durch das heimliche Lesen der Zettel von Gedanken einer Fremden, wurde ein Abschied mit dem Tod etwas greifbar. Aber die Jungs - also wirklich waren manchmal ziemlich albern. SCHADE!