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Eine Stockentenfamilie verlässt, den Einwänden des Vaters zum Trotz, das angestammte Habitat. Irgendwo in dieser Prämisse steckt eine ergreifende Geschichte. Das in banalen Aktionismus verfallende Animationsabenteuer vermag sie jedoch nicht herauszuarbeiten.

Raus aus dem Teich (2023)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Auf zu neuen Ufern

Im Fall des Animationsstreifens „Raus aus dem Teich“ fasst der deutsche Verleihtitel den Film einmal treffender zusammen als das englische Pendant. Migration heißt das neue Werk von Illumination Entertainment (unter anderem verantwortlich für „Ich – Einfach unverbesserlich“) im Original und handelt von Enten, die vorübergehend ihre Heimat verlassen. Ein Familienabenteuer mit Anspielungen auf heutige Flüchtlingsschicksale? Könnte man meinen. Tatsächlich ziehen die Macher*innen allerdings keine zweite Ebene ein und wecken mit dem wenig poppigen Titel falsche Erwartungen. Die schmissigere deutsche Variante passt dann auch viel besser zu einem hübsch anzuschauenden Film mit eindimensionalen Charakteren und einer Story, die sich irgendwann in willkürlichem Actionquatsch verliert.

Stockentenpapa Mack (deutsche Stimme: Elyas M’Barek) liebt sein ruhiges Gewässer irgendwo im Nordosten der USA und verschwendet keinen Gedanken daran, der Heimat den Rücken zu kehren. Mehr noch: Seinen Kindern Dax und Gwen erzählt er ständig gruselige Geschichten über die Welt, die sich jenseits des Teichs erstreckt. „Je schauriger, desto besser!“, lautet sein Motto. Nicht, dass der Nachwuchs auf die Idee kommt, andere Orte erkunden zu wollen. Ehefrau Pam (Nazan Eckes) sieht das Ganze deutlich entspannter, ist weniger verbohrt und versteht die Begeisterung ihrer Sprösslinge, als Zugvogelenten bei ihnen Zwischenstopp machen und von ihrem Zielort Jamaika schwärmen. Zähneknirschend lässt sich Mack schließlich breittreten, ebenfalls den Flug nach Süden zu wagen, der natürlich einige Turbulenzen bereithält.

Immer wieder staunenswert ist das, was Animationsfilme heute visuell leisten können. In satten Farben malt Raus aus dem Teich unterschiedliche Landschaftstypen und Orte auf die Leinwand. Lust auf einen Urlaub in einer der US-Regionen, die für ihren leuchtenden Indian Summer bekannt sind, bekommt man gleich zu Anfang, wenn wir das in Gelb- und Rottönen erstrahlende Heimathabitat der Hauptfiguren kennenlernen. Erstaunlich auch, wie realistisch inzwischen am Computer erzeugte Wasserbewegungen aussehen. Spektakuläre Ansichten garantieren nicht nur eine Passage, die durch Wolkenmassen führt. Auch ein längerer Abstecher in die vibrierende Metropole New York wartet mit allerlei Details und imposanten Eindrücken auf.

Nicht zum ersten Mal im Animationskino der letzten Jahre hält der Inhalt jedoch nicht mit den optischen Reizen mit. Benjamin Renner (Ernest & Célestine), Koregisseur Guylo Homsy und Drehbuchautor Mike White, immerhin Schöpfer der bissig-satirischen Serie The White Lotus, hätten eine packende Geschichte über das Verlassen der eigenen Komfortzone, über Vorurteile und den Mut zu neuen Erfahrungen erzählen können. Besonders großes Interesse zeigen sie für die angeschnittenen Themen aber leider nicht. Beliebig wirkende Actionszenen stehen spätestens in der zweiten Hälfte im Vordergrund und machen spannende Entwicklungen in den Charakterbögen unmöglich. Den Vogel, um im Bild zu bleiben, schießt freilich ein als Schurke in Stellung gebrachter Starkoch ab, der einzig Grunzlaute von sich gibt und mit seinen überzogenen Gadgets aus einem völlig anderen Film zu stammen scheint.

Was in der deutschen Fassung positiv hervorsticht: die erfrischend engagierte Sprecherleistung des durch Germany’s Next Topmodel bekannt gewordenen Choreografen Jorge González, der dem Papagei Delroy seine markante Stimme leiht.

Nicht unter den Tisch fallen darf die Verwunderung über die Einstufung der FSK. Raus aus dem Teich mit der Altersfreigabe ab 0 Jahren zu versehen, ist gelinde gesagt abenteuerlich. In Macks Gruselstorys wird plakativ über das Töten gesprochen. Der Aufenthalt der Entenfamilie bei einem alten Reiherpaar könnte glatt einem animierten Horrorstreifen entnommen sein. Und auch das Auftreten des exzentrisch kostümierten bösen Kochs hat Verstörungspotenzial. Nebulös, warum die Prüfer*innen der FSK all dies als harmlos erachten.

Raus aus dem Teich (2023)

Die Entenfamilie Mallard steckt im Alltagstrott fest. Während Vater Mack damit zufrieden ist, mit seiner Familie auf ewig die gleichen Kreise im beschaulichen Teich zu ziehen, möchte Mutter Pam etwas Neues ausprobieren und mit ihren Kindern – Teenie-Sohn Dax und Entenküken Gwen – die weite Welt sehen. Als eine Familie von Zugvogel-Enten auf ihrem Teich landet, mit spannenden Geschichten von weit entfernten Orten im Gepäck, überredet Pam Mack zu einer Reise mit dem verschrobenen Onkel Dan über New York City bis ins tropische Jamaika. Doch als die Mallards sich auf den Weg in den Süden machen, geraten ihre gut ausgearbeiteten Pläne schnell durcheinander. Die neuen Erfahrungen werden sie dazu inspirieren, ihren Horizont zu erweitern, sich neuen Freunden zu öffnen und mehr zu erreichen, als sie je zu träumen gewagt hätten.

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Meinungen

Andrea · 09.04.2024

Ich persönlich fand den Film sehr schön, allerdings ist er nichts für kleinere Kinder. Meine 5 jährige Tochter saß bei einigen Szenen auf meinem Schoß und als der Chefkoch seinen Auftritt hatte, war es für sie vorbei und wir haben den Film verlassen. FSK ist meiner Meinung nach mindestens 6 oder eher älter.

Julia · 28.01.2024

Der Film war ganz nett und auch lustig.
FSK 0 halte ich auch für fragwürdig.
Selbst meine Tochter, die bereits 10 ist, ist bei einigen Szenen mit Reihern und Koch, ängstlich auf meinen Schoß geflüchtet.
Eine Fanilie mit 2 Kindern, vermutlich unter 5 haben sogar nach und nach den Saal verlassen und sind nicht wieder zurückgekehrt...
Ab 6 wäre angebrachter gewesen!!

thomas · 04.01.2024

Wir waren gestern zu Dritt (Eltern mit 11 jährigem Sohn) im Kino.. vor allem wir Eltern hatten eine Menge Spaß. Das ist ein echter Feelgood Film - ohne zu sehr ins moralische zu gehen und ohne zu albern zu werden. Auch echte Tiefe der Figuren darf man nicht verlangen.. sondern einfach die unglaublich sympathischen Figuren, die zudem - wie der gesamte Film - sehr gut amimiert sind. Den Punkt mit dem Alter findet ich auch grenzwertig. Kinder unter 8 bis 10 Jahre haben zu Beginn (Reiher) echt etwas auszuhalten.. Sehr schön: Wie der "Goldene Steaks" Selbstdarsteller anscheinend als Vorlage für den Bösewicht (Koch) diente.