The Face of Love (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Aus dem Reich der Toten

Eine Anekdote ließ Regisseur Arie Posin keine Ruhe. In seinen zweiten Spielfilm The Face of Love verarbeitet er die Geschichte zu einem einfühlsamen Drama um die Macht der Trauer und die Schwierigkeit, einen geliebten Menschen loszulassen.
Als die Mutter des Regisseurs Arie Posin jemanden auf der Straße sieht, der eine frappierende Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Ehemann hat, ist der Filmemacher davon so fasziniert, dass er einen Spielfilm daraus macht. Doch während diese zufällige Begegnung in der Realität für Posins Mutter nur eine witzige Anekdote bleibt, entwickelt sich in der Fiktion von Posins Drama The Face of Love eine Obsession mit der Vergangenheit.

Fünf Jahre, nachdem ihr Ehemann Gareth (Ed Harris) im Meer ertrunken ist, trifft Nikki (Annette Bening) während eines Museumsbesuchs auf einen Fremden, der Gareth bis aufs Haar gleicht. Überwältigt von der Ähnlichkeit der beiden Männer stellt sie ihm nach, findet seine Identität heraus und beginnt eine Beziehung mit ihm. Der Fremde heißt Tom, ist Kunstlehrer und ahnt nichts von Nikkis wahren Beweggründen. Doch auch Tom verbirgt etwas vor Nikki.

Aus seinem Bezugspunkt macht Arie Posin keinen Hehl. In einem Interview hat der Regisseur Alfred Hitchcocks Vertigo (1958) als einen seiner Lieblingsfilme genannt, in einer Szene von The Face of Love ist ein Poster des Klassikers zu sehen. Wie einst James Stewart trifft auch Annette Bening in einem Museum auf das Objekt ihrer Begierde. In gleitenden Kamerafahrten, die sich zwischen zwei Zeitebenen bewegen, beginnt The Face of Love wie eine Traumsequenz, verströmt kurz die Atmosphäre eines Krimis, bevor daraus ein Liebesfilm mit dramatischem Ausgang wird. Der Zuschauer ist Ed Harris‘ Figur des Kunstlehrers Tom stets einen Schritt voraus. Die Suspense beruht auf der Frage, wann und wie Tom hinter Nikkis Geheimnis kommt.

Doch The Face of Love ist alles andere als eine Hitchcock-Hommage. Arie Posin bedient sich lediglich eines variierten Vertigo-Motivs, um seine eigene, deutlich realistischere Geschichte einer gescheiterten Trauerarbeit zu erzählen. Der Filmemacher konzentriert sich dabei besonders auf seine Schauspieler – allen voran auf die Dynamik zwischen Ed Harris und Annette Bening, denen ein ruhiges, einfühlsames Porträt zweier gebrochener Herzen gelingt. Wie das Drama aus dem Schlamassel, in das sich Nikki manövriert, doch noch herauskommt, ist überzeugend. Ganz am Ende klärt sich auch der Filmtitel auf und zeigt, wie viele Gesichter die Liebe in diesem Film tatsächlich hatte.

The Face of Love (Blu-ray)

Eine Anekdote ließ Regisseur Arie Posin keine Ruhe. In seinen zweiten Spielfilm „The Face of Love“ verarbeitet er die Geschichte zu einem einfühlsamen Drama um die Macht der Trauer und die Schwierigkeit, einen geliebten Menschen loszulassen.
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