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Die Waisenkinder Anita und Tito ziehen zu ihrem seltsamen Onkel in die USA – auf der Suche nach Aliens oder Nachrichten von den Toten.

Tito, der Professor und die Aliens (2017)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Die Kinder und die Aliens

Las Vegas, glitzernde Häuser, hier wohnen alle berühmten Leute und vor allem Lady Gaga – so hat sich Anita ihre Ankunft in Amerika vorgestellt. Ihr kleiner Bruder Tito und sie haben die Reise aus Italien angetreten, nachdem nun auch ihr Vater gestorben war – auf zu dessen Bruder, dem „Professore“, dem erfolgreichen Wissenschaftler.

Auf die Reise und eine Fahrt durch die Nacht folgt ein etwas unsanftes Erwachen: Denn der Professor (Valerio Mastandrea) hat für die Kinder zwar extra ein cooles Zelt aufgebaut, aber sein eigenes Domizil ist ein ziemlich angerosteter Wohncontainer mitten in der Wüste neben Area 51 und sein Forschungslabor ist hinter einer Tür verborgen, die direkt in den Berg zu führen scheint. Erfolgreich scheint der unrasierte Witwer auch nicht zu sein – anscheinend verfolgt er im All seit Jahren vergeblich eine Spur, die eine Nachricht seiner verstorbenen Frau zu sein scheint. Einziger Lichtblick für die Kinder ist Stella (Clémence Poésy), die den Forscher durch die Gegend fährt und ansonsten in der kleinen Wohnwagensiedlung neben Area 51 Hochzeiten in wilden Alien-Kostümen organisiert.

Paola Randi füllt ihren zweiten Spielfilm mit Verlorenen, Einsamen: Anita (Chiara Stella Riccio), Tito (Luca Esposito) und der Professor wollen alle noch mit den Verstorbenen sprechen, mit jenen, die sie lieben und die nicht mehr hier sind. Was ihnen natürlich dabei entgeht: Der Blick aufs hier und jetzt, auf einander und auf die Menschen, die neben ihnen stehen.

Vor allem der Professor ist gefangen in seiner Suche nach einem Zeichen von seiner Frau; die Videobotschaft, dass Neffe und Nichte nun bei ihm wohnen müssen, erreicht ihn aber auch erst, als sein Bruder schon tot ist, die Kinder schon unterwegs sind. Die Toten sprechen mit uns, scheint der Film zu sagen, in immer gleichen Nachrichten, die wir doch nie vollständig verstehen.

Es wird dann noch ziemlich aufregend für die beiden Kinder – im Wohnwagen-Camp treffen sie natürlich auf Männer, die glauben, von Aliens entführt worden zu sein, vor allem aber auf so raubeinige wie wohlwollende Menschen, die alle auf ihre Weise an seltsame Dinge glauben; und die Kamera, die manchmal von der menschlichen Sicht in die Vogelperspektive wechselt, fängt dazu die scharfen Schatten ein, die Menschen und Gegenstände durch die Wüstensonne werfen: Harte Konturen, leuchtende Farben. Was sich dadurch verstärkt: Das Gefühl von Einsamkeit, die Wüste mit wenig Menschen, darüber der Himmel ganz ohne.

Der Professor hat sich einen Computer mit Künstlicher Intelligenz gebaut, und diese Linda unterhält sich bald ausführlich mit Tito – und findet schließlich Spuren im All, auf die vorher keiner mehr gehofft hat. Wird es eine Nachricht von Aliens sein? Eine Botschaft der Verstorbenen?

Tito, der Professor und die Aliens stellt eine ganze Menge Fragen in den Raum und verweigert sich klugerweise eindeutigen Antworten; es gibt am Schluss kein tränenreiches Wiedersehen mit den Toten, keine eindeutige Botschaft und keine Lehrsprüche für ein besseres Leben. Nur die Andeutung, dass das bessere Leben womöglich darin liegen könnte, sich einander zuzuwenden, und nicht allein dem All.

Allerdings äußert sich das eben nicht nur als Willen zu größerer Komplexität, sondern im gesamten Film vorher auch als reichlich desorganisiertes Durcheinander an Geschichten, Einfällen und Momenten. Nichts davon ist an und für sich verkehrt, aber in seiner Gesamtheit wirkt der Film unfokussiert, ohne Erkenntnisgewinn chaotisch und letztlich nicht bereit, sich wirklich auf seine Hauptfiguren einzulassen.

Es gibt viele schöne Momente dazwischen – etwa die ungeschickte Annäherung zwischen dem Professor und Stella erst bei einer Hochzeit („Ich tanze wie ein Pferd.“ – „Was für eins?“ – „Äh … ein Pony.“) und schließlich auf dem automatisch sich zum Sternenhimmel hindrehenden Sofa im Wohncontainer. Oder die geballte Herzlichkeit der seltsamen Existenzen in Stellas Siedlung. Aber letztlich bleibt auch all das unverbunden nebeneinander, ergeben die vielen Stränge und Augenblicke kein mitreißendes Ganzes, sondern eher einen sehr mäandernden, oft sprunghaften Gedankenstrom. Stellenweise bezaubernd anzusehen, aber oft auch eher vage und unvollendet.

Tito, der Professor und die Aliens (2017)

Ein verwitweter Wissenschaftler arbeitet in der Area 51 in Nevada an einem geheimen Weltraumprojekt der US Regierung. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt is Stella, Bedienung des örtlichen Diners. Eines Tages bekommt er eine Nachricht von seinem Bruder aus Italien. Er wird bald sterben und der Bruder soll sich nun um seine Kinder kümmern. Als die Kinder kommen, können sie es kaum erwarten den großen amerikanischen Professor und das Leben in Las Vegas kennenzulernen. Was sie allerdings erwartet sind ein kauziger Onkel, die Wüste und die Geheimnisse der Area 51!

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