The Bad Batch

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

The Cannibal States of America

Als Ana Lily Amirpour 2014 mit ihrem ersten Langfilm A Girl Walks Home Alone at Night beim Sundance Film Festival aufschlug, wurde sie sofort zur gefeierten Regisseurin und der Film zu einem Klassiker. Bei solch einem schnellen und großen Erfolg folgt dann immer das so genannte Sophomore-Phänomen: Wird der Nachfolger ein Hit, ist man für immer berühmt, ist er eine Pleite, war man doch nur eine Eintagsfliege. Viel Druck lastet also auf The Bad Batch, einem Film über Kannibalen im amerikanischen Niemandsland, der ihrem feministischen Vampirfilm nun folgt.

Der erste Akt, also ungefähr die ersten 30 Minuten, schließt nahtlos an ihren ersten Film an. Amirpour beschreibt mit Leichtigkeit und einer gewissen gelassenen Frechheit ihr neues Setting: Die USA (vielleicht unter einem Präsident Trump) haben in Texas ein großes Stück der Wüste abgezäunt. Dorthin werden — mit einer tätowierten Gefangenennummer — alle Unerwünschten zwangsausgesiedelt. So auch Arlen (Suki Waterhouse), eine junge Frau, die am Anfang mit einer Flasche Wasser und einem Burger ins Niemandsland geschmissen wird. Ein Schild erklärt die Regeln: Es gibt keine Regeln. Jeder ist vogelfrei. Ende. Arlen latscht also durch die Wüste auf der Suche nach einem Ort namens Comfort. Dort soll es nett sein. Doch vorher, aber das weiß Arlen nicht, kommt Bridge, der Ort der kannibalistischen Bodybuildergemeinde, die die Neuankömmlinge gern als Essensration nimmt. So auch Arlen, die innerhalb der ersten zehn Minuten gleich ihren rechten Arm und ihr rechtes Bein verliert. Das geht schon mal nicht so gut los. Aber Arlen kann sich dann doch noch irgendwie nach Comfort retten, vor allem dank eines alten Mannes (kaum zu erkennen: Jim Carey). Ab hier verliert der Film dann Schritt für Schritt seine Verve. Arlen ist irgendwie gelangweilt, läuft gern in der Wüste umher und gerät abermals mit Leuten aus Bridge aneinander. Einer von ihnen ist Miami Man (Jason Momoa), der wenig redet, aber viel grunzt und auf der Suche nach seiner Tochter Miel ist.

The Bad Batch könnte eine Art absurde Version von Mad Max sein, die Futuristisches und Apokalyptisches mit Kapitalismuskritik und Surrealismus á la Quentin Dupieux (Rubber, Wrong) vereint. Genau darauf scheint Amirpour auch abzuzielen, doch gelingen mag es ihr nicht. Nach einem sehr starken Auftakt verlieren sich Ideen und Kritik zunehmend in Gesten, Dialogen und langen Szenen voller Nichts, die alsbald nur noch oberflächlich absurd bleiben, ein Gefühl und die tieferen Gründe aber nicht mittragen. Die Gesten sind da, die Inhalte fehlen. Oder besser: nicht die Inhalte, sondern die Trigger fehlen, die das Publikum immer wieder irritieren und somit dazu bringen, das Gezeigte und die gesellschaftlichen Konstrukte dahinter zu hinterfragen. Doch es kommt nicht mehr zu diesen Irritationen. Vielmehr beginnt ein schleichender Prozess, in dem einem die vorgesetzten Prämissen, Orte, Ideen und Figuren immer weiter egal werden, denn sie outen sich sehr schnell als leer und nur darauf bedacht, irgendwie cool zu sein.

„You cannot enter the dream unless the dream enters you!“ steht auf dem Schild vor dem Haus des Dreamers (Keanu Reeves), dem örtlichen Drogenhändler und Mäzen von Comfort. Weitere Schilder mit coolen, aber recht sinnentleerten Sprüchen stehen überall herum. Nun, man möchte antworten: „You cannot enter the film, unless the film enters you“. Wenn der Film nur Oberfläche ist, kann man nicht in ihn eintauchen. Und genau das ist das Problem von The Bad Batch. Der Coolnessfaktor stimmt, die Bilder sind wunderbar fotografiert, die Grundidee ist herrlich. Doch die Ausführung ist schal und bleibt flach. Nichts mag sie herausgeben, mit dem man tiefer arbeiten kann. Und so bleibt man im Kinositz zurück mit hübschen Bildern, der Idee, was dies für ein Film hätte sein können, was er hätte reißen können in Sachen kritischer Kommentar auf die Gesellschaft und Politik Amerikas, und der Langeweile, die die Realität von Amirpours Werk dann doch zurücklässt.

The Bad Batch

Als Ana Lily Amirpour 2014 mit ihrem ersten Langfilm „A Girl Walks Home Alone at Night“ beim Sundance Film Festival aufschlug, wurde sie sofort zur gefeierten Regisseurin und der Film zu einem Klassiker.

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Meinungen

Vivi · 15.06.2022

Ich persönlich fand den Film wortwörtlich unbeschreiblich. Weder kann ich meine verlorene Zeit zurück bekommen noch Anklage wegen Körperverletzung anzeigen. Mein Schlaf nach dem Film wurde mir geraubt so wie meine letzen vorhandenen Gehirnzellen. Nicht wegen den Szenen, grunde dessen war das 24/7 das Nichts -verstehen worum es geht, worüber es spielt und was das ziel war. Ich fand die langen Unterhaltungen sehr speziell … inklusiv die 25 minütigen Pausen dazwischen. Gefüllt voller nix und geschmückt mit nichtvorhandenen sinn hinter allem. Nach diesem Film sehe ich mein Leben mit anderen Augen und vielen Fragen. Ich bedanke mich für nix

hugh · 12.03.2022

schade.so gute Schauspieler doch so ein idiotische film

Lydia · 15.12.2021

Es war einer der schlechtesten Filme den ich je geguckt habe. Ich habe den Sinn der Handlung nicht verstanden. Es haben zwei super Schauspieler mit gemacht, verstehe ich null das die sich überhaupt auf dem film eingelassen haben.

Angeekelt · 10.05.2021

Man hätte ein wenig deutlicher sein können, wie drastisch der Film beginnt. "Vielen Dank" für die Bilder. Ich werde mir wohl auf längere Sicht keinen Film mit Jason Momoa anschauen.

Und nein, ich habe den Film nicht zuende geschaut. Ich wollte mein Abendbrot für mich behalten.

Frederik · 09.11.2020

Volltreffer, genau auf den Punkt getroffen. Ich schließe mich da Peter und George bedingungslos an, danke

Peter · 20.04.2020

Hervorragende Kritik. Exakt auf den Punkt gebracht.

George · 15.06.2019

Supergenau auf den Punkt getroffen: genauso ist der Film.